Jacques (tritt vor). Nur zu! nur zu! ich will sie geben.

Probstein. Guten Abend, lieber Herr. Wie heißt Ihr doch? Wie gehts Euch? Schön, daß ich Euch treffe. Gotteslohn für Eure neuliche Gesellschaft! Ich freue mich sehr, Euch zu sehn.--Ich habe hier eben eine Kleinigkeit vor, Herr. Ich bitte, bedeckt Euch.

Jacques. Wollt Ihr Euch verheiraten, Hanswurst?

Probstein. Wie der Ochse sein Joch hat, Herr, das Pferd seine Kinnkette und der Falke seine Schellen, so hat der Mensch seine Wünsche; und wie sich Tauben schnäbeln, so möchte der Ehestand naschen.

Jacques. Und wollt Ihr, ein Mann von Eurer Erziehung, Euch im Busch verheiraten wie ein Bettler? In die Kirche geht und nehmt einen tüchtigen Priester, der Euch bedeuten kann, was Heiraten ist. Dieser Geselle wird Euch nur so zusammenfügen, wie sie's beim Tafelwerk machen; dann wird eins von euch eintrocknen und sich werfen wie frisches Holz: knack, knack.

Probstein (beiseite). Ich denke nicht anders, als mir wäre besser, von ihm getraut zu werden wie von einem andern; denn er sieht mir aus, als wenn er mich nicht recht trauen wurde; und wenn er mich nicht recht traute, so ist das nachher ein guter Vorwand, mein Weib im Stiche zu lassen.

Jacques. Geh mit mir, Freund, und höre meinen Rat.

Probstein. Komm, lieb Käthchen! Du wirst noch meine Frau, oder du bleibst mein Mädchen. Lebt wohl, Ehrn Olivarius. Nicht: "O holder Oliver! O wackrer Oliver! Laß mich nicht hinter dir." Nein: "Pack dich fort! Geh! auf mein Wort, Ich will nicht zur Trauung mit dir."

(Jacques, Probstein und Käthchen ab.)

Ehrn Olivarius. Es tut nichts; keiner von allen diesen phantastischen Schelmen zusammen soll mich aus meinem Beruf herausnecken.

(Ab.)

Vierte Szene

Der Wald. Vor einer Hütte

(Rosalinde und Celia treten auf)

Rosalinde. Sage mir nichts weiter, ich will weinen.

Celia. Tu es nur; aber sei doch so weise, zu bedenken, daß Tränen einem Mann nicht anstehn.

Rosalinde. Aber habe ich nicht Ursache zu weinen?

Celia. So gute Ursache sich einer nur wünschen mag. Also weine.

Rosalinde. Selbst sein Haar ist von einer falschen Farbe.

Celia. Nur etwas brauner als des Judas seins. Ja, seine Küsse sind rechte Judaskinder.

Rosalinde. Sein Haar ist bei alledem von einer hübschen Farbe.

Celia. Eine herrliche Farbe; es geht nichts über Nußbraun.

Rosalinde. Und seine Küsse sind so voll Heiligkeit wie die Berührung des geweihten Brotes.

Celia. Er hat ein Paar abgelegte Lippen der Diana gekauft; eine Nonne von des Winters Schwesterschaft küßt nicht geistlicher; das wahre Eis der Keuschheit ist in ihnen.

Rosalinde. Aber warum versprach er mir, diesen Morgen zu kommen, und kommt nicht?

Celia. Nein, gewißlich, es ist keine Treu und Glauben in ihm.

Rosalinde. Denkst du das?

Celia. Nun, ich glaube, er ist weder ein Beutelschneider noch ein Pferdedieb; aber was seine Wahrhaftigkeit in der Liebe betrifft, so halte ich ihn für so hohl als einen umgekehrten Becher oder eine wurmstichige Nuß.

Rosalinde. Nicht wahrhaftig in der Liebe?

Celia. Ja, wenn er verliebt ist; aber mich dünkt, das ist er nicht.

Rosalinde. Du hörtest ihn doch hoch und teuer beschwören, daß er es war.

Celia. (War) ist nicht (ist.) Auch ist der Schwur eines Liebhabers nicht zuverlässiger als das Wort eines Bierschenken: sie bekräftigen beide falsche Rechnungen. Er begleitet hier im Walde den Herzog, Euren Vater.

Rosalinde. Ich begegnete dem Herzog gestern und mußte ihm viel Rede stehn. Er fragte mich, von welcher Herkunft ich wäre; ich sagte ihm, von einer ebenso guten als er; er lachte und ließ mich gehn. Aber was sprechen wir von Vätern, solange ein Mann wie Orlando in der Welt ist?

Celia. O das ist ein reizender Mann! Er macht reizende Verse, spricht reizende Worte, schwört reizende Eide und bricht sie reizend der Quere, grade vor seiner Liebsten Herz, wie ein jämmerlicher Turnierer, der sein Pferd nach (einer) Seite spornt, seine Lanze zerbricht.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book