Wir sind nun im Begriff unser Parlament zusammen zu beruffen, und wir werden vor allen Dingen darauf bedacht seyn, unsern edeln Staatsrath, in welchem ihr, mein Vater,

(zum Lord Ober-Richter,)

den Vorsiz haben sollt, mit würdigen Gliedern zu verstärken; damit der grosse Körper unsers Staats mit den bestregierten Nationen in gleicher Linie stehe, und Krieg oder Frieden oder beydes zugleich, uns bekannte und vertraute Sachen seyn mögen. Sobald unsre Crönung vorbey seyn wird, werden wir, wie ich schon erinnert, unsern ganzen Staat zusammen beruffen, und, wenn der Himmel meine guten Absichten bekräftiget, so soll kein Prinz noch Pair eine gerechte Ursache finden zu wünschen, daß der Himmel Heinrichs glükliches Leben um einen einzigen Tag verkürzen möge.

(Sie gehen ab.)

Vierte Scene. (Diese Scene stellt das Gastmahl vor, das der Junker Schallow dem Sir John Falstaff giebt; es ist ein vortreffliches Gemählde in seiner Art, aber man muß nach London reisen um es zu sehen; denn nichts als die würkliche theatralische Vorstellung kan ihm das Leben und den Grad von Abgeschmaktheit geben, worinn der ganze Werth davon besteht. Das was bey der Vorstellung den besten Effect machen muß, ist der gute ehrliche Junker Silence, der aus dem mehr als Pythagoräischen Stillschweigen, das er nüchtern zu halten pflegt, in das andre Extremum fällt, und in trunknem Muth ein dummes Liedlein nach dem andern singt.)

Fünfte Scene. (Während daß Herr Silence und Sir John im Streit begriffen sind, wer den andern zu Boden trinken könne, kommt Pistol von London an, und unterbricht das Landjunkerische Bacchanal durch frohe Zeitungen vom Hofe, die er ankündiget, ohne gleich zu sagen, worinn sie bestehen. Dieses giebt unserm Autor Anlas zu einer kleinen spöttischen Parodie eines abgeschmakten Schauspiels vom König Cophetua, so vermuthlich damals noch von Marionetten-Spielern oder andern Comödianten von dieser Art gespielt wurde; endlich macht die Weisheit des Hrn. Schallow dem Mißverständniß auf folgende Art ein Ende:)

Schallow. Um Vergebung, Sir: Wenn ihr mit neuen Zeitungen vom Hofe kommt, Sir, so sind, wie ich's begreiffe, nur zwey Wege; entweder ihr müßt sie sagen, oder ihr müßt verschweigen. Ich bin unter dem König in einiger Autorität, Herr.

Pistol. Unter welchem König? Nichtswürdiger, sprich oder stirb!*

{ed. * Dieser Vers scheint wieder eine Parodie zu seyn.}

Schallow. Unterm König Heinrich!

Pistol. Heinrich dem vierten oder dem fünften?

Schallow. Heinrich dem vierten.

Pistol. So geb' ich dir einen T** für dein Amt. Sir John, dein zartes Lämmchen ist nun König. Heinrich der fünfte ist der Mann. Was ich sag' muß wahr seyn. Wenn Pistol lügt, so thut das, und prellt mich wie den prahlenden Spanier.

Falstaff. Was, ist der alte König todt?

Pistol. Wie ein Nagel in der Thür; das muß wahr seyn.

Falstaff. Auf, Bardolph, sattle mir mein Pferd. Herr Robert Schallow, such' dir ein Amt im Königreich aus, was für eins du willt, es ist dein; Pistol, ich will dich doppelt mit Ehrenstellen beladen.

Bardolph. O freundenvoller Tag! Ich wollte kein Ritter-Gut um mein Glük nehmen.

Pistol. Gelt! Ich bringe gute Zeitungen?

Falstaff. Tragt Herrn Silence zu Bette: Herr Schallow, Milord Schallow, sag nur was du seyn willst, ich bin Fortuna's Haushofmeister--Zieh deine Stiefel an, wir wollen die ganze Nacht durch reiten. O! süsser Pistol, sag mir noch mehr, und vergiß mit allem dem nicht, dich zu besinnen, was du gern hättest. Stiefel, Stiefel an, Herr Schallow. Ich weiß, der junge König schmachtet nach mir. Wir wollen Pferde nehmen, wo wir sie finden, die Geseze von England stehen izt zu meinem Befehl. Glüklich sind die, die sich meine Freunde nennen können; und weh dem Milord Ober-Richter!

Sechste Scene. (Verwandelt sich in eine Strasse von London.) (Die Wirthin und Dortchen Tear-Scheet, von Zween Bütteln geführt, treten auf.) (Eine kleine Scene, von der pöbelhaftesten und unanständigsten Art, die sich nicht übersezen läßt.)

Siebende Scene. (Ein öffentlicher Plaz nicht weit von der Westmünster-Abbtey.) (Zween Bediente von Hof die den Boden mit Binsen bestreuen.)

1.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book