Oberon tritt vor. Droll kommt.)

Oberon. Willkommen, Droll! Siehst du dies süße Schauspiel? Jetzt fängt mich doch ihr Wahnsinn an zu dauern. Denn da ich eben im Gebüsch sie traf, Wie sie für diesen Tropf nach Düften suchte, Da schalt ich sie und ließ sie zornig an. Sie hatt ihm die behaarten Schläf' umwunden Mit einem frischen, würzgen Blumenkranz. Derselbe Tau, der sonst wie runde Perlen Des Morgenlandes an den Knospen schwoll, Stand in der zarten Blümchen Augen jetzt, Wie Tränen, trauernd über eigne Schmach. Als ich sie nach Gefallen ausgeschmält Und sie voll Demut und Geduld mich bat, Da fordert ich von ihr das Wechselkind; Sie gab's mir gleich und sandte ihren Elfen Zu meiner Laub' im Feenland mit ihm. Nun, da der Knabe mein ist, sei ihr Auge Von dieser häßlichen Verblendung frei. Du, lieber Droll, nimm diese fremde Larve Vom Kopfe des Gesellen aus Athen; Auf daß er mit den andern hier, erwachend, Sich wieder heimbegebe nach Athen, Und alle der Geschichten dieser Nacht Nur wie der Launen eines Traums gedenken. Doch lös ich erst die Elfenkönigin:

(Er berührt ihre Augen mit einem Kraut.)

Sei, als wäre nichts geschehn! Sieh, wie du zuvor gesehn! So besiegt zu hohem Ruhme Cynthias Knospe Amors Blume. Nun, holde Königin! wach auf, Titania!

Titania. Mein Oberon, was für Gesicht' ich sah! Mir schien, ein Esel hielt mein Herz gefangen.

Oberon. Da liegt dein Freund.

Titania. Wie ist dies zugegangen? O wie mir nun vor dieser Larve graut!

Oberon. Ein Weilchen still!--Droll, nimm den Kopf da weg. Titania, du laß Musik beginnen Und binde stärker aller fünfe Sinnen Als durch gemeinen Schlaf.

Titania. Musik her! Schlafbeschwörende Musik!

Droll. Wenn du erwachst, so sollst du umgeschaffen Aus deinen eignen dummen Augen gaffen.

Oberon. Ertön Musik! (Sanfte Musik.) Nun komm, Gemahlin! Hand in Hand gefügt, Und dieser Schläfer Ruheplatz gewiegt! Die Freundschaft zwischen uns ist nun erneut: Wir tanzen morgen Mitternacht erfreut In Theseus' Hause bei der Festlichkeit Und segnen es mit aller Herrlichkeit. Auch werden da vermählt zu gleicher Zeit Die Paare hier in Wonn und Fröhlichkeit.

Droll. Elfenkönig, horch! da klang Schon der Lerche Morgensang. Oberon. Hüpfen wir denn, Königin, Schweigend nach den Schatten hin! Schneller als die Monde kreisen Können wir die Erd umreisen. Titania. Komm, Gemahl, und sage du Mir im Fliehn: wie ging es zu, Daß man diese Nacht im Schlaf Bei den Sterblichen mich traf?

(Alle ab. Waldhörner hinter der Szene. Theseus, Hippolyta, Egeus und Gefolge treten auf.)

Theseus. Geh einer hin und finde mir den Förster, Denn unsre Maienandacht ist vollbracht; Und da sich schon des Tages Vortrab zeigt, So soll Hippolyta die Jagdmusik Der Hunde hören.--Koppelt sie im Tal Gen Westen los; eilt, sucht den Förster auf. Komm, schöne Fürstin, auf des Berges Höh; Dort laßt uns in melodischer Verwirrung Das Bellen hören samt dem Widerhall.

Hippolyta. Ich bin beim Herkules und Kadmus einst, Die mit spartanschen Hunden einen Bär In Kretas Wäldern hetzten; nie vernahm ich So tapfres Toben. Nicht die Haine nur, Das Firmament, die Quellen, die Reviere, Sie schienen all' (ein) Ruf und Gegenruf. Nie hört ich so harmonschen Zwist der Töne, So hellen Donner.

Theseus. Auch meine Hunde sind aus Spartas Zucht, Weitmäulig, scheckig und ihr Kopf behangen Mit Ohren, die den Tau vom Grase streifen; Krummbeinig, wammig wie Thessaliens Stiere; Nicht schnell zur Jagd, doch ihrer Kehlen Ton Folgt aufeinander wie ein Glockenspiel. Harmonischer scholl niemals ein Gebell Zum Hussa und zum frohen Hörnerschall In Kreta, Sparta, noch Thessalien. Entscheidet selbst.--Doch still! wer sind hier diese?

Egeus. Hier schlummert meine Tochter, gnädger Herr; Dies ist Lysander, dies Demetrius, Dies Helena, des alten Nedars Kind. Ich bin erstaunt, beisammen sie zu treffen.

Theseus. Sie machten ohne Zweifel früh sich auf, Den Mai zu feiern, hörten unsre Absicht Und kamen her zu unsrer Festlichkeit. Doch sag mir, Egeus, ist dies nicht der Tag, Wo Hermia ihre Wahl erklären sollte?

Egeus. Er ist's, mein Fürst.

William Shakespeare
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