Rosalinde. Du sprichst klüger, als du selber gewahr wirst.

Probstein. Nein, ich werde meinen eignen Witz nicht eher gewahr werden, als bis ich mir die Schienbeine daran zerstoße.

Rosalinde. O Jupiter! o Jupiter! Dieses Schäfers Leidenschaft ist ganz nach meiner Eigenschaft.

Probstein. Nach meiner auch, aber sie versauert ein wenig bei mir.

Celia. Ich bitte Euch, frag einer jenen Mann, Ob er für Gold uns etwas Speise gibt. Ich schmachte fast zu Tode.

Probstein. Heda, Tölpel.

Rosalinde. Still, Narr! Er ist dein Vetter nicht.

Corinnus. Wer ruft?

Probstein. Vornehmere als Ihr.

Corinnus. Sonst wären sie auch wahrlich sehr gering.

Rosalinde. Still, sag ich Euch!--Habt guten Abend, Freund!

Corinnus. Ihr gleichfalls, feiner Herr, und allesamt.

Rosalinde. Hör, Schäfer, können Geld und gute Worte In dieser Wildnis uns Bewirtung schaffen, So zeigt uns, wo wir ruhn und essen können. Dies junge Mädchen ist vom Wandern matt Und schmachtet nach Erquickung.

Corinnus. Lieber Herr, Sie tut mir leid, und ihretwillen mehr Als meinetwillen wünscht ich, daß mein Glück Instand mich besser setzt', ihr beizustehn. Doch ich bin Schäfer eines andern Manns Und schere nicht die Wolle, die ich weide. Von filziger Gemütsart ist mein Herr Und fragt nicht viel danach, den Weg zum Himmel Durch Werke der Gastfreundlichkeit zu finden. Auch stehn ihm Hütt und Herd und seine Weiden Jetzt zum Verkauf; und auf der Schäferei Ist, weil er nicht zu Haus, kein Vorrat da, Wovon ihr speisen könnt; doch kommt und seht! Von mir euch alles gern zu Dienste steht.

Rosalinde. Wer ist's, der seine Herd' und Wiesen kauft?

Corinnus. Der junge Schäfer, den ihr erst gesehn, Den es nicht kümmert, irgendwas zu kaufen.

Rosalinde. Ich bitte dich, besteht's mit Redlichkeit, Kauf du die Meierei, die Herd' und Weiden; Wir geben dir das Geld, es zu bezahlen.

Celia. Und höhern Lohn; ich liebe diesen Ort Und brächte willig hier mein Leben hin.

Corinnus. Soviel ist sicher, dies ist zu Verkauf. Geht mit! Gefällt euch auf Erkundigung Der Boden, der Ertrag und dieses Leben, So will ich euer treuer Pfleger sein Und kauf es gleich mit eurem Golde ein.

(Alle ab.)

Fünfte Szene

Ein anderer Teil des Waldes

(Amiens, Jacques und andere)

Lied.

Amiens. Unter des Laubdachs Hut Wer gerne mit mir ruht Und stimmt der Kehle Klang Zu lustger Vögel Sang: Komm geschwinde! geschwinde! geschwinde! Hier nagt und sticht Kein Feind ihn nicht Als Wetter, Regen und Winde.

Jacques. Mehr, mehr, ich bitte dich, mehr!

Amiens. Es würde Euch melancholisch machen, Monsieur Jacques.

Jacques. Das danke ich ihm. Mehr, ich bitte dich, mehr! Ich kann Melancholie aus einem Liede saugen, wie ein Wiesel Eier saugt. Mehr! mehr! ich bitte dich.

Amiens. Meine Stimme ist rauh; ich weiß, ich kann Euch nicht damit gefallen.

Jacques. Ich verlange nicht, daß Ihr mir gefallen sollt; ich verlange, daß Ihr singt. Kommt, noch eine Strophe! Nennt Ihr's nicht Strophen?

Amiens. Wie es Euch beliebt, Monsieur Jacques.

Jacques. Ich kümmre mich nicht um ihren Namen; sie sind mir nichts schuldig. Wollt Ihr singen?

Amiens. Mehr auf Euer Verlangen als mir zu Gefallen.

Jacques. Gut, wenn ich mich jemals bei einem Menschen bedanke, so will ich's bei Euch; aber was sie Komplimente nennen, ist, als wenn sich zwei Affen begegnen. Und wenn sich jemand herzlich bei mir bedankt, so ist mir, als hätte ich ihm einen Pfennig gegeben und er sagte: "Gotteslohn dafür." Kommt singt, und wer nicht mag, halte sein Maul!

Amiens. Gut, ich will das Lied zu Ende bringen.--Ihr Herren, deckt indes die Tafel; der Herzog will unter diesem Baum trinken--er ist den ganzen Tag nach Euch aus gewesen.

Jacques. Und ich bin ihm den ganzen Tag aus dem Wege gegangen. Er ist ein zu großer Disputierer für mich. Es gehn mir so viele Gedanken durch den Kopf als ihm; aber ich danke dem Himmel und mache kein Wesens davon. Kommt, trillert eins her.

Lied. (Alle zusammen.) Wer Ehrgeiz sich hält fern, Lebt in der Sonne gern, Selbst sucht, was ihn ernährt, Und es mit Lust verzehrt: Komm geschwinde geschwinde geschwinde! Hier nagt und sticht Kein Feind ihn nicht Als Wetter, Regen und Winde.

William Shakespeare
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