Du hast meine verlohrne Achtung wieder erkauft, Harry, und durch diese edle Rettung bewiesen, daß dir mein Leben nicht gleichgültig ist.
Prinz Heinrich. O Himmel! das gröste Unrecht thaten die mir, die jemals gesagt haben, daß ich euern Tod wünsche. Wär' es so, so hätt ich nur Dowglassens dräuende Hand allein über euch lassen können; sie würde euer Ende schneller als alles Gift der Welt befördert, und euerm Sohn die verrätherische Mühe erspart haben.
König Heinrich. Eile du izt zu Clifton; ich will zu Sir Nicolas Gawsey.
(Der König geht ab.)
Zehnte Scene. (Hot-Spur, der Prinz von Wales.)
Hot-Spur. Wenn ich recht sehe, so bist du Harry Monmouth.
Prinz Heinrich. Du sprichst, als ob ich meinen Namen verläugnen wolle.
Hot-Spur. Mein Nam' ist Harry Percy.
Prinz Heinrich. Ich sehe also einen sehr tapfern Rebellen, der diesen Namen trägt. Ich bin der Prinz von Wales, und denke nicht, Percy, länger neben mir um den Preis der Ehre zu buhlen. Zween Sterne können ihren Lauf nicht in einer Sphäre halten, und Ein England kan sich in kein doppeltes Reich für Harry Percy, und für den Prinzen von Wales theilen.
Hot-Spur. Auch soll es nicht; die Stunde ist gekommen, die einem von uns beyden ein Ende machen muß; und wollte der Himmel, dein Name im Krieg wär' izt so groß als meiner.
Prinz Heinrich. Er soll größer werden, eh wir von einander scheiden, und ich will alle diese aufblühenden Ehren von deinem Kamme pflüken, um einen Kranz für meine Stirne daraus zu machen.
Hot-Spur. Ich kan dich nicht länger so prahlen hören.
(Sie fechten.)
(Falstaff kommt dazu.)
Falstaff. Bravo, Hall, drauf los, Hall! Hey sa, ihr werdet hier kein Kinderspiel finden, das kan ich euch sagen. (Dowglas tritt auf, und ficht mit Falstaff, der sogleich zu Boden fällt, als ob er todt sey; Dowglas geht wieder ab, und der Prinz stößt den Percy nieder.)
Hot-Spur. O Harry, du hast mich meines Ruhms beraubt; der Verlust des Lebens schmerzt mich weniger, als alle die stolzen Titel, die du mir abgewonnen hast; sie verwunden meine Seele tiefer als dein Schwerdt mein Fleisch; aber die Seele ist eine Sclavin des Lebens, und das Leben ein Spiel des Glüks--O, ich könnte propheceyen, wenn die kalte Hand des Todes nicht auf meiner Zunge läge, nun, Percy, bist du Staub, eine Speise für--
(Er stirbt.)
Prinz Heinrich. Würmer, braver Percy. Fahr du wohl! Unglüklicher Ehrgeiz, wie klein schrumpfest du zusammen! Wie dieser Leib noch einen Geist in sich hatte, war ein Königreich ein zu kleiner Raum für ihn; izt sind zween Schritte verächtliche Erde Raums genug. Diese Erde, die den todten Percy trägt, trägt keinen Lebenden, der ihm gleicht. Wär'st du noch empfindlich, so würd' es mir nicht erlaubt seyn, meiner Achtung für dich diesen Ausbruch zu lassen. Aber nun laß mich dein zerfeztes Antliz verhüllen, und nimm diesen lezten Dienst der Liebe von meiner Hand. Fahre wohl, und nimm deinen Ruhm mit dir gen Himmel; deine Schmach schlafe mit dir in deinem Grab, und werde nicht in deiner Grabschrift erwähnt!--
(Er sieht Falstaffen.)
Wie, alte Bekanntschaft? Konnte alle diese Menge Fleisch nicht ein wenig Leben verwahren? Armer Jak, fahr wohl! Einen bessern Mann möcht' ich besser gespart haben.*
(Geht ab.)
{ed. * Man läßt hier ein halb Duzent kahle Reime weg, die des Prinzen unwürdig sind, und die ganze Scene entstellen.}
Eilfte Scene. (Falstaff steht wieder auf, und amüsirt sich selbst mit frostigen Wortspielen über die Vorsichtigkeit die er gehabt, sich todt zu stellen. Zulezt besorgt er, Percy möchte auch wieder aufwachen, und giebt ihm deßwegen noch einen Stoß, indem die folgende Scene angeht.)
Zwölfte Scene. (Prinz Heinrich, und John von Lancaster treten auf.)
Prinz Heinrich. Komm, Bruder John; du hast dich das erstemal vortrefflich wol gehalten.
Lancaster. Sachte, wen haben wir hier? Sagtet ihr mir nicht, dieser dike Kerl sey todt?
Prinz Heinrich. Das that ich, ich sah ihn ohne Athem auf dem Boden ligen. Bist du bey Leben, oder sehen wir dein Gespenst? Rede, unsre Ohren müssen das Zeugniß unsrer Augen bestätigen, wenn wir ihnen glauben sollen; du bist nicht, was du scheinst.