Lady. Geht, alberne Gans.
(Die Musik fängt an.)
Hot-Spur. Nun merk' ich, daß der Teufel welsch versteht; bey unsrer Frauen, er ist kein schlimmer Musicant; kein Wunder, daß er so wunderliche Launen hat.
Lady Percy. Wenn es die Launen ausmachten, so müßtet ihr über und über musicalisch seyn: Ligt still, ihr Dieb', und hört die Lady welsch singen.
Hot-Spur. Ich wollte lieber meine Lady Brake auf irländisch heulen hören.
Lady. Soll ich dir deinen Kopf zerbrechen?
Hot-Spur. Nein.
Lady. Nun, so lig still.
Hot-Spur. Das auch nicht, das schikt sich nur für eine Lady.
Lady. Nun, so helf dir Gott!
Hot-Spur. In der welschen Lady Bette.
Lady. Was sagtest du?
Hot-Spur. Still, sie singt.
(Lady Mortimer singt ein welsches Lied.)
Hot-Spur. Komm, Käthe, du must mir auch eins singen.
Lady Percy. Ich gewiß nicht, bey meiner Treu.
Hot-Spur. Bey deiner Treu? du schwörst ja wie ein Zukerbekers-Weib! Nicht du, bey deiner Treu! und, so wahr ich leb, und, hol mich Gott, und, so wahr als die Sonn am Himmel ist; wenn man dich so armselig schwören hört, so dächte man, du seyst nie weiter als bis nach Finsbury gekommen. Schwör mir wie eine Lady, Käthe, die du bist, einen hübschen den Mund ausfüllenden Schwur, und überlaß das meiner Treu und dergleichen Pfeffer- und Ingwerkrämerische Blümchen, den ehrlichen Leuten die am Sonntag ihr hübsches Kleid anziehen.--Komm, sing.
Lady. Ich will nicht singen.
Hot-Spur. Und ich will gehen; wenn die Aufsäze fertig sind, so können wir in zwo Stunden schon fort seyn. Kommt mit, wenn ihr wollt.
(Er geht ab.)
Glendower. Kommt, kommt, Lord Mortimer; ihr seyd, däucht mich, so träge zum Gehen als Lord Percy feurig ist. Unsre Instrumente werden fertig seyn; wir wollen nur sigeln und dann gleich zu Pferde.
Mortimer. Von Herzen gerne.
(Sie gehen ab.)
Vierte Scene. (Verwandelt sich in den Audienz-Saal zu Windsor.) (König Heinrich, der Prinz von Wales, Lords und Gefolge treten auf.)
König Heinrich. Lords, verlaßt uns eine Weile; der Prinz von Wales und ich müssen allein mit einander sprechen; aber entfernt euch nicht weit, denn wir werden euch bald wieder nöthig haben.
(Die Lords gehen ab.)
Ich weiß nicht, ob es Gott so haben will, daß zu Befriedigung seines geheimen Grimms über irgend eine mißfällige That meines Lebens aus meinem eignen Blut ein Rächer und eine Peitsche für mich entstehen sollte; aber der ganze Zusammenhang deiner Aufführung und Lebensart läßt mich nichts anders glauben, als daß du ganz allein zum Werkzeug der heissen Rache des Himmels wieder mich bestimmt bist. Oder sage mir, wär es sonst möglich, daß so zügellose und niederträchtige Neigungen, so elende, so pöbelhafte, so schändliche, so ruchlose Handlungen, so nichtswürdige Belustigungen, eine so verächtliche, so wilde Gesellschaft, als diejenige womit du gepaart oder mit der du vielmehr ganz in eins verwachsen bist, fähig seyn sollten, dich deiner angebohrnen Hoheit vergessen zu machen, und dein fürstliches Herz zu sich herunter zu ziehen?
Prinz Heinrich. Gnädigster Herr, ich wünschte daß ich von allen Vergehungen so frey wäre, als ich gewiß bin, mich von vielen reinigen zu können, die mir zur Last gelegt werden. Indessen erlaubet mir wenigstens so viele Nachsicht von Euer Majestät zu erbitten, daß, wenn viele von diesen nachtheiligen Erzählungen, womit niederträchtige Zeitungs- Mäkler das Ohr der Fürsten zu umsumsen pflegen, sich falsch befinden, meine aufrichtige Reue wegen einiger würklicher Vergehungen, worinn meine Jugend ausschweiffend und tadelhaft gewesen ist, Vergebung erlangen möge.
König Heinrich. Der Himmel vergebe dir! Aber laß mich dir mein Erstaunen darüber bezeugen, Harry, daß deine Neigungen sich so weit von dem edeln Flug aller deiner Vorältern entfernen. Du hast durch deine rohe Lebensart deinen Plaz im Staats-Rath verlohren, der nun durch deinen jüngern Bruder erfüllt wird; du hast die Herzen des ganzen Hofs, und alle Prinzen von meinem Blut verlohren. Niemand hoffet oder erwartet etwas Gutes von deiner Zeit, und jede Seele sagt sich selbst prophetisch deinen Fall vorher.