Eh ich sagen wollte, ich wolle mich einer Guineischen Henne zulieb ersäuffen, eh wollt' ich meine Menschheit mit einem Wald-Teufel vertauschen.
Rodrigo. Wie soll ich mir aber anders helfen? Ich bekenn', es macht mir schlechte Ehre, daß ich so vernarrt in sie bin; aber meine Tugend ist nicht stark genug, dem Uebel abzuhelfen.
Jago. Tugend? Pfifferling. Auf uns kommt es an, ob wir so oder so seyn wollen. Unsre Leiber sind unsre Gärten, und unser Wille ist der Gärtner darinn. Ob wir Nesseln oder Lattich drein säen wollen, ob wir ihn mit Ysop oder Thymian, mit einer einzigen Art von Gewächsen, oder mit vielerley Gattungen besezen, aus Faulheit verwildern und unfruchtbar werden lassen, oder durch fleissige Wartung in guten Stand sezen wollen: Das hängt alles lediglich von unsrer Willkühr ab. Hätten wir nicht in der Waage unsers Lebens eine Schaale voll Vernunft, um die Sinnlichkeit in der andern im Gleichgewicht zu halten, zu was für tollen Ausschweiffungen würde uns die Hize des Bluts und der thierische Trieb dahinreissen? Aber wir haben die Vernunft dazu, daß sie unsre rasenden Bewegungen, unsre fleischliche Triebe und zügellose Lüste bändigen soll--Was nennt ihr Liebe? Meynt ihr, daß es eine so feyrliche Sache sey, als ihr euch einbildet? Ein blosser Trieb des Blutes ist's, dem der Wille den Zügel verhängt--Komm, sey ein Mann! dich selbst ersäuffen? Ersäuffe mir Kazen und junge blinde Hunde! Ich habe dir meine Freundschaft zugesagt, und ich mache mich groß, mit Seilen, die unser beyder Leben ausdauern sollen, zu deinen Diensten gebunden zu seyn. Izt ist die Gelegenheit, da ich dir nüzlich seyn kan. Einen wolgespikten Beutel, und fort in diesen Krieg! Verbräme dein glattes Gesichtchen mit einem falschen Bart; Geld in deinen Beutel, sag ich. Es ist unmöglich, daß Desdemona den Mohren in die Länge lieben könnte,--nur Geld in deinen Beutel--noch der Mohr sie. Alle Sachen, die mit solcher Heftigkeit anfangen, pflegen auch schnell wieder aufzuhören--Spik du nur deinen Beutel--Diese Mohren sind veränderlich in ihren Neigungen;--füll deinen Beutel mit Geld-- Der Lekerbissen, der ihm izt so süß daucht wie Syrop, wird ihm bald genug bittrer als Coloquinten schmeken; und wenn sie, an ihrem Theil, sich einmal an ihm ersättiget hat, so werden ihr die Augen über ihre ungereimte Wahl auf einmal aufgehen. Sie (muß) sich ändern, sie muß! Also füll du nur deinen Beutel. Wenn du ja zum T** fahren willst, so thu es wenigstens auf einem angenehmern Weg als Ersäuffen. Mach alles zu Gelde was du kanst. Wenn Tugend und ein armes zerbrechliches Gelübde zwischen diesem Landstreicher aus der Barbarey und einer super-feinen verschmizten Venetianerin, nicht stärker sind als mein Wiz und die ganze Zunft der Hölle, so sollst du sie in deine Arme kriegen. Also Geld in deinen Sekel, sag ich! Laß du dich lieber dafür hängen, daß du deine Lust gebüßt hast, als dich zu ersäuffen, und nichts dafür genossen zu haben.
Rodrigo. Stehst du mir gut für meine Hoffnungen, wenn ich's wage?
Jago. Verlaß dich auf mich--Geh, mach Geld zusammen--Ich habe dirs oft gesagt, und sage dirs wieder und wieder, ich hasse den Mohren. Meine Ursach stekt mir tief im Herzen; dein Haß hat keinen schlechtern Grund. Laß uns gemeine Sache machen, um unsre Rache an ihm zu nehmen. Wenn du ihn zum Hahnrey machen kanst, so machst du dir selbst ein Vergnügen, und mir einen Spaß. Die Zukunft geht mit allerley Begebenheiten schwanger, von denen sie zu gehöriger Zeit entbunden werden wird. Geh du izt, und sorge für Geld; morgen mehr von dieser Materie. Adieu.
Rodrigo. Wo sehen wir einander morgen?
Jago. In meinem Quartier.
Rodrigo. Ich will bey Zeiten kommen.
Jago. Gut, geht nur, lebt wohl. Hört ihr, Rodrigo?
Rodrigo. Was soll ich hören?
Jago. Nichts mehr vom Ersäuffen, hört ihr's?
Rodrigo. Es ist mir anders gekommen: Ich will gehen und alle meine Güter zu Geld machen.
(Er geht ab.)
Eilfte Scene. (Jago bleibt zurük.)
Jago (allein.) Geht nur, lebt wohl, nur einen wohlgespikten Beutel,--Bin ich nicht ein gescheidter Kerl? So mach' ich aus meinem Narren meinen Schazmeister--Denn das hiesse wol meine erworbne Geschiklichkeit übel anwenden, wenn ich die Zeit mit einem solchen kleinen Schneppen verderben wollte, ohne daß ich Spaß und Vortheil davon hätte.