Macbeth

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Morgen, und Morgen, und Morgen kriecht in seinem Pygmäen-Schritt von einem Tag zum andern; alle unsre Gestern haben buntschekigte Narren, die auf dem Wege des Todes vor ihnen her gaukeln. Aus, aus, kleine Kerze! Leben ist nur ein wandelnder Schatten, ein armer Schauspieler, der seine Stunde lang auf dem Schauplaze sich spreißt, und ein grosses Wesen macht, und dann nicht mehr bemerkt wird. Es ist ein Mährchen, das ein Dummkopf erzählt, voll Schall und Bombast, aber ohne Sinn. (Ein Bote tritt auf.) Du kommst, deine Zunge zu brauchen; mach' es kurz.

Bote. Gnädigster Herr, ich sollte sagen, was ich gesehen hab, und weiß nicht wie ich es sagen soll.

Macbeth. Gut, sag es, Sir.

Bote. Wie ich auf dem Hügel auf meinem Posten stand, schaut' ich gegen Birnam und da dauchte mich, der Wald bewege sich gegen mich her.

Macbeth (schlägt ihn.) Du lügenhafter Schurke!

Bote. Laßt mich euern Grimm erfahren, wenn es nicht so ist; binnen dieser drey Meilen könnt ihr ihn selbst kommen sehen; wie ich sage, einen Wald, der sich herbewegt.

Macbeth. Wenn du gelogen hast, sollst du lebendig an den nächsten Baum aufgehangen werden, bis du vor Hunger zusammenschrumpfest: Sagst du die Wahrheit, so bekümmr' ich mich nichts darum, wenn du es mir so machst--Aber, wie, wenn ein Doppelsinn in den Worten dieses Teufels läge, der seinen Lügen die Gestalt der Wahrheit zu geben pflegt?-- Fürchte dich nicht, bis der Birnam-Wald nach Dunsinan kommt--und nun kommt ein Wald gegen Dunsinan. Die Waffen an, die Waffen an, und hinaus! Wenn es so ist, wie er sagt, so ist entfliehen und hier bleiben gleich sicher--Ich fange an, dieser Sonne überdrüßig zu werden--Schlagt die Sturmgloke--Stürmt, ihr Winde, und zerschmettert in allgemeinem Schiffbruch die ganze Natur--Hinweg! wenn wir sterben müssen, so wollen wir doch mit den Waffen in den Händen sterben.

(Sie gehen ab.)

Sechste Scene. (Vor Dunsinan.) (Malcolm, Siward, Macduff und ihr Kriegsheer, mit Zweigen.)

Malcolm. Nun sind wir nahe genug; werft eure laubichten Schirme weg, und zeigt euch als diejenigen die ihr seyd. Ihr, Ehrwürdiger Oheim, sollt mit meinem Vetter, euerm edeln Sohn, unser erstes Treffen anführen; und Macduff und ich wollen, nach euern Befehlen, das übrige auf uns nehmen, was zu thun seyn wird.

Siward. Gehabt euch wohl; finden wir nur noch vor Nacht die Schaaren des Tyrannen, so laßt uns geschlagen werden, wenn wir nicht fechten.

Macduff. Laßt alle unsre Trompeten zum Angriff blasen.

(Sie gehen ab. Man bläßt zum Angriff.)

(Macbeth tritt auf.)

Macbeth. Sie haben mich an einen Pfosten angebunden, ich kan nicht entfliehen, sondern muß, wie ein gehezter Bär, für mein Leben fechten. Wer ist der, den kein Weib gebohren hat? Ich will ihn fürchten, sonst keinen. (Der junge Siward tritt auf.)

Junge Siward. Wie ist dein Name?

Macbeth. Du würdest zittern wenn du ihn hörtest.

Junge Siward. Das würd' ich nicht, und wenn du dir gleich einen heissern Namen gäbest, als irgend einer in der Hölle.

Macbeth. Mein Nam' ist Macbeth.

Junge Siward. Der Teufel selbst könnte mir keinen verhaßtern nennen.

Macbeth. Und keinen furchtbarern.

Junge Siward. Du lügst, du verworfner Tyrann, mit meinem Schwerdt will ich beweisen, daß du es gelogen hast. (Sie fechten, und der junge Siward fällt.)

Macbeth. Dich hat ein Weib gebohren--Ich lächle nur zu Schwerdtern, die von Weiber-Söhnen geschwungen werden.

(Er geht.)

(Das Kriegs-Getümmel daurt fort. Macduff tritt auf.)

Macduff. Von daher kommt das Getümmel: Tyrann, zeige dein Gesicht; wenn du von einer andern als meiner Hand gefallen bist, so werden die Geister meines Weibes und meiner Kinder mir keine Ruhe lassen. Ich kan nicht auf diese armseligen Kernen schlagen, deren Ärme gedungen sind ihre Speere zu tragen; du must es seyn, Macbeth, oder ich steke mein Schwerdt unbesudelt wieder in die Scheide--dort solltest du seyn; dieser grosse Lerm scheint einen vom ersten Rang anzukünden. Laß mich ihn finden, Glük, mehr verlang' ich nicht.

William Shakespeare
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