Freundschaft und geschminkter Friede haben den Plaz der kühnen Streitbegierde und des edeln kriegrischen Zorns genommen, und unsre Unterdrükung ist zum Sigel dieses Bundes gemacht worden. Waffnet, waffnet euch, ihr himmlischen Mächte, wider diese meineidigen Könige; eine Wittwe ruft: Sey mein Gemahl, o Himmel! Laß diesen Ungöttlichen Tag sich nicht im Frieden schliessen; sondern sende, eh die Sonne untergegangen seyn wird, bewaffnete Zwietracht zwischen diese treulosen Könige. Höre mich, o höre mich!

Östreich. Lady Constantia, gebt euch zufrieden.

Constantia. Krieg, Krieg, keinen Frieden; Frieden ist Krieg für mich. O Lymoges, o Östreich! du schändest diesen edeln Raub, womit du pralest! du Sclave, du Elender, du Memme, du kleiner Hasenritter, in nichts groß als in Niederträchtigkeit, und nie herzhaft als wenn du dich hinter die stärkste Parthey verbergen kanst; du Ritter der Fortuna, der nie ficht, wenn dieses wetterläunische Fräulein nicht neben dir steht, und dir Bürge für deine Sicherheit ist; du bist auch meineidig, und schmeichelst den Grossen. Was für ein Narr bist du, für ein kriechender Narr, zu pralen und zu stampfen und zu schwören, daß du meine Parthey halten wollest; du kaltherziger Sclave, hast du nicht wie ein Donner an meiner Seite gesprochen? Geschworen, daß du die Waffen für mich führen wollest, und mich ermahnet, mich deinem Glüke und deiner Stärke anzuvertrauen? Und nun trittst du auch zu meinen Feinden über? du, eine Löwen-Haut tragen? herab damit, wenn du noch eine Schaam in dir hast, und häng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern.

Östreich. O daß ein Mann mir das sagte!

Faulconbridge. Und häng' ein Kalbsfell um diese ehrlosen Schultern.

Östreich. Untersteh dich das zu sagen, Schurke, wenn dir dein Leben lieb ist.

Faulconbridge. Und häng' ein Kalbsfell um diese treulosen Schultern.

Östreich. Mich däucht, Richards Stolz und Richards Fall sollt' eine Warnung für euch seyn, Herr.

Faulconbridge. Was für Worte sind das? Wie schwanken meine Sehnen! Meines Vaters Feind in meines Vaters Raub gehüllt! Wie flüstert mir Alecto ins Ohr: Zögre nicht, Richard, schlage den nichtswürdigen Kerl zu Boden, zieh ihm dieses unvergleichliche Ehrenzeichen ab, das Denkmal des Triumphs deines Vaters über die Wilden--Nun bey seiner Seele schwöre ich, bey meines Vaters Seele, ich will nicht zweymal die Sonne aufgehen sehen, bis ich dieses Siegeszeichen von deinem Rüken gezogen, und dir das Herz davor zerschmettert habe, daß du dich unterstanden es zu tragen.

König Johann. Höre auf, du mißfällst uns mit solchen Reden, und vergissest dich selbst.

Dritte Scene. (Pandolph zu den Vorigen.)

König Philipp. Hier kommt der heilige Legat des Papsts.

Pandolph. Heil euch, ihr gesalbten Stadthalter des Himmels! An dich, König Johann, geht meine heilige Gesandtschaft. Ich, Pandolph, Cardinal Erz-Bischof von Meiland, und Legat des Papsts Innocentius allhier, frage dich in seinem Namen auf dein Gewissen, warum du gegen die Vorrechte der Kirche, unsrer heiligen Mutter, den erwählten Erz- Bischof von Canterbüry, Stephan Langton, so vorsezlicher und gewaltthätiger Weise von diesem heiligen Stuhl zurükstossest? Dieses ists, was in unsers vorbesagten heiligsten Vaters, Papsts Innocentius, Namen, ich dich fragen soll.

König Johann. Was für ein irdischer Name kan den freyen Athem geheiligter Könige zu Fragstüken anhalten? Du kanst keinen schlechtern, unwürdigern und lächerlichern Namen erdenken, Cardinal, um mich zu einer Antwort zu vermögen, als des Papsts seinen. Sag ihm das, und seze noch dieses aus Englands Mund hinzu, daß wir nicht gestatten werden, daß ein Italiänischer Priester Zehnden oder Zoll in unsern Gebieten einziehe; sondern, so wie wir in unsern Reichen, unter dem Himmel das oberste Haupt sind, so wollen wir auch unter ihm, diesem grossen Oberherrn, allein und ohne Beyhülf einer sterblichen Hand, dieses unser Ansehen behaupten. Sagt das dem Papst, mit Beyseitsezung aller Ehrfurcht gegen ihn und seine anmaßliche Autorität.

William Shakespeare
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