Meine Absicht war, sie in das heilige Land zu führen, damit nicht Ruhe und Musse sie veranlassen möchte, zu tief in unsern Staat hinein zu schauen. Laß es also deine vornehmste Maxime seyn, mein Sohn Harry, schwindlichte Köpfe mit auswärtigen Angelegenheiten zu beschäftigen; damit sie ihr Feuer in entfernten Provinzen ausarbeiten, und unter dieser Arbeit das Andenken der vorigen Tage verliehren. Ich wollte noch mehr mit dir reden, aber meine Lunge ist so schwach, daß ich es nicht länger aushalten kan. Wie ich zu dieser Crone kam, o Gott, vergieb mir! und laß sie ruhig und glüklich auf meines Sohnes Haupte sizen!

Prinz Heinrich. Mein Gnädigster Herr, ihr habt sie gewonnen, getragen, erhalten, und auf mich gebracht; mein Besiz ist also klar und rechtmäßig; und rechtmäßig will ich ihn auch, so viele Müh es kosten mag, gegen die ganze Welt behaupten. (Lord John von Lancaster und Warwik, treten auf.)

König Heinrich. Sieh, sieh, hier kommt mein Sohn Lancaster.

Lancaster. Gesundheit, Frieden und Glük, meinem Königlichen Vater.

König Heinrich. Du bringst mir Glük und Frieden, Sohn John; aber die Gesundheit ist mit jugendlichen Schwingen aus diesem kahlen verdorrten Stamm weggeflohen. Nachdem ich nun auch dich gesehen habe, so sind meine zeitlichen Geschäfte vorbey--Wo ist Milord von Warwik?

Prinz Heinrich. Milord von Warwik!--

König Heinrich. Hat das Zimmer, wo ich die erste Ohnmacht bekam, nicht irgend einen besondern Nahmen?

Warwik. Man nennt es Jerusalem, Gnädigster Herr.

König Heinrich. Gott sey gelobt! Dort muß ich mein Leben enden. Es ist mir vor vielen Jahren propheceyet worden, ich könnte nirgends als in Jerusalem sterben: und ich bildete mir fälschlich ein, es müßte im gelobten Lande seyn. Aber bringet mich in dieses Zimmer, das ist das Jerusalem, wo ich sterben will.

(Sie gehen ab.)

Fünfter Aufzug.

Erste Scene. (Schallow's Siz in Glosterschire.) (Schallow, Silence, Falstaff, Bardolph, und der kleine Lakay treten auf.)

Schallow. Beym Sappermost, Sir, ich laß euch diese Nacht nicht fort! He! Davy, sag ich--

Falstaff. Ihr werdet mich entschuldigen, Herr Robert Schallow.

Schallow. Ich werd' euch nicht entschuldigen; ihr sollt nicht entschuldiget werden; ich nehme keine Entschuldigung an; es hilft keine Entschuldigung; ich lasse keine Entschuldigung gelten--He! Davy-- (Davy tritt auf.)

Davy. Hier, Sir.

Schallow. Davy, Davy, Davy, laß mich seh'n, Davy, laß mich sehen; ja, Sapperment! der Koch William, sagt ihm, er soll herkommen--Sir John, ich laß keine Entschuldigung gelten.

Davy. Ja, Herr; aber diese Regeln können nicht gehalten werden; und noch eins, Sir, sollen wir das Ek mit Weizen ansäen?

Schallow. Mit rothem Weizen, Davy--Aber auf William Koch zu kommen--sind keine jungen Dauben da?

Davy. Ja, Sir--Hier ist des Schmidts Conto, für Schuhe, und Pflug- Eisenwerk.

Schallow. Laß ihn bezahlt und quittirt werden--Sir John, ich nehme keine Entschuldigung an.

Davy. Izt, Sir, brauchte man nothwendig einen neuen Ring an den Wasser- Eymer. Und, Sir, ist nicht eure Meynung, dem William den Betrag von dem Sak, den er neulich auf dem Hinkley-Markt verlohr', an seinem Lohn abzuziehen?

Schallow. Er muß es vergüten. Etliche Dauben, Davy, ein Paar kurz-beinichte Hennen, eine Schöps-Keule, und etliche artige kleine Beyessen: Sag's dem Koch Willhelm.

Davy. Bleibt der Mann im rothen Rok die ganze Nacht da, Sir?

Schallow. Ja, Davy. Ich will ihm eine Ehre anthun. Ein Freund bey Hofe, ist besser als ein Pfenning im Beutel. Mach' daß seine Leute ihre Sachen recht bekommen, Davy; denn es sind Erzschelme, sie würden uns durchhecheln, daß es eine Art hätte. Geh izt an deine Arbeit, Davy.

Davy. Ich bitte euch, Herr, helfet doch dem William Visor von Woncot gegen Clement Perkes vom Bühel.

Schallow. Es gehen grosse Klagen, Davy, über diesen Visor; dieser Visor ist ein Erz-Schelm, so viel ich weiß.

Davy. Ich gesteh es Eu. Herrlichkeit ein, daß er ein Schelm ist; aber behüt uns G**, Sir, daß ein Schelm keine Gunst sollte finden können, wenn ein guter Freund für ihn bittet.

William Shakespeare
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