Er braucht nicht zu schwizen, um über euern Deutschen Meister zu werden; und euern Holländer bringt er zum Speyen, eh die nächste Flasche gefüllt werden kan.

Cassio. Auf die Gesundheit unsers Generals!

Montano. Da bin ich auch dabey, Lieutenant, ich will euch Bescheid thun.

Jago. O das liebe England! (König Stephan war ein braver Pair etc.)

(Er singt.) Mehr Wein her, he!

Cassio. Ha, das Lied ist noch schöner als das vorige.

Jago. Wollt ihr's noch einmal hören?

Cassio. Nein, wahrhaftig, und hielte den für einen Mann der seines Plazes nicht würdig wäre, der solche Dinge thun wollte--Gut--Der Himmel ist über uns alle; und es ist nun schon einmal so, daß die einen selig werden, und die andern nicht selig werden.

Jago. Das ist wahr, Herr Lieutenant.

Cassio. Was mich betrift, (ohne unserm General, oder sonst einem Mann von Stande zu nah zu treten,) so hoff' ich, selig zu werden.

Jago. Und ich auch, Lieutenant.

Cassio. Schon gut, aber, mit eurer Erlaubniß, nicht vor mir. Der Lieutenant muß vor dem Fähndrich selig werden. Sagt mir nichts mehr hievon!--Wir wollen von unsern Geschäften reden--Vergieb uns unsre Schulden!--Meine Herren, wir wollen zu unsern Geschäften sehen. Bildet euch nicht ein, ihr Herren, daß ich betrunken sey: Das ist mein Fähndrich; das ist meine rechte Hand, und das ist meine linke. Ich bin noch nicht betrunken, ich kan noch ziemlich aufrecht stehen, und ich rede noch gut genug.

Alle. Vortreflich gut.

Cassio. Nun, recht gut also; so müßt ihr also nicht denken, daß ich betrunken sey.

(Er geht ab.)

Eilfte Scene.

Montano. Auf die Platte-Forme, meine Herren; kommt, wir wollen die Wache besezen.

Jago. Ihr seht diesen Burschen, der voraus gegangen ist; er ist ein guter Soldat, werth zunächst an Cäsarn zu stehen, und unter ihm Befehle zu geben. Aber ihr seht auch sein Laster;--es ist schade für ihn-- er hat Stunden, wo dieses einzige Gebrechen alle seine Tugenden unbrauchbar macht--ich fürchte nur, das Vertrauen, das Othello in den Mann sezt, mag in irgend einem solchen unglüklichen Augenblik das Verderben dieser Insel seyn.

Montano. Ist er denn oft so?

Jago. Es ist jedesmal der Prologus zu seinem Schlaf. Er würde euch zweymal vier und zwanzig Stunden an einem Weg wachen, wenn Bacchus seine Wiege nicht rüttelte.

Montano. Es wäre gut, wenn dem General eine Vorstellung hierüber gemacht würde; vielleicht weiß er's nicht; oder sein gutes Gemüth ist von den Verdiensten, die an Cassio in die Augen leuchten, so eingenommen, daß er ihm seine Untugenden übersieht; ist's nicht so?

(Rodrigo zu den Vorigen.)

Jago. Was macht ihr hier, Rodrigo? Ich bitte euch, seht wo der Lieutenant ist, geht.

(Rodrigo geht ab.)

Montano. Und es ist in der That recht zu bedauren, daß der Mohr einen so wichtigen Plaz, die Vertretung seiner eignen Person, einem Mann anvertrauen soll, der mit einem so eingewurzelten Gebrechen behaftet ist; es wäre die That eines ehrlichen Mannes, wenn man dem Mohren das sagen würde.

Jago. Der möcht' ich nicht seyn, und wenn ich diese ganze Insel damit zu gewinnen wüßte; ich liebe den Cassio, und wollte alles in der Welt thun, ihn von diesem Uebel zu heilen. Horcht, was für ein Lerm ist das?

(Man schreyt hinter der Scene: Helft, helft!) (Cassio verfolgt den Rodrigo auf den Schau-Plaz.)

Cassio. Du Raker! du Lumpenhund!

Montano. Was habt ihr, Lieutenant?

Cassio. Ein Schurke soll mich meine Schuldigkeit lehren! Ich will den Schurken in eine Kürbis-Flasche hineinprügeln.

Rodrigo. Mich prügeln--

Cassio. Rüppelst du dich noch, Lumpenkerl?

Montano (der ihn zurükhält.) Haltet ein, guter Lieutenant; ich bitte euch, mein Herr, haltet ein.

Cassio. Laßt mich gehen, Herr, oder ihr kriegt eins auf die Ohren.

Montano. Kommt, kommt, ihr seyd ein betrunkener Mann.

Cassio. Betrunken?--

(Er zieht den Degen gegen Montano, welcher sich zur Wehr sezt.)

Jago (zu Rodrigo leise.) Weg, sag ich, hinaus, und schlagt Lermen.

(Rodrigo geht.)

Nein, guter Lieutenant--Ums Himmels willen, meine Herren--Helft! he!--Lieutenant--meine Herren--Montano--helft, ihr Herren! das ist mir eine feine Wache, in der That!--Nu ja, wer hat den Einfall gar die Sturmgloke zu läuten?--Zum Teufel, halt! die ganze Stadt wird in Bewegung kommen.

William Shakespeare
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