Coriolanus

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Eine Anzahl nur, Dank ich schon allen, wähl ich: und den andern Spar ich die Arbeit für den nächsten Kampf, Wie er sich bieten mag. Voran, ihr Freunde! Vier meiner Leute mögen die erwählen, Die mir am liebsten folgen.

Cominius. Kommt, Gefährten, Beweist, daß ihr nicht prahltet, und ihr sollt Uns gleich in allem sein.

(Alle ab.)

Siebente Szene

Das Tor vor Corioli Titus Lartius, eine Besatzung in Corioli zurücklassend, geht dem Marcius und Cominius mit Trommeln und Trompeten entgegen, ihm folgt ein Anführer mit Kriegern

Titus. Besetzt die Tore wohl, tut eure Pflicht, Wie ich's euch vorschrieb. Send ich, schickt zur Hilfe Uns die Zenturien nach; der Rest genügt Für kurze Deckung. Geht die Schlacht verloren, So bleibt die Stadt uns doch nicht.

Anführer. Traut auf uns.

Titus. Fort! und verschließet hinter uns die Tore. Du, Bote, komm; führ uns ins römsche Lager.

(Alle ab.)

Achte Szene

Schlachtfeld Kriegsgeschrei, Marcius und Aufidius, die einander begegnen

Marcius. Mit dir nur will ich kämpfen! denn dich haß ich Mehr als den Meineid.

Aufidius. Ja, so haß ich dich. Mir ist kein Drache Afrikas so greulich Und giftig wie dein Ruhm. Setz deinen Fuß.

Marcius. Wer weicht, soll sterben als des andern Sklave, Dann richten ihn die Götter.

Aufidius. Flieh ich, Marcius, So hetz mich gleich dem Hasen.

Marcius. Noch vor drei Stunden, Tullus, Focht ich allein in Eurer Stadt Corioli Und hauste ganz nach Willkür. Nicht mein Blut Hat so mich übertüncht; drum spann die Kraft Aufs höchste, dich zu rächen!

Aufidius. Wärst du Hektor, Die Geißel eurer prahlerischen Ahnen, Du kamst mir nicht von hier.

(Sie fechten; einige Volsker kommen dem Aufidius zu Hilfe.)

Dienstwillig und nicht tapfer! Ihr beschimpft mich Durch so verhaßten Beistand.

(Alle fechtend ab.)

Neunte Szene

Das römische Lager Man bläst zum Rückzug; Trompeten. Von einer Seite tritt auf Cominius mit seinem Heer, von der andern Marcius, den Arm in der Binde, und andre Römer

Cominius. Erzählt ich dir dein Werk des heutgen Tages, Du glaubtest nicht dein Tun; doch will ich's melden, Wo Senatoren Trän' und Lächeln mischen, Wo die Patrizier horchen und erbeben, Zuletzt bewundern; wo sich Fraun entsetzen Und, froh erschreckt, mehr hören; wo der plumpe Tribun, der, dem Plebejer gleich, dich haßt, Ausruft, dem eignen Groll zum Trotz: "Dank, Götter, Daß unserm Rom ihr solche Helden schenktet!" Doch kamst du nur zum Nachtisch dieses Festes, Vorher schon voll gesättigt. Titus Lartius kommt mit seinen Kriegern.

Titus. O mein Feldherr! Hier ist das Streitroß, wir sind das Geschirr. Hättst du gesehn--

Marcius. Still, bitt ich. Meine Mutter, Die einen Freibrief hat, ihr Blut zu preisen, Kränkt mich, wenn sie mich rühmt. Ich tat ja nur, Was ihr: das ist, soviel ich kann, erregt, Wie ihr es waret, für mein Vaterland. Wer heut den guten Willen nur erfüllte, Hat meine Taten überholt.

Cominius. Nicht darfst du Das Grab sein deines Werts. Rom muß erkennen, Wie köstlich sein Besitz. Es wär ein Hehl, Ärger als Raub, nicht minder als Verleumdung, Zu decken deine Tat, von dem zu schweigen, Was durch des Preises höchsten Flug erhoben, Bescheiden noch sich zeigt. Drum bitt ich dich, Zum Zeichen, was du bist, und nicht als Lohn Für all dein Tun, laß vor dem Heer mich reden.

Marcius. Ich hab so Wunden hier und da, die schmerzt es, Sich so erwähnt zu hören.

Cominius. Geschäh's nicht, Der Undank müßte sie zum Schwären bringen Und bis zum Tod verpesten. Von den Pferden (Wir fingen viel und treffliche) und allen Den Schätzen, in der Stadt, im Feld erbeutet, Sei dir der zehnte Teil; ihn auszusuchen Noch vor der allgemeinen Teilung, ganz Nach deiner eignen Wahl.

Marcius. Ich dank dir, Feldherr; Doch sträubt mein Herz sich, einen Lohn zu nehmen Als Zahlung meines Schwerts. Ich schlag es aus Und will nur soviel aus gemeiner Teilung, Wie alle, die nur ansahn, was geschah.

(Ein langer Trompetenstoß. Alle rufen "Marcius! Marcius!", werfen Mützen und Speere in die Höhe.)

Daß die Drommeten, die ihr so entweiht, Nie wieder tönen! Wenn Posaun und Trommel Im Lager Schmeichler sind, mag Hof und Stadt Ganz Lüge sein und Gleisnerei.

William Shakespeare
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