Das Bild einer gräßlichen Übelthat lebt in seinem Auge; sein betretnes und gezwungnes Aussehen verräth ein sehr beunruhigtes Herz, und mir ist bange, die That möchte schon geschehen seyn, die ihm befohlen worden.

Salisbury. Der König verändert die Farbe alle Augenblike, sie kommt und geht von seinem Vorhaben zu seinem Gewissen, und von diesem zu jenem, wie Herolde zwischen zwey fürchterlichen Schlacht-Ordnungen; seine Gemüthsbewegung schwillt so sehr an, daß sie nothwendig aufbrechen muß.

Pembroke. Und wenn sie aufbricht, so fürcht ich, es wird nichts anders herauskommen, als der schändliche Eiter von eines holdseligen Kindes Tod.

König Johann. Wir können der mächtigen Hand des Todes keinen Einhalt thun. Er sagt uns, Arthur sey diese Nacht gestorben.

Salisbury. In der That, wir besorgten, seine Krankheit möchte unheilbar seyn.

Pembroke. In der That, wir hörten, wie nah er dem Tode war, eh das Kind selbst fühlte daß es krank war. Dafür muß Rede und Antwort gegeben werden, hier oder anderswo.

König Johann. Warum heftet ihr so feyrliche Blike auf mich? Denkt ihr, ich trage die Scheere der Göttin des Schiksals? Hab' ich über den Puls des Lebens zu befehlen?

Salisbury. Es ist augenscheinlich, daß es nicht richtig zugegangen; und es ist schändlich, daß Grösse es auf eine so grobe Art zu erkennen giebt. Wie gut ihr euer Spiel dadurch gemacht habt, wird sich zeigen, und hiemit gehabt euch wohl.

Pembroke. Warte noch, Lord Salisbury, ich will mit dir gehen, und das Erbtheil dieses armen Kindes, sein kleines Königreich von einem gewaltsamen Grabe suchen. Dieses Blut, das ein Recht an alles was auf dieser Insel athmet, hatte, schließt nun ein Raum von drey Schuhen ein. Es ist izt eine schlimme Welt! Aber das muß nicht so gelidten werden; dieses kan, und in kurzem, allen unsern Beschwerden zum Ausbruch helfen.

(Sie gehen ab.)

Dritte Scene. (Ein Courier zu den Vorigen.)

König Johann (für sich.) Sie brennen vor Unwillen; es reuet mich; es ist kein sichrer Grund der auf Blut gelegt wird, und das Leben wird durch eines andern Tod schlecht gesichert.

(Zum Courier.)

Du siehst erschroken aus! Wo ist das Blut, das ich sonst in deinen Wangen wohnen gesehen habe? Ein trüber Himmel erheitert sich nicht ohne einen Sturm; schütte dein Ungewitter herab; wie geht es in Frankreich?

Courier. Niemals ist in einem Land eine so fürchterliche Kriegszurüstung gemacht worden als in Frankreich, zu einem Einfall in England. Sie haben uns die Eilfertigkeit abgelernt; denn da euch berichtet werden sollte, daß sie sich rüsten, kommt die Zeitung schon, daß sie geländet haben.

König Johann. In was für einer Trunkenheit haben denn unsre Freunde geschlafen? Wo ist unsrer Mutter Sorgfalt? daß eine solche Armee in Frankreich aufgestellt werden soll, und wir nicht einmal etwas davon hören?

Courier. Gnädigster Herr, ihre Ohren sind mit Staub verstopft; den ersten April starb eure edle Mutter, und wie ich höre, ist drey Tage vorher auch die Lady Constantia in Raserey verstorben. Doch dieses habe ich nur von einem schwärmenden Gerüchte; ob es wahr oder falsch ist, weiß ich nicht.

König Johann. Hemme deine Geschwindigkeit, gefahrvolle Zeit; o! mach einen Waffenstillstand mit mir, bis ich meine mißvergnügten Pairs befriedigst habe. Wie? Meine Mutter todt? Wie übel muß es also in meinen Französischen Staaten gehen!--Unter wessen Anführung haben diese Völker aus Frankreich, die du mir ankündigest, hier geländet?

Courier. Unter dem Dauphin. (Faulconbridge und Peter von Pomfret zu den Vorigen.)

König Johann. Du hast mich mit diesen bösen Zeitungen ganz schwindlicht gemacht--

(Zu Faulconbridge.)

Nun, was sagt die Welt zu unserm Verfahren? Stopfe mir nicht noch mehr solche schlimme Neuigkeiten in den Kopf, er ist schon voll.

Faulconbridge. Wenn ihr euch fürchtet das schlimmste zu hören, so müßt ihr das schlimmste ungehört über euern Kopf einstürzen lassen.

König Johann. Habe Geduld mit mir, Vetter; ich war einen Augenblik betäubt; aber izt athme ich wieder frey, und kan alles hören, was mir irgend eine Zunge sagen kan.

William Shakespeare
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