Theseus. Geh, heiß die Jäger, sie Mit ihren Hörnern wecken.

(Waldhörner und Jagdgeschrei hinter der Szene, Demetrius, Lysander, Hermia und Helena erwachen und fahren auf.)

Theseus. Ei, guten Tag! Sankt Velten ist vorbei, Und paaren jetzt sich diese Vögel erst?

Lysander. Verzeihung, Herr!

(Er und die übrigen knien.)

Theseus. Steht auf, ich bitt euch alle. Ich weiß, ihr seid zwei Feind und Nebenbuhler: Wo kommt nun diese milde Eintracht her, Daß, fern vom Argwohn, Haß beim Hasse schläft Und keiner Furcht vor Feindlichkeiten hegt?

Lysander. Mein Fürst, ich werd verworren Antwort geben, Halb wachend, halb im Schlaf; noch, schwör ich Euch, Weiß ich nicht recht, wie ich hieher mich fand. Doch denk ich (denn ich möchte wahrhaft reden-- Und jetzt besinn ich mich, so ist es auch), Ich kam mit Hermia her; wir hatten vor, Weg von Athen an einen Ort zu fliehn, Wo des Gesetzes Bann uns nicht erreichte.--

Egeus. Genug, genug! Mein Fürst, Ihr habt genug; Ich will den Bann, den Bann auf seinen Kopf. Fliehn wollten sie, ja fliehn, Demetrius! Und wollten so berauben dich und mich, Dich deines Weibs und meines Wortes mich; Des Wortes, das zum Weibe dir sie gab!

Demetrius. Mein Fürst, die schöne Helena verriet Mir ihren Plan, in diesen Wald zu flüchten; Und ich verfolgte sie hieher aus Wut, Die schöne Helena aus Liebe mich. Doch weiß ich nicht, mein Fürst, durch welche Macht (Doch eine höhre Macht ist's) meine Liebe Zu Hermia, wie Schnee zerronnen, jetzt Mir eines eitlen Tands Erinnrung scheint, Worein ich in der Kindheit mich vergafft. Der Gegenstand, die Wonne meiner Augen Und alle Treu und Tugend meiner Brust Ist Helena allein. Mit ihr, mein Fürst, War ich verlobt, bevor ich Hermia sah. Doch wie ein Kranker haßt ich diese Nahrung. Nun, zum natürlichen Geschmack genesen, Begehr ich, lieb ich sie, schmacht ich nach ihr Und will ihr treu sein nun und immerdar.

Theseus. Ihr Liebenden, ein Glück, daß ich euch traf! Wir setzen dies Gespräch bald weiter fort.-- Ihr, Egeus, müßt Euch meinem Willen fügen: Denn schließen sollen diese Paar im Tempel Zugleich mit uns den ewigen Verein. Und weil der Morgen schon zum Teil verstrich, So bleib auch unsre Jagd nun ausgesetzt.-- Kommt mit zur Stadt! Wir wollen drei selb drei Ein Fest begehn, das ohnegleichen sei.-- Komm denn, Hippolyta.

(Theseus, Hippolyta, Egeus und Gefolge ab.)

Demetrius. Dies alles scheint so klein und unerkennbar Wie ferne Berge, schwindend im Gewölk.

Hermia. Mir ist, ich säh dies mit geteiltem Auge, Dem alles doppelt scheint.

Helena. So ist's auch mir. Ich fand Demetrius, so wie ein Kleinod, Mein und auch nicht mein eigen.

Demetrius. Seid Ihr denn Des Wachens auch gewiß? Mir scheint's, wir schlafen, Wir träumen noch. Denkt Ihr nicht, daß der Herzog Hier war und ihm zu folgen uns gebot?

Hermia. Ja, auch mein Vater.

Helena. Und Hippolyta.

Lysander. Und er beschied uns zu sich in den Tempel.

Demetrius. Wohl denn, wir wachen also. Auf, ihm nach! Und plaudern wir im Gehn von unsern Träumen.

(Ab.) (Wie sie abgehn, wacht Zettel auf.)

Zettel. Wenn mein Stichwort kommt, ruft mich, und ich will antworten. Mein nächstes ist: "O schönster Pyramus!"-- He! holla!--Peter Squenz! Flaut, der Bälgenflicker! Schnauz, der Kesselflicker! Schlucker!--Sapperment! Alle davongelaufen und lassen mich hier schlafen!-- Ich habe ein äußerst rares Gesicht gehabt. Ich hatte 'nen Traum--'s geht über Menschenwitz, zu sagen, was es für ein Traum war. Der Mensch ist nur ein Esel, wenn er sich einfallen läßt, diesen Traum auszulegen. Mir war, als wär ich--kein Menschenkind kann sagen, was. Mir war, als wär ich, und mir war, als hätt ich--aber der Mensch ist nur ein lumpiger Hanswurst, wenn er sich unterfängt zu sagen, was mir war, als hätt ichs; des Menschen Auge hat's nicht gehört, des Menschen Ohr hats nicht gesehen, des Menschen Hand kann's nicht schmecken, seine Zunge kanns nicht begreifen und sein Herz nicht wieder sagen, was mein Traum war.--Ich will den Peter Squenz dazukriegen, mir von diesem Traum eine Ballade zu schreiben; sie soll Zettels Traum heißen, weil sie so seltsam angezettelt ist, und ich will sie gegen das Ende des Stücks vor dem Herzoge singen.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book