Bedienter. Mehr Binsen, mehr Binsen!

2. Bedienter. Die Trompeten haben schon zum zweytenmal geblasen.

1. Bedienter. Es wird zwey Uhr seyn, eh sie von der Crönung zurük kommen.

(Sie gehen ab.)

(Falstaff, Schallow, Pistol, Bardolph und der kleine Lakey treten auf.)

Falstaff. Steht hier, neben mich, Herr Robert Schallow, ich will machen, daß der König euch eine Gnade erweisen soll: Ich will ihn von der Seite anschielen, wenn er kommt, und gebt nur acht, was er mir für ein Gesicht machen wird--Komm hieher, Pistol, steh' hinter mich. O! wenn ich nur Zeit gehabt hätte, neue Livreen machen zu lassen, ich wollte die tausend Pfund dazu angewandt haben, die ich von euch borgte. Aber es hat nichts zu bedeuten, dieser schlechte Aufzug ist besser; er zeigt an, wie groß mein Verlangen war ihn zu sehen.

Schallow. Das thut es.

Falstaff. Es zeigt die Heftigkeit meiner Liebe an.

Schallow. Das thut es.

Falstaff. Meine Devotion.

Pistol. Das thut es, das thut es, das thut es.

Falstaff. Tag und Nacht zu reiten, und sich nicht einmal so viel Zeit zu nehmen, sich nicht einmal zu besinnen noch Geduld zu haben, ein weisses Hemd anzuziehen.

Schallow. Das ist gewiß!

Falstaff. Sondern so beschmuzt, wie man von der Reise kommt, dazustehen, und vor Begierde ihn zu sehen schwizen, an nichts anders denken, alles andre vergessen, als ob sonst nichts in der Welt zu thun wäre, als ihn zu sehen.

Schallow. So ist es, in der That.

Pistol. Mein Ritter, ich muß dir was sagen, daß deine edle Leber in Flammen sezen wird: Dein Dortchen, die Helena deiner edeln Gedanken ligt in tiefer Noth und in anstekendem Gefängniß, von schmuzigen mechanischen Händen weggeschleppt. Laß die Rache mit Alectos Schlangen-Haaren aus ihrer düstern Höhle hervorstürmen, Dortchen ist eingestekt. Was Pistol sagt, muß wahr seyn.

Falstaff. Ich will sie in Freyheit sezen.

Pistol. Da heulte die See; die Trompeten schallen.

Achte Scene. (Der König tritt mit seinem ganzen Gefolge auf.)

Falstaff. Heil dir, König Hal; Heil, mein königlicher Hal.

Pistol. Der Himmel schüze dich, du ruhmvolles Reis von königlichem Stamm!

Falstaff. Gott grüß dich, mein süsser Junge!

König Heinrich. Milord Ober-Richter, sprecht zu diesem thörichten Mann.

Lord Ober-Richter. Seyd ihr bey Sinnen? Wißt ihr auch was ihr redt?

Falstaff. Mein König, mein Jupiter; ich rede mit dir, mein Herz.

König Heinrich. Ich kenne dich nicht, alter Mann; bereite dich zu deinem Tode: Wie übel stehen graue Haare einem Narren und Pikelhäring an! Ich habe lange von einem solchen Mann geträumt, der so von Schwelgerey aufgeschwollen, so alt und so ruchlos war; aber da ich erwacht bin, verschmäh' ich meinen Traum. Sorge daß dein Bauch kleiner--zurük!-- und dein Werth grösser werde; laß dein Schwelgen; bedenke, daß das Grab seinen Rachen dreymal weiter gegen dich aufsperrt, als gegen andre Leute--Antworte mir keinen abgeschmakten Spaß auf diß; bilde dir nicht ein, daß ich das Ding bin das ich war; der Himmel weiß, und die Welt soll es gewahr werden, daß ich mein vormaliges Selbst von mir geworffen habe, und so will ich's auch mit meiner Gesellschaft machen. Wenn du hören wirst, ich sey wie ich war, dann komm zu mir, und du sollt seyn was du warst, der Vormünder und Pfleger meiner Auschweiffungen. Bis dahin verbann' ich dich, bey Straffe des Todes, dich und den Rest meiner Verführer, euch niemals unter zehn Meilen meiner Person zu nähern. Ich will euch den nöthigen Unterhalt reichen lassen, damit euch Dürftigkeit nicht nöthige böses zu thun; und so wie wir hören werden, daß ihr euch bessert, wollen wir euch, euerm Stand und eurer Tüchtigkeit nach, Befördrung geben--Sorget dafür, Milord, daß diesem unserm Willen nachgelebt werde. Weiter fort!--

(Der König und sein Gefolge gehen ab.)

Neunte Scene.

Falstaff. Herr Schallow, ich bin euch tausend Pfund schuldig.

Schallow. Ja, mein Seel, Sir John, und ich bitte euch, gebt sie mir wieder mit heim.

Falstaff. Das kan schwerlich seyn, Herr Schallow.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book