O deine Ehre, Ludwig, deine Ehre!--

Ludwig. Ich erstaunen wie Euer Majestät so kalt seyn kan, da so wichtige Betrachtungen auf sie würken.

Pandolph. Ich will den Fluch über sein Haupt aussprechen.

König Philipp. Du sollst es nicht nöthig haben. England, ich falle von dir ab.

Constantia. O edle Wiederkehr der verbannten Majestät!

Elinor. O schändliche Empörung der Französischen Unbeständigkeit!

König Johann. Frankreich, du sollst diese Stunde noch in dieser Stunde bereuen.

Blanca. So muß die Sonne in Blut untergehen. Schöner Tag, fahr' wohl! Wo ist die Parthey mit der ich gehen muß? Ich stehe zwischen beyden, jede Armee hat eine Hand, und indem ich beyde halte, reissen sie sich in ihrer Wuth von einander, und zerstüken mich. Gemahl, ich kan nicht beten, daß du gewinnen mögest; Oheim, ich bin gezwungen zu beten, daß du verliehrest; Vater, ich kan das Glük nicht auf deine Seite wünschen; Großmutter, ich will nicht wünschen, daß deine Wünsche erhört werden; keine Parthey kan gewinnen, ohne daß ich auf der andern verliehre.

Ludwig. Folget mir, Madame, euer Glük hängt nun von dem meinigen ab.

Blanca. Wo mein Glük lebt, stirbt mein Leben.

König Johann. Vetter, geh und ziehe unsre Völker zusammen.

(Faulconbridge geht ab.)

Frankreich, ich bin von einem Grimm entflammt, dessen Hize nichts als Blut, das Blut, das kostbarste Blut von Frankreich löschen kan.

König Philipp. Deine Wuth soll dich aufzehren, und du sollt in Asche zusammenfallen, eh unser Blut diß Feuer löschen soll. Sieh zu dir selbst, du wagest viel.

König Johann. Nicht mehr als der so mir dräuet. Zun Waffen! hinweg!

(Sie gehen ab.)

Vierte Scene. (Verwandelt sich in das Schlachtfeld.) (Lerm; Gefecht; Faulconbridge mit Östreichs Kopf, tritt auf.)

Faulconbridge. Nun bey meinem Leben, dieser Tag wird entsezlich heiß; irgend ein feuriger Teufel brütet in der Luft, und schüttet Unheil herab. Hier lig du, Östreichs Kopf,--So hat König Richards Sohn sich seines Gelübds entlediget, und der unsterblichen Seele seines Vaters Östreichs Blut zum Todten-Opfer gebracht. (König Johann, Arthur und Hubert treten auf.)

König Johann. Hier Hubert, bring diesen Knaben in Verwahrung--Richard, ermuntre dich; meine Mutter wird in ihrem Gezelt bestürmt, und ist, wie ich besorge, gefangen.

Faulconbridge. Ich befreyte sie, Gnädigster Herr; ihre Hoheit ist in Sicherheit, besorget nichts. Aber zurük, mein König; noch ein wenig Arbeit wird diesen Tag zu einem glüklichen Ende bringen.

(Sie gehen ab.)

Fünfte Scene. (Lermen; Gefecht; Flucht; König Johann, Elinor, Arthur, Faulconbridge, Hubert und Lords treten wieder auf.)

König Johann. So soll es seyn;

(zu seiner Mutter.)

Euer Gnaden soll unter einer starken Bedekung zurükbleiben;

(zu Arthur.)

Vetter, sieh nicht so traurig aus; deine Großmama hat dich lieb, und dein Oheim will deines Vaters Stelle bey dir vertreten.

Arthur. O diß wird meine Mutter vor Schmerz sterben machen.

König Johann (zu Faulconbridge.) Vetter, auf, nach England; eile voran, und siehe, daß du noch vor unsrer Ankunft unsre reichen Äbte schüttelst; sez du ihre gefangnen Engel in Freyheit; der hungrige Krieg muß an den fetten Ribben des Friedens zehren. Vollziehe unsern Auftrag mit dem äussersten Nachdruk.

Faulconbridge. Gloke, Buch und Kerze sollen mich nicht zurüktreiben, wo Gold und Silber mich einladen einen Besuch zu machen. Ich verlasse Eu. Majestät; Großmutter, wenn mir anders einmal einfällt fromm zu seyn, will ich für eure Wohlfahrt beten; und hiemit küß' ich euch die Hand.

Elinor. Lebe wohl, mein lieber Vetter.

König Johann. Vetter, lebe wohl.

(Faulconbridge geht ab.)

Elinor. Komm zu mir, kleiner Vettermann--auf ein paar Worte--

(Sie nimmt den Arthur auf die eine Seite des Theaters.)

König Johann (zu Hubert auf der andern Seite.) Komm hieher, Hubert. O mein lieber Hubert, wir sind dir sehr verbunden; in diesen Mauern von Fleisch ist eine Seele die dein Schuldner ist, und deine Liebe mit Wucher zu bezahlen gedenkt. Glaube mir, mein guter Freund, der freywillige Eid, womit du dich zu meinem Dienst verbunden hast, lebt in diesem Busen und wird theuer geachtet.

William Shakespeare
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