(Dowglas kommt zurük.)

Dowglas. Waffnet euch, Milords, waffnet euch; ich habe dem König Heinrich eine brave Ausfordrung in die Zähne gestossen; Westmorland, der als Geisel hier war, trägt sie ihm zu, und er kan nun nicht anders als sie schleunig wieder zurük bringen.

Worcester. Der Prinz von Wales trat vor dem König hervor, und forderte euch zum Zweykampf heraus, Neffe.

Hot-Spur. Wollte der Himmel, wir beyde hätten den Handel allein auszumachen, und niemand müßte heut kurzen Athem holen, als ich und Harry Monmouth! Sagt mir, sagt mir, wie sprach er von mir? That er verächtlich?

Vernon. Nein, auf meine Seele! In meinem Leben hört' ich keine bescheidnere Ausforderung; ein Bruder könnte den andern nicht höflicher auffordern, wenn es um eine blosse Waffenübung, um ein Ritterspiel zu thun wäre. Er bezeugte alle Hochachtung gegen euch, die ein Mann fordern kan, erhob euern Werth mit einer fürstlichen Zunge, und sprach von euern Verdiensten wie eine Chronik; und was in der That ein Zeichen eines fürstlichen Gemüths war, er sprach mit Schaamröthe von sich selbst, und beschalt seine übel zugebrachte Jugend mit einem Anstand, der zu beweisen schien, daß seine bessere Seele über die andre meister seyn könne, sobald er wolle. Hier hielt er inn; aber laßt mich der Welt sagen, wenn er den Neid dieses Tages überlebt, so hat England nie eine schönere Hoffnung besessen, so sehr auch die Ausschweiffungen seiner Jugend sie verdunkelt haben.

Hot-Spur. Vetter, ich glaube du bist in seine Thorheiten verliebt; ich habe nie von einem Prinzen gehört, der die ausgelassenste Wildheit so weit getrieben hätte. Aber sey er was er will, eh es Nacht ist, will ich ihn mit einer so soldatischen Umarmung bewillkommen, daß er unter meiner Höflichkeit zusammenschrumpfen soll. Zun Waffen, hurtig! Und ihr, Cameraden, und Freunde, bedenkt selbst was ihr zu thun habt, da ich, der die Gabe der Beredsamkeit nicht hat, nicht geschikt bin, euer Blut durch meinen Zuspruch zu erhizen.

Fünfte Scene. (Ein Bote zu den Vorigen.)

Bote. Milord, hier sind Briefe für Eu. Gnaden.

Hot-Spur. Ich kan sie izt nicht lesen. O meine Freunde, wir haben eine kurze Zeit zu leben, und von dieser kurzen Zeit eine einzige Minute unedel zu verschwenden, wäre zu lange. Ueberleben wir diesen Tag, so leben wir, um auf Könige zu treten; sterben wir, ist das nicht ein schöner Tod, wenn Könige mit uns sterben müssen? (Ein andrer Bote.)

Bote. Gnädiger Herr, der König ist im Anzug.

Hot-Spur. Ich dank ihm, daß er mich in meinem Mährchen unterbricht, denn reden ist nicht meine Sache. Nur noch diß, ein jeder thue sein Bestes. Und hier zieh ich ein Schwerdt, dessen Stahl ich, an diesem gefahrvollen Tage, mit dem besten Blut, das ich finden kan, färben werde. Nun, (Esperanza!) Percy!* und rükt aus; laßt alle die muntern Instrumente des Kriegs ertönen, und bey dieser Musik laßt uns einander umarmen; denn ich wollte den Himmel an die Erde sezen, daß einige von uns die Zeit nicht sehen werden, einander wieder so zu bewillkommen.

(Sie umarmen sich und gehen ab. Die Trompeten lassen sich hören.)

{ed. * Diß war, nach Halls Chronik Bl. 22, das Wort zum Angriff in Percy's Armee. Pope.}

Sechste Scene. (Der König mit seiner Armee; man bläßt zum Angriff.) (Hernach treten Dowglas und Sir Walter Blunt auf.)

Blunt. Wer bist du, daß du mir überall so in den Weg kommst? Was für Ehre suchst du an mir einzulegen?

Dowglas. Wisse denn, mein Name ist Dowglas, und ich verfolge dich deßwegen so, weil man mir sagt, du seyst ein König.

Blunt. Man sagt dir die Wahrheit.

Dowglas. Der Lord von Stafford hat bereits davor bezahlt, daß er dir gleich sieht; denn weil ich ihn für dich ansah, König Harry, so hat ihm dieses Schwerdt ein Ende gemacht. Und so soll es auch dir thun, es wäre dann, daß du dich mir gefangen geben willst.

Blunt. Ich bin nicht gebohren mich zu ergeben, du übermüthiger Schotte, und du sollt einen König finden, der Staffords Tod rächen wird.

(Sie fechten, Blunt fällt.)

(Indem tritt Hot-Spur auf.)

Hot-Spur. O Dowglas, hättest du zu Holmedon so gefochten, nie hätt ich über einen Schotten gesiegt.

William Shakespeare
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