Coriolanus

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Erster Senator. Marcius, was Ihr uns sagtet, ist geschehn: Die Volsker sind in Waffen.

Marcius. Ja, sie führt Tullus Aufidius, der macht euch zu schaffen. Ich sündge, seinen Adel ihm zu neiden, Und wär ich etwas andres als ich bin, So wünscht ich, er zu sein.

Cominius. Ihr fochtet miteinander.

Marcius. Wenn, halb und halb geteilt, die Welt sich zauste, Und er auf meiner Seit, ich fiele ab, Nur daß ich ihn bekämpft'.--Er ist ein Löwe, Den ich zu jagen stolz bin.

Erster Senator. Darum, Marcius, Magst du Cominius folgen in den Krieg.

Cominius. Ihr habt es einst versprochen.

Marcius. Herr, das hab ich, Und halte Wort. Du, Titus Lartius, siehst Noch einmal Tullus, mich ins Antlitz schlagen. Wie--bist du krank? bleibst aus?

Titus. Nein, Cajus Marcius. Ich lehn auf eine Krück und schlage mit der andern, Eh ich dies' Werk versäum.

Marcius. O edles Blut!

Erster Senator. Begleitet uns zum Kapitol, dort harren Die treusten Freunde unser.

Titus. Geht voran-- Cominius, folgt ihm nach, wir folgen euch, Ihr seid des Vorrangs würdig.

Cominius. Edler Marcius!

Erster Senator (zu den Bürgern). Geht, macht euch fort!--nach Haus!

Marcius. Nein, laßt sie folgen. Die Volsker haben Korn; dahin ihr Ratten, Die Scheuren freßt.--Hochadlige Rebellen, Eur Mut schlägt herrlich aus. Ich bitte, folgt.

(Senatoren, Cominius, Marcius, Titus Lartius und Menenius gehn ab; die Bürger schleichen sich fort.)

Sicinius. War je ein Mensch so stolz wie dieser Marcius?

Brutus. Er hat nicht seinesgleichen.

Sicinius. Als wir ernannt zu Volkstribunen wurden--

Brutus. Saht Ihr sein Aug, den Mund?

Sicinius. Ja, und sein Höhnen!

Brutus. Gereizt schont nicht sein Spott die Götter selbst.

Sicinius. Den keuschen Mond auch würd er lästern.

Brutus. Verschling ihn dieser Krieg; er ward zu stolz, So tapfer wie er ist.

Sicinius. Solch ein Gemüt, Gekitzelt noch vom Glück, verschmäht den Schatten, Auf den er mittags tritt. Doch wundert's mich, Wie nur sein Hochmut es erträgt, zu stehn Unter Cominius.

Brutus. Ruhm, nach dem er zielt, Und der schon reich ihn schmückt, wird besser nicht Erhalten und erhöht, als auf dem Platz Zunächst dem ersten; denn was nun mißlingt, Das ist des Feldherrn Schuld, tut er auch alles, Was Menschenkraft vermag; und schwindelnd Urteil Ruft dann vom Marcius aus: O hätte dieser Den Krieg geführt!

Sicinius. Gewiß und geht es gut, So raubt das Vorurteil, am Marcius hängend, Cominius jegliches Verdienst.

Brutus. Jawohl.-- Cominius' halben Ruhm hat Marcius schon, Erwarb er ihn auch nicht; und jenes Fehler, Sie werden Marcius' Ruhm, tat er auch selbst Nichts Großes mehr.

Sicinius. Kommt, laßt uns hin und hören Die Ausfert'gung, und was in Art und Weise Er, außer seiner Einzigkeit, nun geht In diesen jetzgen Kampf.

Brutus. So gehn wir denn.

(Beide ab.)

Zweite Szene

Corioli, das Staatsgebäude Tullus Aufidius tritt auf mit einigen Senatoren

Erster Senator. So glaubt Ihr wirklich denn, Aufidius, Daß die von Rom erforschten unsern Plan, Und wissen, was wir tun?

Aufidius. Glaubt ihr's denn nicht? Was ward wohl je gedacht in unserm Staat, Das nicht, eh's körperliche Tat geworden, Rom ausgeforscht? Noch sind's vier Tage nicht, Daß man von dort mir schrieb; so, denk ich, lautet's-- Ich hab den Brief wohl hier;--ja, dieser ist's. (Er liest.) "Geworben wird ein Heer; doch niemand weiß, Ob für den Ost, den West. Groß ist die Teurung, Das Volk im Aufruhr, und man raunt sich zu, Cominius, Marcius, Euer alter Feind (Der mehr in Rom gehaßt wird als von Euch), Und Titus Lartius, ein sehr tapfrer Römer: Daß diesen drei'n die Rüstung ward vertraut. Wohin's auch geht, wahrscheinlich trifft es Euch; Drum seht Euch vor."

Erster Senator. Im Feld stehn unsre Scharen; Wir zweifeln nie, daß Rom, uns zu begegnen, Stets sei bereit.

Aufidius. Und Ihr habt klug gehandelt, Zu bergen Euern großen Plan, bis er Sich zeigen mußte; doch im Brüten schon Erkannt ihn Rom, so scheint's; durch die Entdeckung Wird unser Ziel geschmälert, welches war, Zu nehmen manche Stadt, eh selbst die Römer Bemerkt, daß wir im Gang.

William Shakespeare
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