Faulconbridge. Der Dauphin rüstet sich, hieher vorzudringen, und der Himmel weiß, wie wir ihm begegnen sollen; denn ich habe in einer Nacht, da ich mich mit Vortheil zurükziehen wollte, meine besten Truppen in den Morästen von Lincoln verlohren, alle, ohne Rettung, von der unerwarteten Fluth verschlungen.

(Der König stirbt.)

Salisbury. Ihr athmet diese tödtlichen Zeitungen in ein todtes Ohr--Mein Gebieter, mein König--doch--kaum ein König, izt diß.

Heinrich. Eben so muß ich nun lauffen, und eben so stille stehn. Was für Sicherheit, was für Hoffnung, kan uns diese Welt geben, wenn das, was eben izt ein König war, so bald ein Erdkloß ist.

Faulconbridge. Bist du dahin? O! ich bleibe nur zurük, das Amt der Rache statt deiner zu vollziehen; und dann soll meine Seele dir im Himmel aufwarten, wie sie dir auf Erden immer gedient hat--

(Zu den Lords.)

Nun, nun, ihr Sterne, die ihr in eure Kreise zurükgetreten seyd, wo sind eure Völker? Beweiset nun eure wiedergekehrte Treue und eilet unverzüglich wider mit mir zurük, um ausländische Verwüstung und ewige Schmach aus der schwachen Thüre unsers unmächtigen Landes auszutreiben. Laßt uns den Feind eilends aufsuchen, oder wir werden von ihm gesucht werden. Der Dauphin wüthet beynahe an unsern Fersen.

Salisbury. So scheint es also, ihr wisset nicht so viel als wir. Der Cardinal Pandolph ist hier, und ruhet drinnen aus, indem er nur vor einer halben Stunde von dem Dauphin mit solchen Friedens-Vorschlägen hieher gekommen, die wir mit Ehre und Vortheil, zu Endigung des gegenwärtigen Kriegs, annehmen können.

Faulconbridge. Er wird desto geneigter zum Frieden seyn, wenn er uns zur Vertheidigung gefaßt sehen wird.

Salisbury. Die Sache ist gewisser massen schon in Richtigkeit; denn er hat schon den grösten Theil seiner Kriegsgeräthschaft nach der Küste abgeschikt, und dem Cardinal Vollmacht gegeben, den Frieden zu machen; und wenn ihr es gut befindet, so wollen wir, ihr, ich selbst und die übrigen Lords uns diesen Nachmittag mit ihm auf den Weg machen, um dieses Geschäfte glüklich zu Ende zu bringen.

Faulconbridge. Laßt es so seyn; und ihr, mein edler Prinz, mit den übrigen Fürsten, die am besten geschont werden können, bleibet zurük, euers Vaters Leichenbegängniß zu besorgen.

Heinrich. Zu Worcester soll, vermöge seines lezten Willens, sein Leichnam beerdiget werden.

Faulconbridge. Er soll also dahin gebracht werden, und glüklich möge Euer theurstes Selbst die Erbfolge und den glorreichen Scepter dieses Landes übernehmen, als welchem ich hier, mit aller Unterwürfigkeit, auf meinen Knien, meine getreuen Dienste und immerwährenden Gehorsam angelobe.

Salisbury. Eben dieses Gelübde thut unsre zärtliche Liebe, welche auf ewig ohne einigen Fleken dauern soll.

Heinrich. Meine gerührte Seele wünscht euch danken zu können, und weiß es nicht anders zu thun als durch Thränen.

Faulconbridge. Laßt uns einem Übel, welches wir so lange zum voraus bejammert haben, nur nöthige Trauer bezahlen--So lag England niemals, und soll künftig nie zu eines Erobrers Füssen ligen, als wenn es sich vorher durch seine eigne Hände verwundet hat. Nun, da diese seine Fürsten wieder heimgekehrt sind, nun laßt drey Theile der Welt in Waffen herkommen, und wir sind stark genug, sie abzutreiben. So lange England sich selbst getreu bleibt, ist nichts das uns erschreken kan!

Leben und Tod des Königs Johann, von William Shakespeare (Übersetzt von Christoph Martin Wieland).

William Shakespeare
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