Macbeth

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Mörder. Es ist nur eins gethan, der Sohn ist entwischt.

2. Mörder. Wir haben die beßre Hälfte unsers Geschäfts verlohren.

1. Mörder. Gut, wir wollen gehn, und sagen, was gethan ist.

(ab.)

Fünfte Scene. (Verwandelt sich in einen prächtigen Saal im Schlosse.) (Eine aufgerüstete Tafel, mit Speisen. Macbeth, Lady Macbeth, Rosse, Lenox, Lords und Gefolge treten auf.)

Macbeth. Ihr kennt euren Rang, Milords, sezt euch, alle, vom ersten zum lezten, herzlich willkommen!

Lords. Wir danken Eu. Majestät.

Macbeth. Wir wollen uns selbst bald hier bald da unter die Gesellschaft mischen, und den aufwartsamen Gastwirth machen; Unsre Wirthin scheint ihre Rolle zu vergessen, aber wir wollen sie bey Gelegenheit ersuchen, ihre Gäste willkommen zu heissen.

(Sie sezen sich.)

Lady. Thut Ihr's an meiner Statt, Sir, gegen alle unsre Freunde; mein Herz wenigstens heißt sie alle willkommen.

(Der erste Mörder kommt an die Thüre.)

Macbeth. Sieh, wie ihre dankbaren Herzen dir entgegen wallen! Beyde Seiten sind besezt; hier will ich mich in die Mitte sezen; seyd munter, wir wollen bald den Becher rund um die Tafel gehen lassen--

(er erblikt den Mörder, geht gegen die Thüre zu, und sagt leise:)

Es ist Blut in deinem Gesicht--

Mörder. So ist es Banquo's.

Macbeth. Ist er geliefert?

Mörder. Gnädigster Herr, ich erspart' ihm die Mühe, sich die Gurgel selbst abzuschneiden.

Macbeth. Du bist der Erste unter allen Gurgel-Abschneidern; und der nächste an dir ist, der dem Fleance das nehmliche that; Wenn du der wärst, so hast du deines gleichen nicht.

Mörder. Königlicher Herr, Fleance ist entronnen.

Macbeth. So kommt mein Fieber wieder; sonst wär' ich vollkommen gesund gewesen; ganz wie Marmor, gegründet wie ein Fels, unumschränkt und allgemein, wie die umgebende Luft: Nun bin ich eingeschlossen, angebunden, und meinen alten Zweifeln und Besorgnissen überliefert. Aber Banquo ist doch sicher?

Mörder. Ja, mein Gnädigster Herr: Denn er ligt in einem Graben, mit zwanzig tiefen Wunden in seinem Kopfe, wovon die kleinste tödtlich war.

Macbeth. Ich danke dir; hier liegt die erwachsne Schlange; der Wurm, der entflohen ist, hat die Fähigkeit, mit der Zeit Gift zu zeugen, aber keine Zähne für die dermalige. Geh du izt, morgen wollen wir's noch einmal hören.

(Der Mörder geht ab.)

Lady. Mein Königlicher Herr, ihr reguliert eure Freunde nicht wohl; wenn man bey einem Gastmal nur essen soll, so könnte man das zu Hause bequemer thun; ausser Hause sind Unterhaltung und gemeinschaftliche Frölichkeit das Gewürz, ohne welches die besten Schüsseln unschmakhaft sind.

(Banquo's Geist steigt empor, und sezt sich an den Plaz, den man für Macbeth leer gelassen.)

Lenox. Gefällt es Eu. Hoheit, Plaz zu nehmen?

Macbeth. Hier hätten wir nun die Zierden unsers Vaterlandes beysammen, wenn die verdienstvolle Person unsers Freundes Banquo nicht mangelte; gebe der Himmel, daß seine Abwesenheit eher von einem Mangel an Gefälligkeit gegen uns, als von einem Unglük, das ihm zugestossen, herrühre!

Rosse. Seine Abwesenheit, Sire, macht sein Versprechen tadelhaft. Gefällt es Eu. Hoheit, uns mit Ihrer königlichen Gesellschaft zu beglüken?

Macbeth

(mit Entsezen, indem er den Geist erblikt, den sonst niemand sieht.)

Die Tafel ist voll!

Lenox. Hier ist ein aufbehaltner Plaz, Sire.

Macbeth. Wo?

Lenox. Hier, mein Gnädigster Herr--Was bewegt Eu. Hoheit so sehr?

Macbeth (ausser sich.) Welcher von euch hat das gethan?

Lords. Was dann, Gnädigster Herr?

Macbeth (zum Geist.) Du kanst nicht sagen, ich hab es gethan: schüttle deine blutigen Loken nicht so gegen mich!

Rosse. Meine Herren, wir wollen aufstehen; seine Hoheit ist nicht wohl.

Lady. Bleibet sizen, lieben Freunde, Milord ist oft so, und ist von Jugend an so gewesen. Ich bitte euch, behaltet eure Pläze. Der Anstoß daurt nur einen Augenblik, in einem Gedanken wird er wieder wohl seyn. Wenn ihr viel Aufmerksamkeit auf ihn habt, so macht ihr ihn böse und verlängert dadurch sein Übel.

William Shakespeare
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