Prinz Heinrich. Denket nicht so, Gnädigster Herr, ihr werdet es anders finden, und der Himmel verzeihe denen, die mich in Eu. Majestät Gedanken so tief erniedriget haben. Aber an Percys Kopf will ich mich rechtfertigen, und am Schluß irgend eines glorreichen Tages, mit dem Bewußtseyn, daß ich's werth bin, euch sagen, ich sey euer Sohn; und das soll der Tag seyn, er komme wann er will, da dieser Sohn der Ehre und des Ruhms, dieser tapfre Hot-Spur, dieser überall geprießne Ritter, und euer nichts geachteter Harry, im blutigen Felde zusammen kommen werden. Möchte immerhin jede Ehre die auf seinem Helm sizt, und jede Schmach über meinem Haupte sich verdoppeln! Denn er soll kommen, der Tag, da dieser junge Nordische Held seine glänzenden Thaten gegen meine Verachtung austauschen soll. Percy ist nur mein Factor, Gnädigster Herr, der glorreiche Thaten für mich aufhäuffen muß; ich will ihn zu einer scharfen Rechenschaft ziehen, und er soll mir jeden Ruhm, nicht den kleinsten ausgenommen, einhändigen, oder ich will ihm die Rechnung aus seinem Herzen reissen. Diß versprach ich im Namen des Himmels hier; und wenn ich lebe, um es zu vollbringen, so erlaubet mir Eu. Majestät zu bitten, daß es als eine Genugthüung für die Ausschweiffungen meiner Jugend angesehen werde. Wo nicht, so bezahlt das Ende des Lebens alle Schulden, und eher will ich hundert tausend Tode sterben, eh ich den kleinsten Theil dieses Gelübds brechen sollte.

König Heinrich. Hundert tausend Rebellen sterben durch diese Erklärung. Du sollst einen Auftrag, und hiezu unbeschränkte Vollmacht bekommen. (Blunt kommt herein.) Was bringst du neues, Blunt? Deine Blike kündigen etwas Unerwartetes vorher.

Blunt. Der Lord Mortimer von Schottland hat die Nachricht eingesandt, daß Dowglas und die Englischen Rebellen den eilften dieses Monats zu Schrewsbury sich vereinigen würden. Sie machen ein furchtbares Heer aus, wenn jeder von den Verschwornen sein Versprechen hält, so furchtbar, als jemals die Empörung in einem Staat aufgebracht hat.

König Heinrich. Der Graf von Westmorland, und mein Sohn Johann von Lancaster, sind heute schon aufgebrochen; denn diese Nachricht ist schon fünf Tage alt. Auf nächste Mittwoche, Harry, sollt du, und Donnstags wollen wir selbst ausziehen, und zu Bridgnorth wollen wir zusammentreffen. Du, Harry, sollt deinen Marsch durch Glocester-Schire nehmen; und in zwölf oder vierzehn Tagen soll unsre ganze Macht zu Bridgnorth sich vereinbaren. Hinweg! jeder Augenblik, um den wir uns verspäten, ist ein Vortheil für sie.

(Sie gehen ab.)

Fünfte und sechste Scene. (Ein paar pöbelhafte und schmuzige Zwischen-Scenen aus dem Wirthshaus zum Bären-Kopf in East-Cheap, zwischen Falstaff, Bardolph, der Wirthin, dem Prinzen und Peto.)

Vierter Aufzug.

Erste Scene. (Verwandelt sich in Schrewsbury.) (Hot-Spur, Worcester und Dowglas treten auf.)

Hot-Spur. Wohl gesprochen, mein edler Schotte, wenn nicht oft die Wahrheit selbst, in diesem verschmizten Zeit-Alter, für Schmeicheley gehalten würde. Aber ein Dowglas muß von solchem Gehalt seyn, daß kein Kriegsmann vom Gepräge dieser Zeit einen so allgemeinen Cours durch die Welt habe wie er. Beym Himmel, ich kan nicht schmeicheln; aber einen bravern Plaz hat niemand in meinem Herzen als ihr. Nein, nehmt mich beym Wort; sezt mich auf die Probe, Lord.

Dowglas. Du bist der König der Ehre, und wenn jemand auf Erden Athem holt, der dir den Vorzug streitig machen will, wer er auch sey, dem will ich Troz bieten. (Ein Bote zu den Vorigen.)

Hot-Spur. Thut das, und ihr thut wohl--Was für Briefe hast du hier?--

Bote. Von euerm Vater.

Hot-Spur. Briefe von ihm? Warum kommt er nicht selbst?

Bote. Er kan nicht kommen, Milord, er ist gefährlich krank.

Hot-Spur. Himmel! Wie hat er die Musse in dieser entscheidenden Zeit krank zu seyn? Wer führt seine Truppen an? Unter wessen Commando kommen sie?

Bote. Seine Briefe müssen seine Gesinnung entdeken; mir ist nichts bekannt.

Hot-Spur. Seine Gesinnung?

Worcester. Muß er denn zu Bette liegen?

Bote. Er lag schon vier Tage eh ich abgieng; und wie ich abreißte, waren die Aerzte seinetwegen in grossen Sorgen.

William Shakespeare
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