Coriolanus

Page 13

(Trompeten und Freudengeschrei.)

Hört die Trompeten!

Volumnia. Sie sind des Marcius Führer! Vor sich trägt er Gejauchz der Lust, läßt Tränen hinter sich. Der finstre Tod liegt ihm im nervgen Arm; Erhebt er ihn, so stürzt der Feinde Schwarm. Trompeten. Es treten auf Cominius und Titus Lartius, zwischen ihnen Coriolanus mit einem Eichenkranz geschmückt, Anführer, Krieger, ein Herold.

Herold. Kund sei dir, Rom, daß Marcius ganz allein Focht in Corioli und mit Ruhm erwarb Zu Cajus Marcius einen Namen: diesen Folgt ruhmvoll: Cajus Marcius Coriolanus. Gegrüßt in Rom, berühmter Coriolanus!

(Trompeten.)

Alle. Gegrüßt in Rom, berühmter Coriolanus!

Coriolanus. Laßt's nun genug sein, denn es kränkt mein Herz. Genug, ich bitte!

Cominius. Sieh, Freund, deine Mutter.

Coriolanus. O! Ich weiß, zu allen Göttern flehtest du Für mein Gelingen.

(Er kniet vor ihr nieder.)

Volumnia. Nein; auf, mein wackrer Krieger, Mein edler Marcius, würdger Cajus, und Durch taterkaufte Ehren neu benannt; Wie war's doch? Coriolan muß ich dich nennen? Doch sieh, dein Weib.

Coriolanus. Mein lieblich Schweigen, Heil! Hättst du gelacht, käm auf der Bahr ich heim, Da weinend meinen Sieg du schaust? O, Liebe! So in Corioli sind der Witwen Augen, Der Mütter, Söhne klagend.

Menenius. Die Götter krönen dich!

Coriolanus. Ei, lebst du noch? (Zu Valeria.) O! edle Frau, verzeiht!

Volumnia. Wohin nur wend ich mich? Willkommen heim! Willkommen, Feldherr! Alle sind willkommen!

Menenius. Willkommen tausendmal. Ich könnte weinen Und lachen; ich bin leicht und schwer. Willkommen! Es treff ein Fluch im tiefsten Herzen den, Der nicht mit Freuden dich erblickt. Euch drei Sollt Rom vergöttern.--Doch, auf Treu und Glauben, Holzäpfel, alte, stehn noch hier, die niemals Durch Pfropfen sich veredeln. Heil euch, Krieger! Die Nessel nennen wir nur Nessel, und Der Narren Fehler Narrheit.

Cominius. Stets der Alte!

Coriolanus. Immer Menenius, immer.

Herold. Platz da! Weiter!

Coriolanus (zu Frau und Mutter). Deine Hand, und deine, Eh noch mein eignes Haus mein Haupt beschattet, Besuch ich erst die trefflichen Patrizier, Von denen ich nicht Grüße nur empfing, Auch mannigfache Ehren.

Volumnia. Ich erlebt es, Erfüllt zu sehn den allerhöchsten Wunsch, Den kühnsten Bau der Einbildung. Nur eins Fehlt noch, und das, ich zweifle nicht, Wird unser Rom dir schenken.

Coriolanus. Gute Mutter, Ich bin auf meine Art ihr Sklave lieber, Als auf die ihrige mit ihnen Herrscher.

Cominius. Zum Kapitol.

(Trompeten, Hörner. Sie gehn alle im feierlichen Zuge ab, wie sie kamen. Die Tribunen bleiben.)

Brutus. Von ihm spricht jeder Mund; das blöde Auge Trägt Brillen, ihn zu sehn. Die Amme, schwatzend Läßt ihren Säugling sich in Krämpfe schrein, Von ihm herplappernd. Seht, die Küchenmagd Knüpft um den rauchgen Hals ihr bestes Leinen, Die Wand erkletternd; Buden, Bänk und Fenster Gefüllt; das Dach besetzt, der First beritten Mit vielerlei Gestaltung: alle einig In Gier, nur ihn zu schaun. Es drängen sich Fast nie gesehne Priester durch den Schwarm Und stoßen, um beim Pöbel Platz zu finden; Verhüllte Fraun ergeben Weiß und Rot Auf zartgeschonter Wang dem wilden Raub Von Phöbus' Feuerküssen. Solch ein Wirrwarr, Als wenn ein fremder Gott, der mit ihm ist, Sich still in seine Menschenform geschlichen Und ihm der Anmut Zauber mitgeteilt.

Sicinius. Im Umsehn, glaub mir, wird er Konsul sein.

Brutus. Dann schlafe unser Amt, solang er herrscht.

Sicinius. Er kann nicht mäßgen Schritts die Würden tragen Vom Anfang bis zum Ziel; er wird vielmehr Verlieren den Gewinn.

Brutus. Das ist noch Trost.

Sicinius. O, zweifelt nicht: das Volk, für das wir stehn, Vergißt, nach angebornen Bosheit, leicht Auf kleinsten Anlaß diesen neuen Glanz; Und daß er Anlaß gibt, ist so gewiß, Als ihn sein Hochmut spornt.

Brutus. Ich hört ihn schwören, Würb er um's Konsulat, so wollt er nicht Erscheinen auf dem Marktplatz, noch sich hüllen Ins abgetragne, schlichte Kleid der Demut; Noch, wie die Sitt ist, seine Wunden zeigend Dem Volk, um ihren übeln Atem betteln.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book