Hermia. Was soll mir dies? Wo ist Lysander? spricht-- Gib ihn mir wieder, Freund, ich bitte dich.

Demetrius. Den Hunden gäb ich lieber seine Leiche.

Hermia. Hinweg, du Hund! du treibst durch deine Streiche Mich armes Weib zur Wut. Hast du ihn umgebracht: Nie werde mehr für einen Mann geacht't. Sprich einmal wahr, sprich mir zuliebe wahr! Hättst du, wenn er gewacht, ihm wohl ein Haar Gekrümmt? und hast ihn, weil er schlief, erschlagen? O Kühnheit! eine Natter konnt es wagen. Ja, eine Natter tat's; die ärgste sticht Zweizüngiger als du, o Schlange, nicht.

Demetrius. An einen Wahn verschwendst du deine Wut. Ich bin nicht schuldig an Lysanders Blut; Auch mag er wohl, soviel ich weiß, noch leben.

Hermia. Und geht's ihm wohl? Kannst du mir Nachricht geben?

Demetrius. Und könnt ich nun, was würde mir dafür?

Hermia. Mich nie zu sehn, dies Vorrecht schenk ich dir. Und so verlaß ich deine schnöde Nähe; Tot sei er oder nicht, wenn ich nur dich nicht sehe.

(Ab.)

Demetrius. Ihr folgen ist vergebliches Bemühn In diesem Sturm; so will ich hier verziehn. Noch höher wird des Grames Not gesteigert, Seit sich sein Schuldner Schlaf zu zahlen weigert. Vielleicht empfang ich einen Teil der Schuld, Erwart ich hier den Abtrag in Geduld.

(Er legt sich nieder.)

Oberon. Was tatest du? du hast dich ganz betrogen. Ein treues Auge hat den Liebessaft gesogen; Dein Fehlgriff hat den treuen Bund gestört Und nicht den Unbestand zur Treu bekehrt.

Droll. So siegt das Schicksal denn, daß gegen (einen) Treuen Millionen falsch auf Schwüre Schwür' entweihen.

Oberon. Streif durch den Wald behender als der Wind Und suche Helena, das schöne Kind. Sie ist ganz liebekrank und blaß von Wangen, Von Seufzern, die ihr sehr ans Leben drangen. Geh, locke sie durch Täuschung her zu mir; Derweil sie kommt, bezaubr' ich diesen hier.

Droll. Ich eil, ich eil, sieh, wie ich eil; So fliegt vom Bogen des Tataren Pfeil.

(Ab.)

Oberon. Blume mit dem Purpurschein Die Cupidos Pfeile weihn, Senk dich in sein Aug hinein; Wenn er sieht sein Liebchen fein, Daß sie glorreich ihm erschein Wie Cyther' im Sternenreihn. Wachst du auf, wenn sie dabei: Bitte, daß sie hilfreich sei.

(Droll kommt zurück.)

Droll. Hauptmann unsrer Elfenschar, Hier stellt Helena sich dar. Der von mir gesalbte Mann Fleht um Liebeslohn sie an. Wollen wir ihr Wesen sehn? O die tollen Sterblichen! Oberon. Tritt beiseit! Erwachen muß Von dem Lärm Demetrius. Droll. Wenn dann zwei um eine frein: Das wird erst ein Hauptspaß sein. Gehn die Sachen kraus und bunt, Freu ich mich von Herzensgrund.

(Lysander und Helena treten auf.)

Lysander. Pflegt Spott und Hohn in Tränen sich zu kleiden? Wie glaubst du denn, ich huldge dir zum Hohn? Sieh, wenn ich schwöre, wein ich: solchen Eiden Dient zur Beglaubigung ihr Ursprung schon. Kannst du des Spottes Reden wohl verklagen, Die an der Stirn des Ernstes Siegel tragen?

Helena. Stets mehr und mehr wird deine Schalkheit kund. Wie teuflisch fromm, mit Schwur den Schwur erlegen! Beschwurst du nicht mit Hermia so den Bund? Wäg Eid an Eid, so wirst du gar nichts wägen. Die Eid an sie und mich, wie Märchen leicht, Leg in zwei Schalen sie, und keine steigt.

Lysander. Verblendung war's, mein Herz ihr zu versprechen.

Helena. Verblendung nenn ich's, jetzt den Schwur zu brechen.

Lysander. Demetrius liebt (sie;) dich liebt er nicht.

Demetrius (erwachend). O Huldin! schönste Göttin meiner Wahl! Womit vergleich ich deiner Augen Strahl? Kristall ist trübe. O wie reifend schwellen Die Lippen dir, zwei küssende Morellen! Und jenes dichte Weiß, des Taurus Schnee, Vom Ostwind rein gelächelt, wird zur Kräh, Wenn du die Hand erhebst. Laß mich dies Siegel Der Wonne küssen, aller Reinheit Spiegel!

Helena. O Schmach! o Höll! ich seh, ihr alle seid Zu eurer Lust zu plagen mich bereit. Wär Sitt und Edelmut in euch Verwegnen, Ihr würdet mir so schmählich nicht begegnen. Könnt ihr mich denn nicht hassen, wie ihr tut, Wenn ihr mich nicht verhöhnt in frechem Mut? Wärt ihr in Wahrheit Männer, wie im Schein, So flößt' ein armes Weib euch Mitleid ein. Ihr würdet nicht mit Lob und Schwüren scherzen, Da ich doch weiß, ihr hasset mich von Herzen; Als Nebenbuhler liebt ihr Hermia, Wetteifernd nun verhöhnt ihr Helena. Ein tapfres Stück, ein männlich Unternehmen, Durch Spott ein armes Mädchen zu beschämen, Ihr Tränen abzulocken! Quält ein Weib Ein edler Mann wohl bloß zum Zeitvertreib?

Lysander. Demetrius, du bist nicht bieder: sei's! Du liebst ja Hermia; weißt, daß ich es weiß. Hier sei von Herzensgrund, in Güt und Frieden, An Hermias Huld mein Anteil dir beschieden. Tritt deinen nun an Helena mir ab; Ich lieb und will sie lieben bis ins Grab.

William Shakespeare
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