Isabella. Ich danke euch für diesen Beystand; lebet wohl indessen, mein guter Vater.

(Sie gehen ab.)

Vierte Scene. (Die Straasse.) (Der Herzog als ein Mönch, Ellbogen, Harlequin, und Stadtbediente.)

Ellbogen. Was wird noch aus der Welt werden, wenn man euch das Handwerk nicht legt, Männer und Weiber wie das liebe Vieh zu verkauffen? Fort, fort, euers Weges--He! Gott grüß euch, guter Pater Bruder.

Herzog. Und euch, guter Bruder Vater, was hat dieser Mann begangen, mein Herr?

Ellbogen. Beym Sapperment, Herr, er hat wider das Gesez gesündiget, und, Herr, wir glauben er sey ein Dieb dazu, Herr; denn wir haben einen seltsamen Schlüssel-Haken bey ihm gefunden, Herr, den wir dem Stadthalter geschikt haben.

Herzog. Pfui, du Schurke, ein H** Wirth, ein schändlicher H** Wirth! Du lebst von dem Bösen das du verursachst. Hast du auch einmal daran gedacht, was das ist, von einem so unflätigen Laster den Magen zu füllen, oder den Rüken zu kleiden? Sage zu dir selbst: Von ihren abscheulichen viehischen Betastungen, eß' ich, trink' ich, kleid' ich mich und lebe. Kanst du das für ein Leben halten, das von einem so stinkenden Unterhalt abhängt? Geh, beßre dich, beßre dich!

Harlequin. In der That, es stinkt in gewisser Maasse, Herr; aber doch, Herr, wollt' ich beweisen können--

Herzog. Was willt du beweisen? Du bist ein verstokter Bube. Führ ihn in den Kerker, Commiß; Züchtigung und Unterricht müssen zugleich würken, um ein so wildes Vieh zahm zu machen.

Ellbogen. Er muß vor den Stadthalter, Herr; er ist gewarnet worden; der Stadthalter kan einen H** Wirth nicht leiden. Wenn er ein H** Wirth ist, und kommt vor den Stadthalter, so wär' es ihm eben so gut, er wär' eine halbe Stunde weit von ihm.

Harlequin. Hier kommt ein junger Herr von meinen guten Freunden.

Fünfte Scene. (Lucio zu den Vorigen.)

Lucio. Wie gehts, edler Pompey? Wie? in Cäsars Fesseln? Wirst du im Triumph geführt? Wie? war keine von Pygmalions Statuen, die kürzlich wieder zu einem Weib gemacht worden*, die man hätte dafür beym Kopf kriegen können, daß sie die Hand in eine Tasche gestekt, und eine Faust wieder herausgezogen? He! was sagst du zu dieser neuen Methode? So gieng es nicht unter der lezten Regierung. Ha? Was sagst du, Pflastertreter? wie gefällt dir diese neue Welt? Du wanderst, däucht mich, ins Gefängniß?

{ed.-* Das ist: Die aus der Salivations-Cur gekommen. Warbürton.}

Harlequin. Ihr habt's errathen, mein Herr.

Lucio. Das läßt sich hören, Pompey, Glük zu; allenfalls kanst du sagen, ich habe dich wegen einer Schuld dahin geschikt; oder warum--

Ellbogen. Weil er ein H** Wirth ist, ein H** Wirth.

Lucio. Gut, so sezt ihn immer ein; wenn das die Straffe ist die einem H** Wirth gehört, so geht die Sache in ihrer Ordnung. Ein H** Wirth ist er, das hat seine Richtigkeit, und das nicht erst von gestern her; er ist ein gebohrner H** Wirth. Guten Abend, Pompey; mein Compliment an das Gefängniß, Pompey; ihr werdet nun ein braver Hausmann werden, Pompey, ihr werdet hübsch das Haus hüten.

Harlequin. Ich hoffe Euer Gnaden werden Bürge für mich seyn.

Lucio. Nein, wahrhaftig, das werd ich nicht, Pompey; es verlohnt sich der Mühe nicht; ich will um die Verlängrung eurer Gefangenschaft bitten; schikt ihr euch nicht geduldig drein, desto schlimmer für euch; fahr wohl, ehrlicher Pompey. Guten Abend, Bruder!

Herzog. Ebenfalls.

Lucio. Mahlt sich Brigitte noch immer, Pompey? ha?

Ellbogen. Fort euers Weges, Herr, fort.

Lucio. Munter, Pompey, es muß schon seyn. Was giebts neues, Frater, was Neues?

Ellbogen. Fort, Herr, geht euers Weges.

Lucio. Geh, in den Stall, Pompey, geh.

(Ellbogen, Harlequin und Bediente geben ab.)

Sechste Scene.

Lucio. Was giebts neues, Frater, vom Herzog?

Herzog. Ich weiß nichts; wißt ihr etwas?

Lucio. Einige sagen, er sey bey dem Rußischen Kayser; andre, er sey in Rom; aber wo meynt ihr, daß er ist?

Herzog. Das weiß ich nicht, aber wo er auch seyn mag, wünsch' ich ihm Gutes.

William Shakespeare
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