Zweiter Diener. Bist du so trotzig? Man wird schon mit dir sprechen. Der dritte Diener kommt.
Dritter Diener. Was ist das für ein Mensch?
Erster Diener. Ein so wunderlicher, wie ich noch keinen sah. Ich kann ihn nicht aus dem Hause kriegen. Ich bitte, ruf doch mal den Herrn her.
Dritter Diener. Was habt Ihr hier zu suchen, Mensch? Bitte, scher dich aus dem Haus.
Coriolanus. Laßt mich hier stehn, nicht schad ich euerm Herd.
Dritter Diener. Wer seid Ihr?
Coriolanus. Ein Mann von Stande.
Dritter Diener. Ein verwünscht armer.
Coriolanus. Gewiß, das bin ich.
Dritter Diener. Ich bitte Euch, armer Mann von Stande, sucht Euch ein andres Quartier; hier ist kein Platz für Euch.--Ich bitte Euch, packt Euch fort.
Coriolanus. Euerm Berufe folgt. Hinweg! Stopft euch mit kalten Bissen.
(Stößt den Diener weg.)
Dritter Diener. Was, Ihr wollt nicht? Bitte, sage doch meinem Herrn, was er hier für einen seltsamen Gast hat.
Zweiter Diener. Das will ich.
(Geht ab.)
Dritter Diener. Wo wohnst du?
Coriolanus. Unter dem Firmament.
Dritter Diener. Unter dem Firmament?
Coriolanus. Ja.
Dritter Diener. Wo ist das?
Coriolanus. In der Stadt der Geier und Krähen.
Dritter Diener. In der Stadt der Geier und Krähen? Was das für ein Esel ist! So wohnst du auch wohl bei den Dohlen?
Coriolanus. Nein, ich diene nicht deinem Herrn.
Erster Diener. Kerl! was hast du mit meinem Herrn zu schaffen?
Coriolanus. Nun, das ist doch schicklicher, als wenn ich mit deiner Frau zu schaffen hätte. Du schwatzest und schwatzest.--Trag deine Teller weg. Marsch!
(Er schlägt ihn hinaus. Aufidius tritt auf.)
Aufidius. Wo ist der Mensch?
Zweiter Diener. Hier, Herr. Ich hätte ihn wie einen Hund hinausgeprügelt, ich wollte nur die Herren drinnen nicht stören.
Aufidius. Woher kommst du? Was willst du? Dein Name? Weshalb antwortest du nicht? Sprich, Mensch, wie heißest du?
Coriolanus (schlägt den Mantel auseinander). Wenn, Tullus, Du noch nicht mich erkennst, und, mich beschauend, Nicht findest, wer ich bin, zwingt mich die Not, Mich selbst zu nennen.
Aufidius. Und wie ist dein Name?
Coriolanus. Ein Name, schneidend für der Volsker Ohr, Und rauhen Klangs für dich.
Aufidius. Wie ist dein Name? Du hast ein grimmig Aussehn, deine Mien ist Gebieterisch. Ist auch zerfetzt dein Tauwerk, Zeigst du als wackres Schiff dich. Wie dein Name?
Coriolanus. Zieh deine Stirn in Falten. Kennst mich jetzt?
Aufidius. Nicht kenn ich dich. Dein Name?
Coriolanus. Mein Nam ist Cajus Marcius, der dich selbst Vorerst und alle deine Landsgenossen Sehr schwer verletzt' und elend machte; Zeuge: Mein dritter Name Coriolan. Die Kriegsmühn, Die Todsgefahr und all die Tropfen Bluts, Vergossen für das undankbare Rom, Das alles wird bezahlt mit diesem Namen, Er, starkes Mahnwort und Anreiz zu Haß Und Feindschaft, die du mir mußt hegen. Nur Der Name bleibt. Die Grausamkeit des Volks, Ihr Neid, gestattet von dem feigen Adel, Die alle mich verließen, schlang das andre. Sie duldeten's, mich durch der Sklaven Stimmen Aus Rom gezischt zu sehn.--Diese Verruchtheit Bringt mich an deinen Herd; die Hoffnung nicht, Versteh mich recht, mein Leben zu erhalten; Denn fürchtet ich den Tod, so mied' ich wohl Von allen Menschen dich zumeist;--nein, Haß, Ganz meinen Neidern alles wettzumachen, Bringt mich hierher.--Wenn du nun in dir trägst Ein Herz des Grimms, das Rache heischt für alles, Was dich als Mann gekränkt, und die Verstümmlung Und Schmach in deinem ganzen Land will strafen, Mach dich gleich dran, daß dir mein Elend nütze, Daß dir mein Rachedienst zur Wohltat werde; Denn ich bekämpfe Mein gifterfülltes Land mit aller Wut Der Höllengeister. Doch fügt es sich so: Du wagst es nicht und bist ermüdet, höher Dein Glück zu steigern, dann, mit einem Wort, Bin ich des Lebens auch höchst überdrüssig; Dann biet ich dir und deinem alten Haß Hier meine Gurgel.--Schneidest du sie nicht, So würdest du nur als ein Tor dich zeigen; Denn immer hab ich dich mit Grimm verfolgt Und Tonnen Blutes deinem Land entzapft. Ich kann nur leben dir zum Hohn, es sei denn, Um Dienste dir zu tun.