Ich rede nicht aus blosser Vermuthung, was vielleicht geschehen könnte; sondern von einer Sache, die schon entworffen, beschlossen und verabredet ist; von einer Sache, die nur auf eine solche Gelegenheit wartet, um zum Ausbruch zu kommen.

Hot-Spur. Ich rieche was; bey meinem Leben, es muß gut gehen!

Northumberland. Wie voreilig du bist!

Hot-Spur. Es kan unmöglich anders als ein edler Entwurf werden! Und dann sollen sich die Schottische Macht, und Yorks Anhang mit Mortimer vereinigen, ha!

Worcester. Das sollen sie.

Hot-Spur. In der That, das ist über die Maassen wol ausgesonnen.

Worcester. Die Ursache ist nicht gering, die uns so schleunig als es möglich ist, unsre Köpfe emporzuheben befiehlt, wenn wir sie retten wollen. Denn so niedrig wir sie immer tragen möchten, so wird der König doch immer denken, daß er unser Schuldner sey; und daß wir uns nicht eher für befriedigt halten werden, bis er seine Schuld heimgezahlt habe. Ihr seht ja bereits, wie er uns je länger je mehr von seinem Vertrauen und von seiner Zuneigung entfernt.

Hot-Spur. Das thut er, das thut er; wir wollen Rache an ihm nehmen.

Worcester. Vetter, lebt wohl. Geht nicht weiter in dieser Sache, als ich euch durch meine Briefe anweisen werde. Wenn die Zeit reif seyn wird, und das wird bald seyn, dann will ich in Geheim zu Glendower und Mortimer mich begeben, wo ihr und Dowglas und unsre Völker, auf meine Veranstaltungen, glüklich zusammen kommen sollen, um unser Glük, das izt an einem Faden hängt, in unsern eignen starken Armen zu tragen.

Northumberland. Lebet wohl, Bruder; ich habe die beste Hoffnung, daß alles gut von statten gehen werde.

Hot-Spur. Lebt wohl, Oheim; O laßt die Stunden eilen, bis im blutigen Schlachtfeld das Klirren der Schwerdter und das Aechzen der Sterbenden mein belustigtes Ohr umtönt.

Zweyter Aufzug.

Erste Scene. (Ein Wirthshaus bey Rochester.) (Ein Fuhrmann tritt mit einer Laternen in der Hand auf, ruft dem Hausknecht, und giebt ihm eine Commißion wegen seines Pferds; ein andrer Fuhrmann kommt dazu, und die Flöhe in diesem Wirthshaus, worüber beyde sich beklagen, geben Anlas zu einer kleinen Unterredung im fuhrmännischen Geschmak, worinn, daß dich die Pest! und, geh' an Galgen, die schönsten Blümchen sind. Gadshill, einer aus des Prinzen von Wales Bande, kommt dazu, und erkundigt sich mit guter Manier bey ihnen, wenn die Reisende, mit denen sie in diesem Wirtshaus angekommen, nach London abzugehen gedenken.)

Zweyte Scene. (Ein kleines Gespräch zwischen Gadskill und einem Bedienten im Wirthshaus, welches, ausser den Nachrichten, die der leztere dem ersten von den Passagiers im Hause giebt, in einer Art von Wizwechsel besteht, wovon der Uebersezer bekennt, daß es ihm unmöglich fällt, die deutsche Sprache damit zu bereichern. Diejenige, welche vielleicht glauben, daß er diese Unmöglichkeit mit etwas weniger Trägheit hätte überwinden können, mögen sich zur Probe an den sinnreichen Wörtern:) long-staff-six-penny-strikers(, und) Mustachiopurple-hued-malt-worms (üben; und wenn ihnen auch diese nicht zu schwer seyn sollten, so werden sie doch gestehen, daß die unsaubern Wortspiele, die einen Theil dieser Scene ausmachen, unübersezlich sind. Das beste ist, daß der Leser nicht einen einzigen gesunden Gedanken, oder guten Einfall dabey verliehrt. Man mag aus dem was wir übersezen, den Schluß auf dasjenige machen, was wir auslassen müssen.)

Dritte Scene. (Verwandelt sich in die Landstrasse.) (Prinz Heinrich, Poins und Peto treten auf.)

Poins. Kommt, verbergt euch, verbergt euch; ich habe Falstaffs Pferd auf die Seite gethan, und er murrt wie ein gummierter Sammet.

Prinz Heinrich. Halt dich ruhig. (Falstaff tritt auf.)

Falstaff. Poins, Poins! daß du gehangen wärst! Poins!

Prinz Heinrich. Still, du fettnierichter Spizbube, was für ein Geheul machst du da?

Falstaff. Wie, Poins! Hal!

Prinz Heinrich (zu Poins.) Er ist auf den Hügel hinauf gegangen, ich will geh'n und ihn aufsuchen.

Falstaff (auf einer andern Seite.) Das ist meine Straffe davor, daß ich in dieses Diebs Gesellschaft raube; der Raker hat mir mein Pferd auf die Seite gethan, der Henker weiß wo hin.

William Shakespeare
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