König Philipp. Bruder von England, ihr lästert indem ihr so sprecht.

König Johann. Ob gleich ihr und alle Könige der Christenheit euch von diesem unruhigen Priester auf eine grobe Art hintergehen laßt, daß ihr einen Fluch fürchtet, der sich mit Geld abkauffen läßt, und durch das Verdienst von abschäzigem Gold, Quark, Staub, verfälschten Ablaß von einem Menschen erkauft, der bey diesem Handel den Ablaß sich selber abkauft, ob gleich ihr und alle übrigen, euch so grob betrügen laßt, diesen heiligen Taschenspieler mit Einkünften zu überhäuffen; so hab ich doch Muth, ich allein, mich dem Papst entgegenzusezen, und halte seine Freunde für meine Feinde.

Pandolph. So sey dann du, kraft der rechtmäßigen Gewalt die ich habe, mit dem Fluch und Bann der Kirche belastet; und gesegnet soll der seyn, der sich wider seine Lehenspflicht gegen einen Kezer empört; und verdienstlich soll die Hand genennt werden, canonisirt und als heilig verehrt, die, durch was für ein Mittel es auch sey, dir dein verfluchtes Leben nimmt.

Constantia. O laß es erlaubt seyn, daß mir Rom eine Weile Plaz mache, ihm zu fluchen. Guter Vater Cardinal, sprich du Amen zu meinen Flüchen; denn ohne eine Kränkung, wie die meinige, ist keine Zunge, die Gewalt hat, ihm recht zu fluchen.

Pandolph. Hier, Lady, ist die gesezmäßige Vollmacht, die meinen Fluch rechtmäßig macht.

Constantia. Ist es der meinige minder? Wenn das Gesez kein Recht thun kan, so laßt rechtmäßig seyn, daß das Gesez kein Unrecht hindre; das Gesez kan meinem Kinde hier sein Königreich nicht geben; denn der, der von seinem Königreich Meister ist, ist Meister vom Gesez; da nun das Gesez selbst vollkommnes Unrecht ist, wie kan das Gesez meiner Zunge verbieten zu fluchen?

Pandolph. Philipp von Frankreich, wenn du nicht selbst in den Bann fallen willst, so laß die Hand dieses Erz-Kezers fahren, und biete die ganze Macht von Frankreich wider ihn auf, es wäre dann, daß er sich unter Rom demüthigte.

Elinor. Wirst du blaß, Frankreich? Laß deine Hand nicht gehen.

Constantia. Habe Sorge, Teufel, damit Frankreich sich nicht ändre, und durch Zurükziehung seiner Hand die Hölle eine Seele verliehre.

Östreich. König Philipp, gieb dem Cardinal Gehör.

Faulconbridge. Und häng' ein Kalbsfell um seine ehrlosen Schultern.

Östreich. Gut, Galgenschwengel, ich muß diese Beleidigungen einsteken, weil--

Faulconbridge. deine Hosen weit genug dazu sind, sie zu tragen.

König Johann. König Philipp, was sagst du zu dem Cardinal?

Constantia. Was kan er anders sagen, als wie der Cardinal.

Ludwig. Bedenket euch, Vater; die Frage ist, ob ihr euch den schweren Fluch von Rom, oder den leichten Verlust von Englands Freundschaft zuziehen wollt; wählet das leichteste Übel.

Blanca. Das ist Rom's Fluch.

Constantia. Ludwig, halte fest; der Teufel versucht dich hier in Gestalt einer schmuken jungen Braut.

König Johann. Der König ist unruhig, und giebt keine Antwort.

Constantia (zu Philipp.) O entfernt euch von ihm, und antwortet recht.

Östreich. Thut das, König Philipp, hängt nicht länger im Zweifel.

Faulconbridge. Häng nichts als ein Kalbsfell, du allerangenehmste Laus.

König Philipp. Ich bin ganz in Verwirrung, und weiß nicht was ich sagen soll.

Pandolph. Die Verwirrung würde noch grösser seyn, wenn du exkomunicirt und verflucht würdest.

König Philipp. Guter ehrwürdiger Vater, sezet euch an meine Stelle, und saget mir, was ihr thun würdet? Diese königliche Hand und die meinige sind nur erst zusammengefügt, und eine innerliche Vereinigung unsrer Seelen durch ein feyrliches Bündniß und die ganze Stärke geheiligter Eydschwüre unauflöslich gemacht worden. Der lezte Athem, den unsre Lippen zu Worten bildeten, war festgeschworne Treue, Friede, Freundschaft und aufrichtige Liebe zwischen uns und unsern Königreichen. Und unmittelbar vor diesem Friedenschluß, nicht länger als daß wir zu Beschwörung desselben die Hände waschen konnten, waren sie, der Himmel weiß es, mit neuvergoßnem Blut beflekt. Und sollen nun diese Hände, die nur erst davon gereiniget, nur erst in Freundschaft zusammengefügt worden, sich wieder trennen, die beschworne Treue brechen, und des Himmels spotten? Sollen wir so unbeständige Kinder aus uns selbst machen, einen Augenblik darauf wieder unsre Hände zurükzuziehen? Soll die beschworne Treue wieder abgeschworen, und das Brautbette des lächelnden Friedens von blutigem Krieg zertreten werden? O heiliger Mann, mein ehrwürdiger Vater, laßt es nicht so seyn! Erfindet, rathet, schlaget einen gelindern Weg vor, und wir wollen uns glüklich schäzen, euch zu willfahren und Freunde zu bleiben.

William Shakespeare
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