Thisbe. "Umstrahlter Pyramus, an Farbe lilienweiß Und rot wie eine Ros auf triumphierndem Strauch; Du muntrer Juvenil, der Männer Zier und Preis, Treu wie das treuste Roß, das nie ermüdet auch. Ich will dich treffen an, glaub mir, bei Nickels Grab."
Squenz. Ninus' Grab, Kerl. Aber das müßt Ihr jetzt noch nicht sagen, das antwortet Ihr dem Pyramus. Ihr sagt Euren ganzen Part auf einmal her, Stichwörter und den ganzen Plunder.--Pyramus, tretet auf, Euer Stichwort ist schon dagewesen; es ist: "ermüdet auch."
(Zettel mit einem Eselskopfe und Droll kommen zurück.)
Thisbe. Uf--"So treu, wie's treuste Pferd, das nie ermüdet auch."
Pyramus. "Wenn, Thisbe, ich wär schön, so wär ich einzig dein."
Squenz. O greulich! erschrecklich! Es spukt hier. Ich bitt euch, Meister! lauft, Meister! Hilfe! (Sie laufen davon.)
Droll. Nun jag ich euch und führ euch kreuz und quer Durch Dorn, durch Busch, durch Sumpf, durch Wald. Bald bin ich Pferd, bald Eber, Hund und Bär, Erschein als Werwolf und als Feuer bald, Will grunzen, wiehern, bellen, brummen, flammen Wie Eber, Pferd, Hund, Bär und Feur zusammen.
(Ab.)
Zettel. Warum laufen sie weg? Dies ist eine Schelmerei von ihnen, um mich fürchten zu machen.
(Schnauz kommt zurück.)
Schnauz. O Zettel! du bist verwandelt! Was seh ich an dir?
Zettel. Was du siehst? Du siehst deinen eigenen Eselskopf. Nicht?
(Schnauz ab. Squenz kommt zurück.)
Squenz. Gott behüte dich, Zettel! Gott behüte dich! du bist transferiert.
(Ab.)
Zettel. Ich merke ihre Schelmerei: sie wollen einen Esel aus mir machen, mich fürchten machen, wenn sie können. Aber ich will hier nicht von der Stelle; lass' sie machen, was sie wollen; ich will hier auf und ab spazieren und singen, damit sie sehen, daß ich mich nicht fürchte. (Er singt.) Die Schwalbe, die den Sommer bringt, Der Spatz, der Zeisig fein, Die Lerche, die sich lustig schwingt Bis in den Himmel 'nein--:
Titania (erwachend). Weckt mich von meinem Blumenbett ein Engel?
Zettel (singt). Der Kuckuck, der der Grasmück So gern ins Nestchen heckt Und lacht darob mit arger Tück Und manchen Ehmann neckt--: Denn sein Rufen soll eine gar gefährliche Vorbedeutung sein, und wem jückt es nicht ein bißchen an der Stirne, wenn er sich Kuckuck grüßen hört?
Titania. Ich bitte dich, du holder Sterblicher, Sing noch einmal! Mein Ohr ist ganz verliebt In deine Melodie; auch ist mein Auge Betört von deiner lieblichen Gestalt; Gewaltig treibt mich deine schöne Tugend, Beim ersten Blick dir zu gestehn, zu schwören: Daß ich dich liebe.
Zettel. Mich dünkt, Madame, Sie könnten dazu nicht viel Ursache haben. Und doch, die Wahrheit zu sagen, halten Vernunft und Liebe heutzutage nicht viel Gemeinschaft. Schade, daß ehrliche Nachbarn sie nicht zu Freunden machen wollen! Gelt, ich kann auch spaßen, wenn's darauf ankommt.
Titania. Du bist so weise, wie du reizend bist.
Zettel. Das nun just auch nicht. Doch, wenn ich Witz genug hätte, um aus diesem Walde zu kommen, so hätte ich just so viel, als mir nötig täte.
Titania. Begehre nicht, aus diesem Hain zu fliehn; Du mußt hier, willig oder nicht, verziehn. Ich bin ein Geist von nicht gemeinem Stande; Ein ewger Sommer zieret meine Lande; Und sieh, ich liebe dich! drum folge mir. Ich gebe Elfen zur Bedienung dir; Sie sollen Perlen aus dem Meer dir bringen Und, wenn du leicht auf Blumen schlummerst, singen. Ich will vom Erdenstoffe dich befrein, Daß du so luftig sollst wie Geister sein. Senfsamen! Bohnenblüte! Motte! Spinnweb!
(Vier Elfen treten auf.)
Erster Elf. Hier!
Zweiter Elf. Und ich!
Dritter Elf. Und ich!
Vierter Elf. Und ich!
Alle. Was sollen wir?
Titania. Gefällig seid und dienstbar diesem Herrn. Hüpft, wo er geht, und gaukelt um ihn her; Sucht Aprikos' ihm auf und Stachelbeer'; Maulbeeren gebt ihm, Feigen, Purpurtrauben; Ihr müßt der Biene Honigsack ihm rauben; Zur Kerze nehmt von ihr ein wächsern Bein Und steckt es an bei eines Glühwurms Schein, Zu leuchten meinem Freund Bett aus und ein; Mit bunter Schmetterlinge Flügelein Wehrt fächelnd ihm vom Aug den Mondenschein. Nun, Elfen, huldigt ihm und neigt euch fein.