Romeo und Juliette Page 01
Romeo und Juliette.
William Shakespeare
Ein Trauerspiel.
�bersetzt von Christoph Martin Wieland
Personen.
Escalus, F�rst von Verona.
Paris, ein junger Cavalier, dem F�rsten verwandt, und Juliettens
Liebhaber.
Montague und Capulet, die H�upter von zween edlen Geschlechtern,
die in Feindschaft mit einander stehen.
Romeo, Montaguens Sohn.
Mercutio, ein Verwandter des F�rsten, und Romeos Freund.
Benvolio, Vetter und Freund des Romeo.
Tybalt, Neffe des Capulet.
Bruder Lorenz und Bruder Johann, M�nche.
Balthasar, Bedienter von Romeo.
Ein Edelknabe des Paris.
Sampson und) Gregorio(, Capulets Bediente.
Abraham, ein Bedienter von Montague.
Ein Apotheker.
Simon Kazen-Darm, Hug Leyermann und Samuel Windlade, Musicanten.
Peter, der Amme Diener.
Lady Montague.
Lady Capulet.
Julietta, Capulets Tochter.
Die Amme derselben.
B�rger von Verona, Masken, Trabanten, Wache, und andre stumme
Personen.
Die Scene ist im Anfang des f�nften Aufzugs in Mantua, und sonst immer in Verona.
Erster Aufzug.
Erste Scene. (Eine Strasse in Verona.) (Sampson und Gregorio, zween Bediente der Capulets, treten mit Schwerdtern und Schilden bewaffnet auf, und ermuntern einander sich tapfer gegen die Mont�gues zu halten; ihre ganze Unterredung ist ein Gewebe von Wortspielen, Doppelsinn und Zoten.) (Abraham und Balthasar zu den Vorigen.)
Gregorio (zu Sampson.) Zieh vom Leder, hier kommen ein Paar von den Mont�gischen--
Sampson. Meine Fuchtel ist heraus; fang nur H�ndel an, ich will dir den Weg weisen--
Gregorio. So? Willt du davon lauffen?
Sampson. Sey ohne Sorge, ich will stehen wie eine Mauer; aber es ist doch das Sicherste, wenn wir das Gesez auf unsrer Seite haben; wir wollen sie anfangen lassen.
Gregorio. Ich will die Nase r�mpfen, indem ich bey ihnen vorbeygehe; sie m�gen's dann aufnehmen, wie sie es verstehen.
Sampson. Oder wie sie das Herz dazu haben. Ich will meinen Daumen gegen sie beissen, welches eine Beschimpfung f�r sie ist, wenn sie's leiden.
Abraham. Bei�t ihr euern Daumen gegen uns, Herr?
Sampson. Ich beisse meinen Daumen, Herr.
Abraham. Bei�t ihr euern Daumen gegen uns, Herr?
Sampson (zu Gregorio leise.) Ist das Gesez auf unsrer Seite, wenn ich sage, ja?
Gregorio. Nein.
Sampson (laut.) Nein, Herr, ich beisse meinen Daumen nicht gegen euch, Herr: Aber ich beisse doch meinen Daumen, Herr.
Gregorio. Sucht ihr H�ndel, Herr?
Abraham. H�ndel, Herr? Nein, Herr.
Sampson. Wenn ihr's thut, Herr, so bin ich auch da, ich diene einem so brafen Mann als ihr.
Abraham. Keinem bessern.
Sampson. Gut, Herr. (Benvolio zu den Vorigen.)
Gregorio (zu Sampson leise.) Sag, einem bessern: Hier kommt einer von unsers Herrn Neffen.
Sampson (laut.) Ja, einem bessern, Herr.
Abraham. Ihr l�gt.
Sampson. Zieht, wenn ihr M�nner seyd--Gregorio, das war eine Ohrfeige, die du nicht einsteken must--
Benvolio. Aus einander, ihr Narren, stekt eure Degen ein, ihr wi�t nicht was ihr thut. (Tybalt zu den Vorigen.)
Tybalt. Wie, du ziehst deinen Degen gegen diese verzagten Hasen? Kehre dich um, Benvolio, und sieh deinen Tod an.
Benvolio. Ich mache nur Frieden; stek deinen Degen ein, oder brauch' ihn, mir Friede unter diesen Leuten machen zu helfen.
Tybalt. Wie, mit gezogenem Degen von Frieden schwazen? Ich hasse diess Wort wie die H�lle, wie alle Mont�gues und dich--wehr dich, H**
(Sie fechten.)
(Drey oder vier B�rger mit Knitteln treten auf.)
Ein B�rger. Knittel, Spiesse, Hellebarden her! Schlagt zu! Schlagt sie nieder! Zu Boden mit den Capulets! Zu Boden mit den Mont�gues! (Der alte Capulet in einem Schlafrok, und Lady Capulet.)
Capulet. Was f�r ein Lerm ist das? Gebt mir meinen langen Degen, he!
Lady Capulet. Eine Kr�ke, eine Kr�ke--was wollt ihr mit einem Degen machen?
Capulet. Meinen Degen, sag ich; da kommt der alte Montague, und fuchtelt mir mit seiner Klinge unter die Nase--
(Der alte Montague, und Lady Montague.)
Montague. Du nichtsw�rdiger Capulet--Halt mich nicht, la� mich gehn!
Lady Montague. Du sollt mir keinen Fu� r�hren, um einen Feind zu suchen.