Pembroke. Haut ihn in Stüken.

Faulconbridge. Halte Frieden, sag ich.

Salisbury. Auf die Seite, Faulconbridge, oder ich will dir die Haut abziehen.

Faulconbridge. Du würdest leichter dem Teufel die Haut abziehen, Salisbury. Wenn du dich erkühnst mich nur sauer anzusehen, nur deinen Fuß vorzusezen, oder ein unanständiges Wort gegen mich auszustossen, so schlag ich dich tod nieder. Steke deinen Degen bey Zeiten ein, oder ich will dich und deinen Bratspieß so zusammenpleuen, daß du denken sollst, der Teufel aus der Hölle sey über dich gekommen.

Bigot. Was willt du thun, ruhmvoller Faulconbridge? Einem Bösewicht beystehen, einem Mörder?

Hubert. Lord Bigot, ich bin keiner.

Bigot. Wer ermordete diesen Prinzen?

Hubert. Es ist noch keine Stunde seit ich ihn gesund verlassen habe; ich ehrt' ihn, ich liebt' ihn, und ich will mein lebenlang den Verlust seines süssen Lebens beweinen.

Salisbury. Trauet nicht diesem heuchelnden Wasser in seinen Augen; ein Bösewicht kan auch weinen, und eine lange Übung macht, daß seine erzwungene Zähren Ströme des Mitleidens und der Unschuld scheinen. Folget mir alle, deren Seelen den unreinen Geruch eines Schlachthauses verabscheuen; ich erstike in den Ausdünstungen dieser Schandthat.

Bigot. Hinweg nach Edmondsbury, zu dem Dauphin.

Pembrok. Saget dem König, dort könn' er uns erfragen.

(Die Lords gehen ab.)

Siebende Scene.

Faulconbridge. Das ist eine feine Welt; wißt ihr was um diese saubre Arbeit? Hubert, wann du diese That gethan hast, so reicht eine grenzenlose Güte nicht zu, dir zu vergeben.

Hubert. Hört mich nur an, Sir.

Faulconbridge. Ha! ich will dir was sagen; du bist verdammt, so schwarz--Nein, nichts ist so schwarz, tiefer verdammt als Lucifer; es ist kein so scheußlicher Teufel in der Hölle wie du seyn wirst, wenn du diß Kind umgebracht hast.

Hubert. Bey meiner Seele--

Faulconbridge. Wenn du nur deinen Willen zu dieser Unmenschlichkeit gegeben hast, so verzweifle; und wenn du keinen Strik hast, so wird der dünnste Faden, den jemals eine Spinne aus ihrem Leib gezogen hat, stark genug werden, dich zu erdrosseln; ein Rohr wird ein Balken werden, dich daran zu hängen; oder wenn du dich ersäuffen willt, so gieß nur ein wenig Wasser in einen Löffel, und es wird soviel seyn als der ganze Ocean, zureichend, einen solchen Bösewicht zu erstiken. Du bist mir äusserst verdächtig.

Hubert. Wenn ich durch That, Einwilligung oder nur durch die Sünde eines Gedankens an dem Raub dieses anmuthsvollen Lebens schuldig bin, so möge die Hölle selbst neue Qualen nöthig haben mich zu martern. Er war wohl da ich ihn verließ.

Faulconbridge. Geh, trag' ihn in deinen Armen fort. Ich bin ganz betäubt, däucht mich, und verliehre meinen Weg unter den Dornen und Gefahren dieser Zeit--Wie wenig Mühe brauchst du, ganz England aufzuheben! Aus diesem kleinen zerbrochnen Gehäuse der rechtmäßigen Königs-Würde ist das Leben, der Friede, die Treue von diesem ganzen Königreich gen Himmel geflogen; und das verlaßne England als ein Ding, das keinen rechtmäßigen Eigenthümer hat, ist dem überlassen, der es zuerst zu paken kriegt. Der hündische Krieg sträubt nun, um den halbabgenagten Knochen der Majestät, seinen zürnenden Kamm, und bläkt die Zähne gegen die freundlichen Augen des Friedens. Nun stossen auswärtige Kriegsschaaren und einheimische Mißvergnügte in gerader Linie auf einander, und öde Verwüstung laurt, wie ein Rabe auf ein angestektes und gefallenes Stük Vieh, auf den stürzenden Fall des überwältigten Pomps. Nun ist derjenige glüklich, den sein Priester-Rok und sein Gürtel vor diesem Ungewitter zu Hause bewahrt-- Tragt das Kind hinweg, und folget mir unverzüglich; ich gehe zu dem König; tausend Geschäfte warten auf uns, und der Himmel selbst schießt einen zürnenden Blik auf dieses Land.

(Sie gehen ab.)

Fünfter Aufzug.

Erste Scene. (Der Englische Hof.) (König Johann, Pandolph und Gefolge treten auf.)

König Johann. Hiemit übergeb ich in eure Hand diesen Cirkel meiner Königs-Würde.

William Shakespeare
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