Coriolanus

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Volumnia. O! Sohn, Sohn, Sohn! Hättst deine Macht du doch erst angelegt, Eh du sie abgenutzt.

Coriolanus. Sie fahre hin!

Volumnia. Du konntest mehr der Mann sein, der du bist, Wenn du es wen'ger zeigtest; schwächer waren Sie deinem Sinn entgegen, hehltest du Nur etwas mehr, wie du gesinnt, bis ihnen Die Macht gebrach, um dich zu kreuzen.

Coriolanus. Hängt sie!

Volumnia. Ja, und verbrennt sie! Menenius kommt mit Senatoren.

Menenius. Kommt! kommt! Ihr wart zu rauh, etwas zu rauh. Ihr müßt zurück, es bessern.

Erster Senator. Da hilft nichts. Denn tut Ihr dieses nicht, reißt auseinander Die Stadt und geht zugrund.

Volumnia. O! laß dir raten. Ich hab ein Herz, unbeugsam, wie das deine, Doch auch ein Hirn, das meines Zornes Ausbruch Zu besserm Vorteil lenkt.

Menenius. Recht, edle Frau. Eh er sich so der Herde beugt, wenn's nicht Die Fieberwut der Zeit als Mittel heischte Dem ganzen Staat, schnallt' ich die Rüstung um, Die ich kaum tragen kann.

Coriolanus. Was muß ich tun?

Menenius. Zu den Tribunen kehren.

Coriolanus. Was weiter denn?

Menenius. Bereun, was Ihr gesprochen.

Coriolanus. Um ihretwillen? Nicht kann ich's um der Götter willen tun; Muß ich's denn ihretwillen tun?

Volumnia. Du bist zu herrisch. Magst du auch hierin nie zu edel sein, Gebietet Not doch auch.--Du selbst oft sagtest: "Wie Ehr und Politik als treue Freunde Im Krieg zusammen gehn." Ist's dies, so sprich, Wie sie im Frieden wohl sich schaden können, Daß sie in ihm sich trennen?

Coriolanus. Pah!

Menenius. Gut gefragt.

Volumnia. Bringt es im Krieg dir Ehre, der zu scheinen, Der du nicht bist (und großer Zwecke halb Gebrauchst du diese Politik), entehrt's nun, Daß sie im Frieden soll Gemeinschaft halten Mit Ehre, wie im Krieg, da sie doch beiden Gleich unentbehrlich ist?

Coriolanus. Was drängst du so?

Volumnia. Weil jetzt dir obliegt, zu dem Volk zu reden, Nicht nach des eignen Sinnes Unterweisung, Noch in der Art, wie dir dein Herz befiehlt; Mit Worten nur, die auf der Zunge wachsen, Bastardgeburten, Lauten nur und Silben, Die nicht des Herzens Wahrheit sind verpflichtet. Dies, wahrlich, kann sowenig dich entehren, Als eine Stadt durch sanftes Wort erobern, Wo sonst dein Glück entscheiden müßt und Wagnis Von vielem Blutvergießen.-- Ich wollte meine Art und Weise bergen, Wenn Freund' und Glück es in Gefahr verlangten, Und blieb' in Ehr.--Ich steh hier auf dem Spiel, Dein Weib, dein Sohn, die Edlen, der Senat, Und du willst lieber unserm Pöbel zeigen, Wie du kannst finster sehn, als einmal lächeln, Um ihre Gunst zu erben und zu schützen, Was ohne sie zugrund geht.

Menenius. Edle Frau! Kommt, geht mit uns, sprecht freundlich und errettet Nicht nur, was jetzt gefährlich, nein, was schon Verloren war.

Volumnia. Ich bitte dich, mein Sohn, Geh hin, mit dieser Mütz in deiner Hand, So streck sie aus, tritt so an sie heran, Dein Knie berühr die Stein'; in solchem Tun ist Gebärd ein Redner, und der Einfalt Auge Gelehrter als ihr Ohr. Den Kopf so wiegend Und oft auch so, dein stolzes Herz bestrafend, Sei sanft, so wie die Maulbeer überreif, Die jedem Drucke weicht. Dann sprich zu ihnen: Du seist ihr Krieger, im Gelärm erwachsen, Habst nicht die sanfte Art, die, wie du einsähst, Dir nötig sei, die sie begehren dürften, Wärbst du um ihre Gunst; doch wolltst du sicher Dich künftig wandeln zu dem Ihrigen, So weit Natur und Kraft in dir nur reichten.

Menenius. Das nur getan, So wie sie sagt, sind alle Herzen dein, Denn sie verzeihn so leicht, wenn du sie bittest, Als sonst sie müßig schwatzen.

Volumnia. O! gib nach! Laß dir nur diesmal raten. Weiß ich schon, Du sprängst eh mit dem Feind in Feuerschlünde, Als daß du ihm in Blumenlauben schmeichelst. Hier ist Cominius.

(Cominius tritt auf)

Cominius. Vom Marktplatz komm ich, Freund, und dringend scheint, Daß Ihr Euch sehr verstärkt, sonst hilft Euch nur Flucht oder Sanftmut. Alles ist in Wut.

Menenius. Nur gutes Wort.

Cominius. Das, glaub ich, dient am besten, Zwingt er sein Herz dazu.

William Shakespeare
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