Morgen wollen wir nach Irland, es ist Zeit. Indessen ernennen wir, während unsrer Abwesenheit, unsern Oheim York zum Lord-Statthalter von England, denn er ist rechtschaffen, und war uns jederzeit zugethan. Kommet, meine Königin; morgen müssen wir uns scheiden; beruhigt euch, wir werden nicht lange abwesend seyn.
(König Richard, Königin und Gefolge gehen ab.)
Vierte Scene. (Northumberland, Willoughby und Roß bleiben.)
Northumberland. Nun, Milords, der Herzog von Lancaster ist todt.
Ross. Und lebt wieder in seinem Sohn, der nun Herzog von Lancaster ist.
Willoughby. Dem Namen, nicht den Einkünften nach.
Northumberland. Beyden nach, wenn Gerechtigkeit ihr Recht erhält.
Ross. Mein Herz ist voll; aber es muß von Schweigen brechen, eh ihm eine freymüthige Zunge leichter machen kan.
Northumberland. Bezieht sich das, was ihr reden möchtet, auf den Herzog von Hereford, so sagt es kühnlich heraus, Mann; mein Ohr horcht mit Freuden allem Guten entgegen, was von ihm gesagt wird.
Ross. Alles Gute, was ich für ihn thun kan, ist, Mitleiden mit ihm zu haben, daß er seines Erbguts so beraubt worden ist.
Northumberland. Nun, beym Himmel, Schande ist es, daß solche Kränkungen, solche Ungerechtigkeiten gegen ihn, einen königlichen Prinzen, und manche andre von edlem Blut, in diesem dem Umsturz nähernden Lande niederträchtig ertragen werden sollen! Der König ist nicht er selbst, unköniglich läßt er von Schmeichlern sich leiten; und was sie aus Raubsucht oder aus Haß gegen irgend einen aus uns anzetteln möchten, das wird der König nach der Schärfe gegen uns, unser Leben, unsre Kinder und Erben ausführen.
Ross. Die Gemeinen hat er durch übermäßige Auflagen ausgesogen, und dadurch ihre Herzen verlohren; die Edeln hat er wegen abgestorbner Händel gebüßt, und ihre Herzen verlohren.
Willoughby. Nichts destoweniger werden unter allerley Namen täglich neue Erpressungen ausgesonnen; aber, was um Gottes willen! soll endlich daraus werden?
Northumberland. Kriege haben alle diese Summen nicht verzehrt; denn er hatte nie keinen Krieg, sondern gab vielmehr durch einen schimpflichen Verglich hin, was seine Vorältern durch Siege gewonnen hatten; er hat mehr Aufwand im Frieden gemacht, als sie in allen ihren Kriegen.
Ross. Der Graf von Wiltschire hat das Königreich im Pacht.
Willoughby. Der König ist Bankrutt worden.
Ross. Und ungeachtet aller seiner schweren Auflagen, muß er den vertriebnen Herzog berauben, um Geld für diese Irländischen Unruhen zu haben.
Northumberland. Seinen edeln Blutsverwandten!--Höchst ausgearteter König! Aber, Milords, wir hören dieses fürchterliche Gewitter singen, und suchen doch keinen Schirm gegen den Sturm; wir sehen den Wind unsern Segeln zusezen, und doch ziehen wir sie nicht ein, sondern gehen unbesorgt unter.
Ross. Wir sehen den Schiffbruch vorher, und es ist noch keine Anstalt gegen die Gefahr gemacht, weil wir so geduldig die Ursachen unsers Schiffbruchs leiden.
Northumberland. Nicht so; selbst durch die hohlen Augen des Todes, sehe ich Leben hervorschauen; aber ich darf es nicht sagen, wie nah' uns unsre Hülfe ist.
Willoughby. Wir haben unsre Gedanken nicht vor dir verborgen; laß uns auch die deinigen theilen.
Ross. Rede zuversichtlich, Northumberland; wir drey sind nur du selbst, und wenn du mit uns sprichst, sind deine Worte nur wie Gedanken; also rede kühnlich!
Northumberland. So höret dann, meine Freunde, was für geheime Nachrichten ich von (Port le blanc), einem Hafen in Bretagne, habe. Heinrich von Hereford, Rainald, Lord Cobham, der unlängst mit dem Herzog von Exeter gebrochen hat; sein Bruder, der neue Erzbischoff von Canterbury, Sir Thomas Erpingham, Sir John Ramston, Sir John Norbrew--, Sir Robert Waterton, und Franz Coines; alle diese, von dem Herzog von Bretagne mit allen Nothwendigkeiten versehen, sind würklich im Begriff, mit acht langen Schiffen und dreytausend streitbaren Männern, eine Landung an unsern Nordischen Küsten zu wagen; vielleicht haben sie schon gelandet, und warten nur bis der König nach Irland abgegangen ist.