Casca. Ihr sprecht mit Casca, einem Mann, der nie Ein Ohrenbläser war. Hier, meine Hand! Werbt nur Partei zur Abstellung der Übel, Und dieser Fuß soll Schritt mit jedem halten, Der noch soweit geht.
Cassius. Ein geschloßner Handel! Nun, Casca, wißt: ich habe manche schon Der Edelmütigsten von Rom beredet, Mit mir ein Unternehmen zu bestehn Von ehrenvoll-gefährlichem Erfolg. Ich weiß, sie warten in Pompejus' Halle Jetzt eben mein; denn in der furchtbarn Nacht Kann niemand unter freiem Himmel dauern. Des Elementes Antlitz und Gestalt Ist wie das Werk beschaffen, das wir treiben: Höchst blutig, feurig und höchst fürchterlich.
Cinna tritt auf.
Casca. Seid still ein Weilchen, jemand kommt in Eil.
Cassius. Ich hör am Gange, daß es Cinna ist; Er ist ein Freund.--Cinna, wohin so eilig?
Cinna. Euch sucht ich. Wer ist das? Metellus Cimber?
Cassius. Nein, es ist Casca, ein Verbündeter Zu unsrer Tat. Werd ich erwartet, Cinna?
Cinna. Das ist mir lieb. Welch eine grause Nacht! Ein paar von uns sahn seltsame Gesichte.
Cassius. Werd ich erwartet, sagt mir?
Cinna. Ja, Ihr werdet es. O Cassius! könntet Ihr In unsern Bund den edlen Brutus ziehn--
Cassius. Seid ruhig! Guter Cinna, diesen Zettel, Seht, wie Ihr in des Prätors Stuhl ihn legt, Daß Brutus nur ihn finde; diesen werft Ihm in das Fenster; diesen klebt mit Wachs Ans Bild des alten Brutus. Dies getan, Kommt zu Pompejus' Hall und trefft uns dort. Ist Decius Brutus und Trebonius da?
Cinna. Ja, alle, bis auf Cimber, und der sucht In Eurem Haus Euch auf. Gut, ich will eilen Die Zettel anzubringen, wie Ihr wünscht.
Cassius. Dann stellt Euch ein bei des Pompejus' Bühne. (Cinna ab.) Kommt, Casca, laßt uns beide noch vor Tag In seinem Hause Brutus sehn. Drei Viertel Von ihm sind unser schon; der ganze Mann Ergibt sich bei dem nächsten Angriff uns.
Casca. O, er sitzt hoch in alles Volkes Herzen, Und was in uns als Frevel nur erschiene, Sein Ansehn wird es, wie der Stein der Weisen, In Tugend wandeln und in Würdigkeit.
Cassius. Ihn, seinen Wert, wie sehr wir ihn bedürfen, Gabt Ihr recht wohl getroffen. Laßt uns gehn, Es ist nach Mitternacht; wir wollen ihn Vor Tage wecken und uns sein versichern. (Ab.)
Zweiter Aufzug
Erste Szene Rom. Der Garten des Brutus
Brutus tritt auf
Brutus. He, Lucius! auf!-- Ich kann nicht aus der Höh der Sterne raten, Wie nah der Tag ist.--Lucius, hörst du nicht?-- Ich wollt, es wär mein Fehler, so zu schlafen.-- Nun, Lucius, nun! Ich sag: erwach! Auf, Lucius!
Lucius kommt.
Lucius. Herr, riefet Ihr?
Brutus. Bring eine Kerze mir ins Lesezimmer, Und wenn sie brennt, so komm und ruf mich hier.
Lucius. Ich will es tun, Herr. (Ab.)
Brutus. Es muß durch seinen Tod geschehn. Ich habe Für mein Teil keinen Grund, ihn wegzustoßen, Als fürs gemeine Wohl. Er wünscht, gekrönt zu sein; Wie seinen Sinn das ändern möchte, fragt sich. Der warme Tag ist's, der die Natter zeugt; Das heischt mit Vorsicht gehn. Ihn krönen?--Ja-- Und dann ist's wahr, wir leihn ihm einen Stachel, Womit er kann nach Willkür Schaden tun. Der Größe Mißbrauch ist, wenn von der Macht Sie das Gewissen trennt; und, um von Cäsarn Die Wahrheit zu gestehn, ich sah noch nie, Daß ihn die Leidenschaften mehr beherrscht Als die Vernunft. Doch oft bestätigt sich's, Die Demut ist der jungen Ehrfurcht Leiter; Wer sie hinanklimmt, kehrt den Blick ihr zu; Doch hat er erst die höchste Spross' erreicht, Dann kehret er der Leiter seinen Rücken, Schaut himmelan, verschmäht die niedern Tritte, Die ihn hinaufgebracht. Das kann auch Cäsar: Drum, eh er kann, beugt vor. Und weil der Streit Nicht Schein gewinnt durch das, was Cäsar ist, Legt so ihn aus: das, was er ist, vergrößert, Kann dies und jenes Übermaß erreichen. Drum achtet ihn gleich einem Schlangenei, Das, ausgebrütet, giftig würde werden Wie sein Geschlecht, und würgt ihn in der Schale.
Lucius kommt zurück.
Lucius. Die Kerze brennt in Eurem Zimmer, Herr. Als ich nach Feuerstein im Fenster suchte, Fand ich dies Blatt, versiegelt; und ich weiß, Es war nicht da, als ich zu Bette ging.