König Johann. Du massest dich eines Ansehens an, das dir nicht zukommt.

König Philipp. Entschuldige es; es geschieht, um ungerechte Anmassung niederzuschlagen.

Elinor. Wer ist der, den du einer unrechtmäßigen Anmassung beschuldigest?

Constantia. Laßt mich die Antwort geben: Der anmaßliche König, dein Sohn.

Elinor. Hinweg, Unverschämte; dein Bastard soll König seyn, damit du eine Königin seyn, und die ganze Welt hofmeistern könnest!

Constantia. Mein Bette war deinem Sohn immer so getreu, als das deinige deinem Gemahl; und dieser Knabe sieht seinem Vater Gottfried gleicher als Johann dir, ob ihr gleich an Sitten einander so gleich seyd als der Regen dem Wasser, und der Teufel seiner Mutter. Mein Sohn ein Bastard! Bey meiner Seele, ich glaube nimmermehr, daß sein Vater so ächt war als er ist; es kann nicht seyn, wenn gleich du seine Mutter wärest.

Elinor. Das ist eine feine Mutter, Junge, die deinen Vater beschimpft.

Constantia. Das ist eine feine Großmutter, Junge, die dich beschimpfen will.

Östreich. Stille!

Faulconbridge. Horcht dem Ausruffer.

Östreich. Wer Teufel bist du?

Faulconbridge. Einer der den Teufel mit euch spielen will, Herr, sobald er euch und euern Überzug* allein zu paken kriegen kan. Ihr seyd der Hase im Sprüchwort, der todte Löwen beym Bart zupft; ich will euch das Fell einschmauchen, wenn ich euch kriege; nehmt euch in acht; in der That, ich will, in der That.

{ed.-* Um diese und verschiedne andre in einer der folgenden Scenen vorkommenden Spöttereyen und Grobheiten, die Faulconbridge dem Herzog von Östreich sagt, zu verstehen, muß man wissen, daß dieser Herzog mit einer Löwenhaut umhüllt auf der Bühne erscheinen muß. König Richard hatte, wie man sagt, während seinem berühmten Kreuzzug, worinn er seine persönliche Herzhaftigkeit und Stärke durch eine Menge ritterlicher Thaten bewies, auch einen ausserordentlich grossen Löwen bezwungen, und die Haut desselben, zum Zeichen dieses Siegs, nachher allezeit getragen oder bey sich geführt. Dieser Haut bemächtigte sich der Herzog von Östreich, nachdem er, wie bekannt ist, den König Richard, durch Hinterlist und Betrug in seine Gewalt bekommen; und soll, aus einer allerdings lächerlichen Pralerey, selbige, als eine Beute, die er einem so grossen Helden wie Richard abgenommen, nach dessen Tod allezeit getragen haben.}

Blanca. O wie wohl stuhnd dem dieser Löwen-Rok an, der dem Löwen diesen Rok abzog!

Faulconbridge. Er ligt so stattlich auf seinem Rüken, als des grossen Alcides Löwenhaut auf dem Rüken eines Esels; aber, Esel, ich will euch diese Last von euerm Rüken abnehmen, oder euch noch eine auflegen, davon euch die Schultern krachen sollen.

Herzog. Was für ein Schwärmer ist das, der unsre Ohren mit einem solchen Übermaaß von vergeblichem Athem betäubt? König Philipp, entschliesset euch ohne längeres Zaudern, was wir thun wollen.

König Philipp. Weiber und Narren, brecht eure Conferenz ab. König Johann, hier ist mein Vortrag in wenig Worten: England, Irrland, Anjou, Touraine und Maine fordre ich im Namen des jungen Arthurs von dir; willt du sie abtreten, und die Waffen niederlegen?

König Johann. Eher mein Leben--Ich biete dir Troz deßhalb, Frankreich. Arthur von Bretagne, begieb dich in meinen Schuz, und ich will dir aus Liebe mehr geben, als der feige Arm von Frankreich jemals für dich gewinnen kan. Ergieb dich, Junge.

Elinor. Komm zu deiner Groß-Mama, Kind.

Constantia (indem sie eine kindische Art zu reden affectirt.) Thu's, Kind, geh zu Groß-Mama, Kind. Gieb Groß-Mama Königreich, und Groß-Mama giebt dem Kind ein Zukerchen, eine Kirsche, eine Feige; es ist eine gute Groß-Mama.

Arthur. Meine liebe Mutter, gebt euch zufrieden. Ich wollt', ich läge tief in meinem Grab; ich bin nicht werth, daß man soviel Lerms meinetwegen mache.

Elinor. Seine Mutter beschämt ihn so, der arme Junge, er weint.

Constantia. Das Unrecht, das ihm seine Großmutter zufügt, nicht die Schande die ihm seine Mutter macht, zieht diese den Himmel rührenden Perlen aus seinen armen Augen, die der Himmel als ein Schuzgeld annehmen wird; ja mit diesen Thränen wird sich der Himmel gewinnen lassen, sich seines Rechts anzunehmen, und euch zur Straffe zu ziehen.

William Shakespeare
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