Falstaff. Nein, das ist gewiß; ich bin nicht gedoppelt; aber wenn ich nicht Hans Falstaff bin, so will ich ein Hans Dampf seyn. Hier ligt Percy; wenn euer Vater mir eine Ehre dafür anthun will, so mag er's; wo nicht, so kan er den nächsten Percy selber umbringen. Ich hoffe entweder Graf oder Herzog zu werden, das kan ich euch versichern.

Prinz Heinrich. Wie? Ich erlegte den Percy, und dich sah ich todt ligen.

Falstaff. Thatst du das? Herr, Herr! Wie die Welt dem Lügen ergeben ist! Ich versichre euch, ich lag ohne Athem auf dem Boden, und er auch; aber wir stunden beyde zugleich wieder auf, und fochten eine ganze lange Stunde, nach der Gloke von Schrewsbury; wenn man mir's glauben will, gut; wo nicht, so mögen diejenige, so die Tapferkeit belohnen sollten, die Sünde auf sich nehmen; ich will mein Leben dran sezen, daß ich ihm die Wunde in das dike Bein gegeben habe: Wenn der Mann noch lebte, und es läugnen wollte, ich wollte ihm ein Stük von meinem Degen zu fressen geben.

Lancaster. Das ist die seltsamste Begebenheit, die ich jemals gehört habe.

Prinz Heinrich. Das ist der seltsamste Bursche, Bruder John--Komm du, nimm dein Bagage hübsch auf den Rüken, und wenn eine Lüge dir was Gutes thun kan, so will ich sie, dir zu gefallen, mit den günstigsten Ausdrüken übergülden, die ich finden kan.--

(Man hört zum Rükzug blasen.)

Das Feld ist unser! Komm, Bruder, wir wollen mitten auf das Schlachtfeld, und sehen, welche von unsern Freunden noch leben, und welche gefallen sind.

(Sie gehen ab.)

Falstaff. Ich will auch hinter drein. Das will ich doch sehen, wie sie mich belohnen werden. Der Himmel lohn' es dem, der mich belohnt! Wenn ich groß werde, so werd' ich um die Hälfte meines Bauchs kleiner werden; denn ich will dann purgieren, und den Sect lassen, und ein ordentliches Leben führen, wie ein Edelmann thun soll.

(Er geht ab.)

Dreyzehnte Scene. (Trompeten: König Heinrich, der Prinz von Wales, Lord John von Lancaster, Graf von Westmorland, mit Worcester und Vernon als Gefangnen, treten auf.)

König Heinrich. So fand die Empörung noch allemal ihre Züchtigung. Uebelgesinnter Worcester, sandten wir nicht euch allen Gnade, Verzeihung, und freundschaftliche Erbietungen zu? Und du erfrechtest dich unsre Erklärung in das Gegentheil zu verkehren, und durch diesen Betrug deines Vetters Zutrauen zu seinem Verderben zu mißbrauchen! Drey tapfre Ritter, die an diesem Tag auf unsrer Seite gefallen sind, ein edler Graf, und viele andre wakern Leute würden noch leben, wenn du redlich, wie ein Christ, für das Beste unsrer Armeen gedacht hättest.

Worcester. Was ich gethan habe, dazu zwang mich meine Erhaltung; und ich unterziehe mich geduldig meinem Schiksal, da es nicht in meiner Macht stund, ihm auszuweichen.

König Heinrich. Führet Worcestern und Vernon zum Tode; den übrigen Mitschuldigen geben wir noch Frist. Wie steht es im Felde?

Prinz Heinrich. Der tapfre Schotte, Lord Douglas, wie er sah, daß keine Hoffnung übrig war, diesen Tag zu gewinnen; daß Percy erschlagen war, und die Furcht alle seine Leute ergriffen hat, entfloh mit den übrigen; und ein Fall, den er that, richtete ihn so übel zu, daß er in die Hände der Nachsezenden fiel. Er ist in meinem Zelt, und ich bitte Euer Majestät um die Gnade, daß ich über ihn disponieren dürfe.

König Heinrich. Herzlich gern.

Prinz Heinrich. So übertrag' ich dann euch, Bruder Lancaster, die Vollziehung dieses rühmlichen Werks der Großmuth. Geht zu Douglas, und sezt ihn, ohne Lösegeld und Bedingung, in völlige Freyheit. Die Tapferkeit, die er an dem heutigen Tag auf unsre Köpfe erprobet hat, hat uns gelehrt, so schöne Thaten selbst an unsern Feinden hochzuschäzen.

Lancaster. Ich danke Euer Gnaden für einen Auftrag, den ich sogleich mit Vergnügen befolgen werde.

König Heinrich. Nun bleibt nichts übrig, als unsre Macht zu theilen. Ihr, Sohn Johann, und mein Vetter Westmorland, sollt euch in möglichstes Eile nach York wenden, um Northumberlanden und den Prälaten Scroop anzugreiffen, die sich wie wir hören, mit grossem Eifer zum Krieg rüsten.

William Shakespeare
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