Coriolanus

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Unsre Tore, Zum Schein geschlossen, riegeln Binsen nur, Sie öffnen sich von selbst. Horcht, weit her tönt's.

(Kriegsgeschrei.)

Das ist Aufidius. Merkt, wie er hantiert Dort im gespaltnen Heer.

Marcius. Ha! Sie sind dran!

Titus. Der Lärm sei unsre Weisung. Leitern her! Die Volsker kommen aus der Stadt.

Marcius. Sie scheun uns nicht; nein, dringen aus der Stadt. Werft vor das Herz den Schild und kämpft mit Herzen, Gestählter als die Schild'. Auf, wackrer Titus! Sie höhnen uns weit mehr, als wir gedacht; Das macht vor Zorn mich schwitzen. Fort, Kamraden! Wenn einer weicht, den halt ich für 'nen Volsker, Und fühlen soll er meinen Stahl. Römer und Volsker gehn kämpfend ab. Die Römer werden zurückgeschlagen. Marcius kommt wieder.

Marcius. Die ganze Pest des Südens fall auf euch! Schandflecke Roms ihr!--Schwär' und Beulen zahllos Vergiften euch, daß ihr ein Abscheu seid, Eh noch gesehn, und gegen Windeshauch Euch ansteckt meilenweit! Ihr Gänseseelen In menschlicher Gestalt! Vor Sklaven lauft ihr, Die Affen schlagen würden? Höll und Pluto! Wund rücklings, Nacken rot, Gesichter bleich Vor Furcht und Fieberfrost. Kehrt um! Greift an! Sonst, bei des Himmels Blitz! lass' ich den Feind Und stürz auf euch. Besinnt euch denn, voran! Steht, und wir schlagen sie zu ihren Weibern, Wie sie zu unsern Schanzen uns gefolgt! Ein neuer Angriff, Volsker und Römer kämpfen. Die Volsker flüchten in die Stadt. Marcius verfolgt sie. Auf geht das Tor, nun zeigt euch, wackre Helfer! Für die Verfolger hat's das Glück geöffnet, Nicht für die Flüchtgen. Nach! und tut wie ich.

(Er stürzt in die Stadt und das Tor wird hinter ihm geschlossen.)

Erster Soldat. Tolldreist! ich nicht--

Zweiter Soldat. Noch ich.

Dritter Soldat. Da seht! sie haben Ihn eingesperrt.

Alle. Nun geht er drauf, das glaubt nur.

(Titus Lartius tritt auf.)

Titus. Was ward aus Marcius?

Alle. Tot, Herr, ganz gewiß.

Erster Soldat. Den Flüchtgen folgt' er auf den Fersen nach Und mit hinein; sie Augenblicks die Tore Nun zugesperrt: drin ist er, ganz allein, Der ganzen Stadt zu trotzen.

Titus. Edler Freund! Du, fühlend kühner als dein fühllos Schwert, Feststehend, wenn dies beugt, verloren bist du, Marcius! Der reinste Diamant, so groß wie du, Wär nicht ein solch Juwel; du warst ein Krieger Nach Catos Sinn, nicht wild und fürchterlich In Streichen nur; nein, deinem grimmen Blick Und deiner Stimme donnergleichem Schmettern Erbebten deine Feind', als ob die Welt Im Fieber zitterte. Marcius kommt zurück, blutend, von den Feinden verfolgt.

Erster Soldat. Seht, Herr!

Titus. O! da ist Marcius! Laßt uns ihn retten, oder mit ihm fallen.

(Gefecht. Alle dringen in die Stadt.)

Fünfte Szene

In Corioli, eine Straße Römer kommen mit Beute

Erster Römer. Das will ich mit nach Rom nehmen.

Zweiter Römer. Und ich dies.

Dritter Römer. Hol's der Henker! ich hielt das für Silber. Marcius und Titus treten auf mit einem Trompeter.

Marcius. Seht diese Trödler, die die Stunden schätzen Nach rostgen Drachmen. Kissen, bleierne Löffel, Blechstückchen, Wämser, die der Henker selbst Verscharrte mit dem Leichnam, stiehlt die Brut, Eh noch die Schlacht zu Ende.--Haut sie nieder!-- O, hört des Feldherrn Schlachtruf! Fort zu ihm! Dort kämpft, den meine Seele haßt, Aufidius, Und mordet unsre Römer. Drum, mein Titus, Nimm eine Anzahl Volks, die Stadt zu halten; Mit denen, die der Mut befeuert, eil ich, Cominius beizustehn.

Titus. Du blutest, edler Freund! Die Arbeit war zu schwer, sie zu erneun In einem zweiten Gang.

Marcius. Herr, rühmt mich nicht. Dies Werk hat kaum mich warm gemacht. Lebt wohl! Das Blut, das ich verzapft, ist mehr Arznei Als mir gefährlich. Vor Aufidius so Tret ich zum Kampf.

Titus. Fortunas holde Gottheit Sei jetzt in dich verliebt; ihr starker Zauber Entwaffne deines Feindes Schwert. O Held! Dein Knappe sei das Glück!

Marcius. Dein Freund nicht minder, Als derer, die zuhöchst sie stellt! Leb wohl!

(Geht ab.)

Titus. Ruhmwürdger Marcius!-- Geh du, blas auf dem Marktplatz die Trompete Und ruf der Stadt Beamte dort zusammen, Daß sie vernehmen unseren Willen.

William Shakespeare
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