Northumberland. Der edle Herzog ist zu sehr gekränkt worden.

Ross. Es ligt nur bey euer Gnaden, ihm Recht wiederfahren zu lassen.

Willoughby. Schlechte Leute sind durch seine Erbgüter groß gemacht worden.

York. Milords von England, laßt mich euch sagen, daß ich gegen die Kränkungen meines Neffen nicht unempfindlich gewesen bin, und mich so sehr ich konnte bemühet habe, ihm sein Recht zu verschaffen. Aber auf eine solche Art zu kommen, in trozigen Waffen zu kommen, und sein Recht durch unerlaubte Gewalt zu suchen, das geht nicht an; und ihr, die ihr ihm hierinn beysteht, begünstiget die Empörung, und seyd alle Rebellen.

Northumberland. Der Herzog hat geschworen, daß er nur gekommen sey, sein Recht zu suchen; und ihm zu diesem zu verhelfen, haben wir alle durch einen theuren Eid uns anheischig gemacht; und mög' auf ewig den die Freude meiden, der seinen Eid bricht!

York. Gut, gut, ich sehe den Ausgang dieser Waffen; ich muß es bekennen, es ist nicht in meiner Macht, ihn zu verhindern; aber könnte ich's, bey dem der mich erschaffen hat! ihr solltet mir alle gebunden und in den Staub gebükt, euer verwürktes Leben von der königlichen Gnade erflehen! Nun, da ich ohne Kräfte bin, so wisset, daß ich soviel als neutral bleiben werde. Und hiemit gehabt euch wohl; es wäre dann, daß es euch beliebte, in dieses Schloß zu kommen, und die Nacht da auszuruhen.

Bolingbroke. Ein Anerbieten, mein Oheim, das wir annehmen wollen; aber wir müssen Euer Gnaden erbitten, mit uns nach Bristol-Castle zu gehen, worinn, wie man sagt, Buschy, Bagot, und ihre Mitschuldigen sich halten, diese Raupen des gemeinen Wesens, die ich auszureuten geschworen habe.

York. Es mag seyn, ich will gehen--Doch nein, laßt mich ruhig bleiben; ich will nicht von denen seyn, die die Geseze meines Vaterlands brechen. Weder Feinde noch Freunde, seyd ihr mir willkommen; und Dinge, denen nicht mehr zu helfen ist, sollen mich auch nicht mehr bekümmern.

(Sie gehen ab.)

Eilfte Scene. (In Wales.) (Salisbury und ein Officier treten auf.)

Officier. Milord von Salisbury, wir haben zehen Tage gewartet, und die gröste Mühe gehabt, unsre Landleute bey einander zu behalten; da wir aber noch immer keine Nachrichten von dem König erhalten, so wollen wir wieder auseinander gehen. Lebet wohl!

Salisbury. Gedulde dich nur noch einen einzigen Tag, du rechtschaffner Welschmann; der König sezt all sein Vertrauen in dich.

Officier. Man glaubt, der König sey todt; wir warten nicht länger. Die Lorbeer-Bäume in unserm Lande sind alle verdorben, Wunderzeichen schreken die Fix-Sterne vom Himmel; der bleiche Mond schaut blutig auf die Erde herab, und hagre Propheten lispeln furchtbare Veränderung. Reiche Leute sehen traurig aus, und Bettler und Spizbuben tanzen und springen; die eine, aus Furcht zu verliehren was sie gewonnen haben, die andre, in Hoffnung durch Krieg und Zerrüttung zu gewinnen. Alles dieses sind Zeichen, die den Tod der Könige ankündigen--Lebet wohl; unsre Landleute sind alle wieder auseinander gegangen, und lassen sich nicht benehmen, daß König Richard todt sey.

(Er geht ab.)

Salisbury. Ach! Richard! ach! mit thränenbeladnen Augen seh' ich deinen Glanz, gleich einem fallenden Stern, vom Firmament zur Erde sinken. Die Sonne sizt weinend im niedrigen West, und propheceyt Stürme, Unruhen und Unglük. Deine Freunde sind zu deinen Feinden übergegangen, und alle Umstände vereinigen sich zu deinem Verderben.

(Er geht ab.)

Dritter Aufzug.

Erste Scene. (Bolingbroks Lager zu Bristoll.) (Bolingbroke, York, Northumberland, Roß, Percy, Willoughby, mit Buschy, und Green, als Gefangnen treten auf.)

Bolingbroke. Bringt diese Männer näher herbey--Buschy, und Green, ich will eure Seelen da es nun an dem ist, daß sie von ihren Leibern scheiden müssen, nicht mit so harten Vorwürfen ängstigen, als euer verderbliches Leben verdient hat, denn das wäre Unbarmherzigkeit; aber um euer Blut von meinen Händen zu waschen, will ich hier, vor dieser Versammlung, einige Ursachen eures Todes entfalten.

William Shakespeare
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