Macbeth

Page 03

Bartholin. de Causis contemptæ a Danis adhuc gentilibus mortis.) Übrigens ist das beste, was man von diesen Hexen-Scenen, worinn Shakespear den Glauben der ältesten Normannen mit Griechischem und Römischem Aberglauben vermischt; und, zu Vermehrung des Wunderbaren, noch eine gute Dosin von dem popularen Aberglauben seiner Zeit, als Bärte, Kazen, Ofengabeln und dergl. hinzugethan; zum Vortheil unsers Autors sagen kan, von dem (Spectator) bereits gesagt worden; und Dr. Warburton selbst versichert, daß mit allen diesen Extravaganzien das Schauspiel vom Macbeth die Macht gehabt, das Publicum, von der Königin Elisabeth Zeiten an bis auf den heutigen Tag, zu bezaubern.}

Vierte Scene. (Macbeth und Banquo, mit Soldaten und Gefolge.)

Macbeth. Einen solchen Tag, so schlimm und so schön zugleich, hab' ich noch nie gesehn.

Banquo. Wie weit ist es noch nach Foris?--Wer sind diese hier, so grau von Haaren, und so wild in ihrem Anzug? Sie sehen keinen Einwohnern unsrer Erde gleich, und sind doch da. Lebt ihr, oder seyd ihr etwas, dem ein Sterblicher Fragen vorlegen kan? Ihr scheint mich zu verstehen, indem jede zugleich ihren verkürzten Finger an ihre hautigen Lippen legt--Ihr solltet Weibsbilder seyn, und doch verbieten mir eure Bärte, euch dafür zu halten.

Macbeth. Redet, wenn ihr könnt; wer seyd ihr?

1. Hexe. Heil dir, Macbeth! Heil dir, Than von Glamis!

2. Hexe. Heil dir, Macbeth; Heil dir, Than von Cawdor!

3. Hexe. Heil dir, Macbeth; der einst König seyn wird!

Banquo. Warum bebt ihr so zurük, und scheint euch vor Dingen zu entsezen, die so schön klingen?--

(Zu den Hexen.)

Beym Namen der Wahrheit, redet! Seyd ihr Geister, oder würklich das, was ihr von aussen scheint? Ihr grüßt meinen edeln Gefährten, mit gegenwärtigem Glük und grossen Weissagungen von edler Befördrung und von königlicher Hoffnung, wovon er ganz ausser sich selbst gesezt scheint; zu mir sagt ihr nichts. Wenn ihr in die Saat der Zeit schauen, und sagen könnt, welches Saamen-Korn wachsen wird, und welches nicht; so redet zu mir, der weder um eure Gunst bittet, noch euern Haß fürchtet.

1. 2. und 3. Hexe, (eine nach der andern:) Heil dir!

1. Hexe. Kleiner als Macbeth, und grösser!

2. Hexe. Nicht so glüklich, aber weit glükseliger.

3. Hexe. Du wirst kein König seyn, aber Könige zeugen, und so, Heil euch, Macbeth und Banquo!

1. Hexe. Banquo und Macbeth, Heil euch!

Macbeth. Harret, ihr geheimnisvolle Sprecher, und sagt mir mehr; durch Sinels Tod* (diß weiß ich) bin ich Than von Glamis; aber wie von Cawdor? Der Than von Cawdor lebt, und lebt im Schoos des Glüks; und daß ich einst König seyn werde, ist eben so unglaublich. Sagt, von wem habt ihr diese wunderbare Vorhersicht? Oder warum haltet ihr auf dieser dürren Heide unsre Reise durch solche prophetische Grüsse auf?--Redet, ich beschwöre euch!

{ed.-* Sinel war Macbeths Vater. Pope.}

(Die Hexen verschwinden.)

Banquo. Die Erde hat Blasen, wie das Wasser, und diese sind welche davon; wo sind sie hingekommen?

Macbeth. In die Luft; und was körperlich schien, zerfloß wie Athem, in den Wind--Ich wollte, sie wären noch da.

Banquo. Waren diese Dinge würklich hier, wovon wir reden; oder haben wir von der tollen Wurzel gegessen, die die Vernunft gefangen nimmt?

Macbeth. Eure Kinder sollen Könige werden--

Banquo. Ihr selbst sollt König seyn!

Macbeth. Und Than von Cawdor dazu; hieß es nicht so?

Banquo. Das waren ihre Worte--Wer kommt hier?

Fünfte Scene. (Rosse und Angus zu den Vorigen.)

Rosse. Der König hat, o Macbeth, die glükliche Nachricht von deinen Siegen erhalten--Die Grösse der Thaten, die du im Gefecht mit den Rebellen gehäuft hast, schien in seinen bewundernden Augen das Ziel des menschlichen Ruhms--Aber kaum hatte er, ermüdet von deinem Lobe, den Mund geschlossen, als er hörte, daß du gegen die unbändigen Norwegischen Schaaren dich selbst übertroffen habest. So dik wie Hagel kam Zeitung auf Zeitung, jede mit deinen Thaten, dem mächtigen Schuz dieses Königreichs, beladen, und schüttete dein Lob vor ihm aus.

William Shakespeare
Classic Literature Library

All Pages of This Book
Coriolanus
Der Erste Theil von K?nig Heinrich dem vierten
Der Kaufmann Von Venedig
Der Sturm
Der Zweyte Theil von K?nig Heinrich dem vierten
Die Irrungen
Ein Sommernachtstraum
Hamlet, Prinz von D?nnemark
Julius C?sar
Leben und Tod des K?nigs Johann
Leben und Tod Konigs Richard des zweyten
Maa? f?r Maa?
Macbeth
Othello, der Mohr von Venedig
Romeo und Julia
Romeo und Juliette
Timon von Athen
Was ihr wollt
Wie es euch Gefallt
The Tragedie of Macbeth