Falstaff. Ich weiß nicht; hier ist er, und hier liefr' ich ihn aus, und bitte Eu. Durchlaucht, daß es mit den übrigen Thaten dieses Tages aufgeschrieben werden möge; oder bey G*** ich will eine eigne Ballade darauf machen lassen, und oben drüber mein Bild in Holzschnitt, und Colevillen wie er mir die Füsse küßt; wenn ich genöthiget werde, so was zu thun, und wenn ihr nicht alle wie verguldte Doppel-Pfennige gegen mich aussehen sollt, und ich am hellen Himmel des Ruhms euch nicht eben so weit überglänzen werde, als der Vollmond die Funken in einer heissen Asche, die nur wie Steknadel-Köpfe gegen ihn aussehen, so glaubt keinem Edelmann auf sein Wort. Laßt mir also mein Recht wiederfahren; laßt das Verdienst steigen.

Lancaster. Zum Steigen ist das deine zu schwer.

Falstaff. So laßt es scheinen.

Lancaster. Dazu ist es zu dicht.

Falstaff. Laßt es nur etwas thun, mein gütiger Lord, das mir wohl thut, und nennt es wie ihr wollt.

Lancaster. Ist dein Name Coleville?

Coleville. Ja, Milord.

Lancaster. Du bist ein berüchtigter Rebell, Coleville.

Coleville. Ich bin, Milord, was bessere als ich sind, die mich hieher führten; hätt' ich ihnen rathen sollen, ihr solltet sie theurer bezahlt haben, als ihr habt.

Falstaff. Ich weiß nicht, wie theuer sie sich selbst verkauften, aber du warst ein so gutherziger Geselle, und gabst dich gratis weg; und ich danke dir davor.

Siebende Scene. (Westmorland zu den Vorigen.)

Lancaster. Nun, habt ihr das Nachsezen gehemmet?

Westmorland. Unsre Leute sind wieder zurük, und warten nur auf Befehl, wegen der Gefangnen.

Lancaster. Sendet also Colevillen mit seinen Consorten nach York, ihr Urtheil unverzüglich zu empfangen. Blunt, führe sie ab, und sorge daß sie wol bewacht werden.

(Blunt geht mit Coleville ab.)

Und nun, Milords, will ich nach Hofe; ich höre, der König mein Vater ist krank; unsre Zeitungen sollen uns zuvorkommen, und ihr, Vetter, sollet sie seiner Majestät überbringen; vielleicht werden sie von beßrer Würkung seyn, als alle andre Arzneyen. Wir werden euch sobald als möglich folgen.

(Sie gehen ab.)

Achte Scene. (Verwandelt sich in den Palast zu Westmünster.) (König Heinrich, Warwik, Clarence und Glocester treten auf.)

König Heinrich. Nun, Milords, wenn der Himmel diesem Streit, der vor unsrer Thüre blutet, ein glükliches Ende macht, so wollen wir unsre Jugend in höhere Gefilde führen, und hinfort keine andre als geheiligte Schwerdter ziehen. Unsre Flotte ist ausgerüstet, unsre Macht beysammen, die Regierung in unsrer Abwesenheit ist bestellt, und alles ist so wie wir's wünschen; ausser daß wir uns ein wenig besser befinden sollten, und noch verziehen müssen, bis diese Rebellen zu paaren getrieben sind.

Warwik. Beydes, Gnädigster Herr, wird, wie wir nicht zweifeln, in kurzem nach Wunsch erfolgen.

König Heinrich. Humphrey, mein Sohn von Glocester, wo ist der Prinz euer Bruder?

Glocester. Gnädigster Herr, ich denke, er ist nach Windsor auf die Jagd gegangen.

König Heinrich. Mit was für Gesellschaft?

Glocester. Ich weiß es nicht, Milord.

König Heinrich. Ist nicht sein Bruder, Thomas von Clarence, bey ihm?

Glocester. Nein, Gnädigster Herr, er ist hier gegenwärtig.

Clarence. Was wünscht mein Gebietender Herr und Vater?

König Heinrich. Nichts als Gutes für dich, Thomas von Clarence. Wie kommt es, daß du nicht bey dem Prinzen deinem Bruder bist? Er liebt dich, und du sezest ihn bey Seite, Thomas; du hast einen bessern Plaz in seinem Herzen als deine Brüder, trage Sorge dazu, mein Sohn, du kanst dereinst nach meinem Tod die Mittels-Person zwischen ihm und deinen Brüdern seyn, und ihnen wichtige Dienste thun. Verabsäume ihn also ja nicht; und verscherze den Vortheil seiner Liebe nicht, durch den Schein der Kaltsinnigkeit, oder, als wenn du dich nichts um ihn bekümmertest. Er ist gütig und freundschaftlich gegen diejenige, die er ihm ergeben sieht; er hat Thränen für andrer Leiden, und eine immer offne Hand zur Wohlthätigkeit. Allein, wenn er gereizt wird, ist er lauter Feuer, launig wie der Winter, und gäh wie ein Windsstoß an einem kühlen Morgen.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book