Die Irrungen

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Antipholis von Ephesus. Und gieng ich nicht endlich voller Wuth fort?

Dromio von Ephesus. (En verité), das thatet ihr; meine Knochen sind Zeugen, die seitdem die Stärke eurer Wuth gefühlt haben.

Adriana (zu Zwik.) Ist es gut, ihm in diesen verkehrten Einfällen recht zu geben?

Zwik. Es ist nicht unrecht; der Kerl merkt wo es ihm fehlt, und, um ihn nicht noch mehr aufzubringen, sagt er zu allen seinen phrenetischen Reden ja.

Antipholis von Ephesus (zu Adriana.) Du hast den Goldschmidt aufgehezt, daß er mich in Verhaft nehmen lassen sollte.

Adriana. Himmel! Durch diesen Dromio hier hab ich euch Geld geschikt, euch zu befreyen, da er in gröster Eil dafür gelauffen kam.

Dromio von Ephesus. Ihr schiktet Geld durch mich?Guten Willen mögt ihr wol geschikt haben; aber das versichre ich euch, nicht einen Heller Geld.

Antipholis von Ephesus. Giengest du nicht zu ihr, um einen Beutel mit Ducaten zu holen?

Adriana. Er kam zu mir, und ich gab ihn ihm.

Luciana. Und ich bin Zeuge, daß sie es gethan hat.

Dromio von Ephesus. Gott und der Seiler sind Zeugen, daß ich nach nichts als nach einem Strik geschikt worden bin.

Zwik. Madam, der Herr und der Knecht ist einer so besessen als wie der andre; ich seh es an ihrem blassen und tödtlichen Aussehen; man muß sie binden, und in ein dunkles Gemach einsperren.

Antipholis von Ephesus. Sag', warum verschlossest du das Haus vor mir; und du, Kerl, warum läugnest du den Beutel mit Geld ab?

Adriana. Ich habe euch nicht ausgeschlossen, mein lieber Mann.

Dromio von Ephesus. Und ich, mein lieber Herr, ich habe kein Gold empfangen; aber das bekenn' ich, Herr, daß wir ausgeschlossen worden sind.

Adriana. Du verstellter Galgenstrik, du lügst beydes.

Antipholis von Ephesus. Du verstellte Meze, du bist in allem falsch, und hast dich mit einem verdammten Gesindel zusammen verschworen, mich um meine Ehre zu bringen, und zum Spott und Scheusal vor der Welt zu machen. Aber mit diesen Nägeln will ich dir diese falschen Augen ausreissen, welche ihre Lust daran sehen wollen, daß ein so schändliches Spiel mit mir getrieben wird. (Drey oder vier Kerle treten auf, und erbieten sich, ihn zu binden; er wehrt sich.)

Adriana. O bindet, bindet ihn, laßt ihn mir nicht nahe kommen.

Zwik. Noch mehr Leute--Der böse Feind ist mächtig in ihm.

Luciana. O weh, der arme Mann, wie bleich und verstellt er aussieht!

Antipholis von Ephesus. Wie, wollt ihr mich ermorden?Du, Gerichtsdiener, ich bin dein Gefangner; willst du leiden, daß sie mich dir entführen?

Gerichtsdiener. Ihr Herren, laßt ihn gehen; er ist mein Gefangner, und ihr sollt ihn nicht haben.

Zwik. Geht, bindet diesen Mann auch, er ist so gut mondsüchtig als die andern.

Adriana. Was willt du hier, du unverständiger Gerichtsdiener?Was für eine Freude hast du daran, zu sehen, daß ein armer verrükter Mann sich selbst Schaden und Leids zufügt?

Gerichtsdiener. Er ist mein Gefangner; wenn ich ihn gehen lasse, muß ich die Schuld bezahlen, wegen welcher er in Verhaft gekommen ist.

Adriana. Ich will dich stehendes Fusses befriedigen; führe mich nur zu seinem Geläubiger;

(Sie binden Antipholis und Dromio.)

sobald ich weiß, wie hoch sich die Schuld beläuft, will ich sie bezahlen. Lieber Herr Doctor, sorget dafür, daß er unversehrt heim in mein Haus gebracht werde. O unglükseliger Tag!

Antipholis von Ephesus. O unglükselige Meze!

Dromio von Ephesus. Herr, ich bin hier euertwegen in Banden.

Antipholis von Ephesus. Geh' zum T** du Galgenschwengel! Willst du mich rasend machen?

Dromio von Ephesus. Wollt ihr denn um nichts gebunden seyn?Raset, mein lieber Herr; ruft, der Teufel --

Luciana. Gott helf uns! Die armen Tröpfe, was sie für Reden führen!

Adriana. Geht, führt ihn weg; Schwester, bleib du bey mir.

(Zwik, Antipholis und Dromio gehen ab.)

Nun, sagt mir, auf wessen Klag ist er im Verhaft?

Gerichtsdiener. Auf eines Goldschmidts, Namens Angelo; kennt ihr ihn?

Adriana. Ja; wie viel ist er ihm schuldig?

Gerichtsdiener. Zweyhundert Ducaten.

William Shakespeare
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