Bardolph (zu Falstaff leise.) Sir, ein Wort mit euch--Schimmlicht und Bulkalb bieten drey Pfund an, wenn ihr sie freylassen wollt.

Falstaff. Gut, gut.

Schallow. Nun, Sir John, welche viere wollt ihr haben?

Falstaff. Wählt ihr für mich.

Schallow. Nun so sey es dann, Schimmlich, Bulkalb, Schwächlich und Schatten.

Falstaff. Schimmlich und Bulkalb--Was euch betrift, Schimmlich, bleibt ihr da, bis ihr aufgebraucht seyd, und ihr, Bulkalb, wachßt bis man euch brauchen kan; ich will keinen von euch.

Schallow. Sir John, Sir John, ihr thut euch ja selbst Unrecht, sie sind ja gerade die zween ansehnlichsten, und ich wollte euch gerne mit den besten bedient wissen.

Falstaff. Herr Schallow, wollt ihr mich lehren, wie ich meine Leute auswählen soll? Bekümmre ich mich was darum, wie groß, wie dik oder wie stark die Leute sind, was für breite Schultern sie haben, oder wie dik ihre Beine sind? Ich sehe auf Herz, Herr Schallow. Seht mir diesen Warze hier, ich steh euch davor, so zerlumpt er aussieht, so soll er mir drauf zuschlagen, wie ein Zinngiessers-Hammer; der Kerl ist flink, das kan ich euch sagen. Und dieser schindeldürre Geselle, Schatten, hier, das ist ein Mann für mich; das ist ein Mann, dem der Feind nicht beikommen kan; der Feind könnte eben so leicht nach der Schärfe eines Federmessers zielen als nach ihm; und wenn es um eine Retirade zu thun ist, wie behend wird dieser Schwächlich, der Frauenzimmer-Schneider, davon lauffen? O, gebt mir die unansehnlichen Leute, und behaltet diese grossen Kerle für euch. Gebt mir Warzen eine Flinte in die Hand Bardolph--- -------------Diese Bursche werden ihre Sachen nicht übel machen. Herr Schallow, Gott behüte euch; lebt wohl, Herr Silence. Ich mache wie ihr seht, nicht viel Complimente; lebt wohl, meine Herren, beiderseits. Ich danke euch; ich muß noch ein duzend Meilen machen, eh es Nacht ist. Bardolph, gieb den Soldaten Uniformen.

Schallow. Sir John, der Himmel geleite euch, und benedeye eure Waffen, und geb' uns bald Frieden. Besucht mein Haus, wenn ihr zurükkommt; wir wollen die alte Bekanntschaft wieder erneuern; vielleicht geh ich dann mit euch nach Hofe.

Falstaff. Es sollte mir angenehm seyn, Herr Schallow.

Schallow. Gut, gut, es bleibt dabey, ein Mann ein Wort. Lebt wohl.

(Sie gehen ab.)

Vierter Aufzug.

Erste Scene. (Ein Wald in Yorkschire.) (Der Erzbischoff von York, Mowbray, Hastings und Coleville treten auf.)

York. Wie nennt man diesen Wald?

Hastings. Es ist Gaultree-Wald, Milord.

York. Hier wollen wir Halte machen, Milords, und Kundschafter ausschiken, um die Stärke des Feinds zu erkundigen.

Hastings. Es ist schon geschehen.

York. Ihr habt wol gethan. Nun, meine Freunde und Brüder in dieser grossen Angelegenheit, muß ich euch entdeken, daß ich kürzlich Briefe von Northumberland erhalten habe, deren kalter Inhalt dieser ist: Er wünschte in Person, und mit einer Macht, die seinem Stande proportioniert wäre, bey uns zu seyn; da es ihm aber unmöglich sey, eine solche aufzubringen, so habe er sich nach Schottland zurükgezogen, bis Zeit und Vermögen ihm erlauben würden, mehr zu thun. Den Beschluß macht er mit herzlichen Wünschen, daß unsre Unternehmung die Gefahr eines so mächtigen Widerstands überleben möge.

Mowbray. So stürzt also das ganze Gebäude von Hoffnungen ein, das wir auf ihn gegründet hatten. (Ein Bote zu den Vorigen.)

Hastings. Nun, was bringt ihr Neues?

Bote. Von der Westseite dieses Waldes, und kaum noch eine Meile entfernt, rükt der Feind in stolzer Schlachtordnung an; und soviel aus dem Grund den sie deken, abzunehmen ist, schäze ich ihre Anzahl höchstens auf dreyßig tausend Mann.

Mowbray. Das ist gerade soviel als wir vermutheten. Laßt uns aufbrechen, um ihnen ins Gefild entgegen zu rüken.

Zweyte Scene. (Westmorland zu den Vorigen.)

York. Was für ein stattlicher Kriegs-Oberster kommt hier auf uns zu?

Mowbray. Ich denke, es ist Milord von Westmorland.

Westmorland. Heil und geneigten Gruß von unserm Feld-Herrn, dem Prinzen John von Lancaster.

William Shakespeare
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