Macbeth

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Macbeth. Das thue ich auch.

Alle. Das thun wir alle.

Macbeth. Sobald wir angekleidet und bewafnet sind, wollen wir in der Halle zusammenkommen.

Alle. Wir sind's zufrieden.

(Sie gehen ab.)

Malcolm. Was habt ihr im Sinn? Ich halt' es nicht vor rathsam, uns ihnen anzuvertrauen. Einen Schmerz zu zeigen, den man nicht fühlt, ist eine Pflicht, die dem Unredlichen nicht schwer ankommt. Ich will nach England.

Donalbain. Ich, nach Irland. Getrennt werden wir beyde sichrer seyn; wo wir sind, seh ich lauter Dolche, unter freundlichem Lächeln verstekt, in jedem Antliz; je näher am Blut, je gefährlicher.

Malcolm. Dieser mördrische Wurfpfeil, der unsern Vater traf, wird noch immer geschwungen; und das sicherste ist, ihm auszuweichen. Also, zu Pferde; laß uns keine Zeit mit Abschiednehmen verliehren; es ist erlaubt sich selbst wegzustehlen, wo der kleinste Verzug den Tod bringen kan.

(Sie gehen ab.)

Sechste Scene. (Ein Plaz vor Macbeths Schlosse.) (Rosse, mit einem alten Mann, tritt auf.)

Der alte Mann. Von Siebenzig Jahren her kan ich mich noch wohl besinnen, und in dieser langen Zeit hab ich fürchterliche Stunden gesehen, und seltsame Dinge: aber diese schrekliche Nacht hat alles was ich vormals gekannt habe, zu Kleinigkeiten gemacht.

Rosse. Ach, guter Vater, du siehst, die Himmel hangen dräuend über diesen blutigen Schauplaz herab; der Gloke nach ist's Tag, und doch dämpft finstre Nacht die wandernde Lampe; Macht es die Übermacht der Nacht, oder die Schaam des Tages, daß dieses nächtliche Dunkel das Antliz der Erde begräbt, wann lebendes Licht es küssen sollte?

Alter Mann. Es ist unnatürlich, wie die That, die gethan ist. Lezten Dienstag ward ein Falke, der im Stolz seines Geschlechts thurmhoch daherschwebte, von einer mausenden Eule angefallen und getödtet.

Rosse. Und Duncans Pferde, (die Sache ist so gewiß als sie wunderbar ist!) diese schönen Thiere, die Zierde ihrer Gattung, wurden plözlich wild, brachen aus ihren Ställen, schossen wütend umher, und kämpften unbändig dem Gehorsam entgegen, als ob sie einen Krieg mit dem Menschen fuhren wollten.

Alter Mann. Man sagt, sie hätten einander ausgefressen.

Rosse. Das thaten sie; kaum traute ich meinen eignen Augen, aber ich sah es selbst. (Macduff zu den Vorigen.) Hier kommt der wakere Macduff. Wie geht die Welt, Sir?

Macduff. Wie, seht ihr's nicht?

Rosse. Weiß man, wer die That gethan hat?

Macduff. Sie, die Macbeth erschlug.

Rosse. Götter! was für einen Vortheil konnten sie davon erwarten?

Macduff. Sie waren bestochen; Malcolm und Donalbain, des Königs Söhne, sind heimlich entflohen, und haben sich dadurch der That verdächtig gemacht.

Rosse. Immer wider die Natur--Unselige Herschsucht, daß du gegen den Ursprung deines eignen Lebens dich empören kanst!--also wird vermuthlich die Crone auf Macbeth fallen.

Macduff. Er ist würklich ausgerufen, und zur Crönung nach Scone abgegangen.

Rosse. Wo ist Duncans Leiche?

Macduff. Nach Colmes-Hill gebracht, der geheiligten Gruft, wo die Gebeine seiner Väter ruhen.

Rosse. Geht ihr nach Scone?

Macduff. Nein, Vetter, ich will nach Fife.

Rosse. Gut, so will ich dahin.

Macduff. Wohl, ich wünsche, daß ihr die Sachen dort nach Wunsch antreffet; lebet wohl! Leicht können uns unsre alten Röke bequemer gesessen haben, als die neuen!

Rosse. Lebet wohl, Vater.

Alter Mann. Gottes Segen geh mit euch, und mit allen, die gern aus Bösem Gutes, und aus Feinden Freunde machten!

(Sie gehen ab.)

Dritter Aufzug.

Erste Scene. (Ein Zimmer im Palast.) (Banquo tritt auf.)

Banquo. So hast du's also? Glamis, Cawdor, König, alles was dir die Zauberinnen versprochen haben; ich fürchte sehr, du bist auf keine gute Art dazu gekommen; und doch wurde gesagt, es sollte nicht bey deinen Nachkommen bleiben, sondern ich selbst sollte die Wurzel und der Stammvater vieler Könige seyn. Wenn Wahrheit von ihnen kommen kan, (wie ihre Anrede an dich, Macbeth, zu beweisen scheint) warum können sie nicht eben so wohl meine Orakel seyn, und mich zu Hoffnung anfrischen?--Doch stille! nichts mehr hievon.

William Shakespeare
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