Ich seh' ihr habt endlich den Goldschmidt gefunden; ist das die Kette, so ihr mir heute versprochen habt?
Antipholis von Syracus. Zurük, Satan! Versuche mich nicht, sag' ich dir.
Dromio von Syracus. Herr, ist dieses Frauenzimmer der Satan?
Antipholis von Syracus. Es ist der Teufel.
Dromio von Syracus. Nein, sie ist noch etwas ärgers, sie ist des Teufels Großmutter.*
Courtisane. Euer Diener und ihr seyd erstaunlich spaßhaft, mein Herr. Wollt ihr mit mir gehen, wir wollen unser Mittag-Essen hier verbessern.
Antipholis von Syracus. Zurük, böser Feind! Was sagst du mir vom Nacht-Essen?Du bist eine Hexe, wie ihr alle seyd; ich beschwöre dich, daß du von mir ablassest, und deines Wegs gehest.
Courtisane. Gebt mir entweder meinen Diamant-Ring wieder, den ihr mir beym Essen abgezogen, oder die Kette, die ihr mir versprochen habt, so will ich gehen und euch nicht beunruhigen.
Dromio von Syracus. Andre Teufel verlangen nur Kleinigkeiten, einen abgeschnittnen Nagel, einen Strohhalm, ein Haar, einen Tropfen Bluts, eine Steknadel, eine Nuß oder einen Kirschenstein; aber diese ist so gierig, daß sie eine Kette haben will. Herr, seyd gescheidt; wenn ihr's thätet, wer weiß was für ein Unglük daraus entstehen würde.
Antipholis von Syracus. Pake dich, du Hexe! Komm, Dromio, wir wollen gehen.
Dromio von Syracus. Es wird das sicherste seyn--
(Sie gehen ab.)
{ed.-* Hier ist man wieder genöthigt, die Einfälle des Dromio wegzulassen, die sich alle um die Zweydeutigkeit des Worts (light) herumdrehen, welches Licht und leicht heißt. (a light Wench) (ein leichtes Mensch) ist im Englischen so viel als eine Hure. Diß giebt dann dem Dromio Anlas zu sagen: Dieses Frauenzimmer sey des Teufels Mutter in Gestalt einer Hure
(of a light Wench.)
Nun (sagt er) steht geschrieben, die Teufel erscheinen den Leuten in Gestalt der Engel des Lichts,
(Angels of light.)
Licht ist eine Würkung des Feuers, und Feuer brennt, ergo brennen die Huren,
(light-Wenches will burn)
folglich kommt ihr nicht zu nahe.}
Siebende Scene. (Die Courtisane bleibt zurük.)
Courtisane. Ausser allem Zweifel ist Antipholis närrisch worden, sonst würd' er sich nimmermehr so aufführen. Er hat einen Ring von mir, der vierzig Ducaten werth ist; er versprach mir eine Kette für den Ring, und nun schlägt er mir beydes ab. Noch ein andrer Umstand, der mir's glaublich macht, daß er toll ist, ist ein närrisches Mährchen so er heute bey Tisch erzählte, man habe seine eigne Hausthüre vor ihm verschlossen; seine Frau müßte es dann darum gethan haben, weil sie schon weiß, wenn er seinen Anstoß von Tollheit zu kriegen pflegt. Izt will ich nach seinem Hause gehen, und seiner Frau erzählen, er sey heute, da er eben in seiner tollen Stunde gewesen, in mein Haus eingedrungen, und habe mir mit Gewalt meinen Ring genommen. Das däucht mir das sicherste; denn vierzig Ducaten verliehren, das wäre zuviel auf einmal.
(Sie geht ab.)
Achte Scene. (Die Strasse.) (Antipholis von Ephesus, mit einem Kerkermeister.)
Antipholis von Ephesus. Besorge nichts, guter Freund; ich will nicht ausreissen; ich will dir, eh ich dich verlasse, so viel Geld zum Unterpfand geben, als die Summe beträgt um derentwillen ich in Verhaft bin. Meine Frau ist heute nicht im guten Zeichen; sie wird meinem Bedienten nicht getraut haben. Ich versichre dich, es würd' ihr hart in den Ohren tönen, wenn sie hörte, daß ich in Ephesus feste sizen soll. -- (Dromio von Ephesus mit einem Strik.)--Hier kommt mein Knecht; ich denk', er bringt das Geld. Nun, Herr Patron, habt ihr das, wornach ich euch geschikt habe?
Dromio von Ephesus. Hier ist etwas, ich bin euch gut dafür, das sie alle bezahlen soll.
Antipholis von Ephesus. Aber wo ist das Geld?
Dromio von Ephesus. Wie, Herr, ich gab es für den Strik.
Antipholis von Ephesus. Zu was Ende befahl ich dir denn nach Hause zu gehen?
Dromio. Zum* End' eines Seils, Herr, und zu dem Ende bin ich wieder da.
Antipholis von Ephesus. Und zu dem Ende will ich dich bewillkommen.