Coriolanus

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Wird Stahl Weich wie Schmarotzerseide, bleibe Erz Kein Schirm im Kriege mehr! Genug, sag ich.-- Weil ich die blutge Nase mir nicht wusch Und einen Schwächling niederwarf, was mancher Hier unbemerkt getan, schreit ihr mich aus Mit übertriebnem, unverständgem Zuruf, Als säh ich gern mein kleines Selbst gefüttert Mit Lob, gewürzt durch Lügen.

Cominius. Zu bescheiden! Ihr seid mehr grausam eignem Ruhm, als dankbar Uns, die ihn redlich spenden; drum erlaubt: Wenn gegen Euch Ihr wütet, legen wir (Wie einem, der sich schadet) Euch in Fesseln Und sprechen sichrer dann. Drum sei es kund Wie uns der ganzen Welt, daß Cajus Marcius Des Krieges Kranz erwarb. Und des zum Zeichen Nehm er mein edles Roß, bekannt dem Lager, Mit allem Schmuck; und heiß er von heut an, Für das, was vor Corioli er tat, Mit vollem Beifallsruf des ganzen Heeres: Cajus Marcius Coriolanus.--Führe Den zugefügten Namen allzeit edel!

(Trompetenstoß.)

Alle. Cajus Marcius Coriolanus!

Coriolanus. Ich geh, um mich zu waschen; Und ist mein Antlitz rein, so könnt Ihr sehn, Ob ich erröte. Wie's auch sei, ich dank Euch-- Ich denk Eur Pferd zu reiten und allzeit Mich wert des edlen Namensschmucks zu zeigen, Nach meiner besten Kraft.

Cominius. Nun zu den Zelten, Wo, eh wir noch geruht, wir schreiben wollen Nach Rom von unserm Glück. Ihr, Titus Lartius, Müßt nach Corioli. Schickt uns nach Rom Die Besten, daß wir dort mit ihnen handeln Um ihr und unser Wohl.

Titus. Ich tu es, Feldherr.

Coriolanus. Die Götter spotten mein. Kaum schlug ich aus Höchst fürstliche Geschenk' und muß nun betteln Bei meinem Feldherrn.

Cominius. Was es sei: gewährt.

Coriolanus. Ich wohnt einmal hier in Corioli Bei einem armen Mann, er war mir freundlich; Er rief mich an: ich sah ihn als Gefangnen; Doch da hatt ich Aufidius im Gesicht, Und Wut besiegte Mitleid. Gebt, ich bitt Euch, Frei meinen armen Wirt.

Cominius. O schöne Bitte! Wär er der Schlächter meines Sohns, er sollte Frei sein, so wie der Wind. Entlaßt ihn, Titus.

Titus. Marcius, sein Nam?

Coriolanus. Bei Jupiter! Vergessen-- Ich bin erschöpft.--Ja--mein Gedächtnis schwindet. Ist hier nicht Wein?

Cominius. Gehn wir zu unsern Zelten. Das Blut auf Eurem Antlitz trocknet. Schnell Müßt Ihr verbunden werden. Kommt.

(Alle ab.)

Zehnte Szene

Das Lager der Volsker Trompetenstoß. Tullus Aufidius tritt auf, blutend, Zwei Krieger mit ihm

Aufidius. Die Stadt ist eingenommen.

Erster Krieger. Sie geben auf Bedingung sie zurück.

Aufidius. Bedingung!-- Ich wollt, ich wär ein Römer, denn als Volsker Kann ich nicht sein das, was ich bin.--Bedingung!-- Was für Bedingung kann wohl der erwarten, Der sich auf Gnad ergab? Marcius, fünfmal Focht ich mit dir, so oft auch schlugst du mich, Und wirst es, denk ich, träfen wir uns auch, So oft wir speisen.--Bei den Elementen! Wenn ich je wieder, Bart an Bart, ihm stehe, Muß ich ihn ganz, muß er mich ganz vernichten; Nicht mehr, wie sonst, ist ehrenvoll mein Neid; Denn, dacht ich ihn mit gleicher Kraft zu tilgen Ehrlich im Kampf, hau ich ihn jetzt, wie's kommt; Wut oder List vernicht ihn.

Erster Krieger. 's ist der Teufel.

Aufidius. Kühner, doch nicht so schlau. Vergiftet ist Mein Mut, weil er von ihm den Flecken duldet, Verleugnet eignen Wert. Nicht Schlaf noch Tempel, Ob nackt, ob krank; nicht Kapitol noch Altar, Der Priester Beten, noch des Opfers Stunde, Vor denen jede Wut sich legt, erheben Ihr abgenutztes Vorrecht gegen mich Und meinen Haß auf ihn. Wo ich ihn finde, Daheim, in meines Bruders Schutz, selbst da, Dem gastlichen Gebot zuwider, wusch ich Die wilde Hand in seinem Herzblut. Geht-- Erforscht, wie man die Stadt bewahrt, und wer Als Geisel muß nach Rom.

Erster Krieger. Wollt Ihr nicht gehn?

Aufidius. Man wartet meiner im Zypressenwald, Südwärts der Mühlen; dahin bringt mir Nachricht, Wie die Welt geht, daß ich nach ihrem Schritt Ansporne meinen Lauf.

Erster Krieger. Das will ich, Herr.

(Alle ab.)

Zweiter Aufzug

Erste Szene

Rom, ein öffentlicher Platz Es treten auf Menenius, Sicinius und Brutus

Menenius. Der Augur sagte mir, wir würden heut Nachricht erhalten.

William Shakespeare
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