Macbeth

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Wir wollen uns in unser Gemach zurük ziehn; ein wenig Wasser wird uns von dieser That reinigen. Wie leicht ist sie also? Eure Standhaftigkeit hat euch ganz verlassen--Horcht, es klopft schon wieder! Geht und hüllt euch in euern Schlafrok ein, sonst möcht' uns die Gelegenheit ruffen, und zeigen daß wir gewacht haben; verliehrt euch nicht so armselig in euern Gedanken.

Macbeth. Wollte der Himmel, ich könnte das Bewußtseyn dieser That oder meiner selbst verliehren! Erwache, Duncan, von diesem Klopfen: Wie wollt' ich, du könntest!

(Sie gehen ab.)

Vierte Scene. (Ein Thürhüter tritt auf.) (Man hört klopfen.)

Thürhüter. Das heißt Klopfen, in der That: wenn einer Pförtner am Thor der Hölle wäre, man könnt' ihm's nicht ärger machen--

(Man hört klopfen.)

Knak! Knak! Knak! Wer ist da, in Beelzebubs Namen?--ein Pachter, der sich vor Verdruß daß er nicht reicher werden konnte aufhieng-- Nur herein, aber es wird gut seyn, wenn ihr euch mit Handtüchern versehen habt, denn hier werdet ihr dafür schwizen.

(Abermaliges Klopfen.)

Knak! Knak! Wer ist hier, ins T.. Namen? Mein Treu! ein J*s**t, der vermittelst einer Distinction oder einer doppelten Meynung Ja und Nein beschwören kan, der Verräthereyen genug um Gottes willen begangen hat, und mit allen seinen Subtilitäten sich doch nicht hat in den Himmel hineinlügen können.

(Ein Klopfen.)

Knak! Knak! Knak! Wer ist da?--Sapperment, hier ist ein Englischer Schneider, der hieher geschikt worden ist, weil er aus einer Französischen Hose gestohlen hat: Nur herein Schneider, ihr könnt hier eure Gänse braten--

(Ein Klopfen.)

Knak! Knak! wird das immer so fortmachen? Aber für eine Hölle ist es hier zu kalt; ich will nicht länger den Teufels-Pförtner machen: ich dachte, ich wollte nach und nach alle Profeßionen hereingelassen haben, die den breiten Rosen-Weg zum ewigen Freuden- Feuer wandeln.

(Ein Klopfen.)

Noch einmal; noch einmal; ich bitte euch, vergeßt den Pförtner nicht.

(Er macht auf.)

(Macduff und Lenox treten auf.)

Macduff. Seyd ihr so spät zu Bette gegangen, daß ihr so lange liegt?

Pförtner. In der That, Sir, wir zechten bis zum zweyten Hahnen-Ruf; und Trinken, Sir, ist ein grosser Beförderer von drey Dingen.

Macduff. Was für drey Dinge, zum Exempel, befördert das Trinken?

Pförtner. Sapperment, Sir, rothe Nasen, Schlaf und Urin. Was die Unzucht betrift, Sir, diese befördert es und befördert es auch nicht; es reizt die Begierde, aber es verhindert die Vollbringung. Deßwegen kan man sagen, daß ein Rausch in diesem Stük den Doppel-Sinner mache; er spornt an, und schrekt ab; er überredet, und nimmt den Muth; er wigelt auf, und schlägt nieder; bis sich das Spiel zulezt damit endet, daß er einen zu Boden legt, für todt ligen läßt, und davon geht.

(Hier muß man etliche Zeiten überhüpfen, die in Wortspielen bestehen.)

Macduff. Ist dein Herr schon auf? Unser Klopfen hat ihn aufgewekt, hier kommt er. (Macbeth zu den Vorigen.)

Lenox. Guten Morgen, edler Sir.

Macbeth. Ich wünsche beyden einen guten Morgen.

Macduff. Ist der König schon erwacht, edler Than?

Macbeth. Noch nicht.

Macduff. Er befahl mir, ich sollt' ihn frühzeitig weken lassen, und es ist würklich fast um eine Stunde später.

Macbeth. Ich will euch zu ihm führen.

Macduff. Ich weiß, daß es euch eine angenehme Mühe wäre, aber es ist doch eine Mühe.

Macbeth. Eine Arbeit, die uns angenehm ist, heilt ihre Mühe; hier ist die Thüre.

Macduff. Ich will so frey seyn, und ruffen; denn das erlaubt mir mein Amt.

(Macduff geht ab.)

Lenox. Reist der König heute wieder ab?

Macbeth. So bestellte er's.

Lenox. Diese Nacht war eine unruhige Nacht; in dem Gemach, wo wir lagen, wurde das Camin herunter geweht; und, wie sie sagen, so hörte man ein klägliches Geschrey in der Luft, und gräßliche Todes-Stimmen. Fürchterliche Propheten (im Ohr des Aberglaubens) von Verwirrung, Staats-Veränderungen, Fall, und Untergang. Die Eule schrie die ganze Nacht durch, und einige sagen, die Erde selbst habe in fieberhaftem Schauer gezittert.

William Shakespeare
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