Macbeth

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Du hast meiner ungewissen Furcht eine Richtung gegeben. Aber nur noch ein Wort--

1. Hexe. Er läßt sich nicht befehlen; hier ist ein andrer mächtigerer, als der erste.

(Donner.)

(Eine Erscheinung von einem blutigen Kinde steigt empor.)

Erscheinung. Macbeth, Macbeth! Macbeth!

Macbeth. Hätt' ich drey Ohren, ich wollte dir aufhorchen.

Erscheinung. Sey blutig, kühn und entschlossen; verlache was ein Mensch gegen dich vermag: denn von niemand, der von einem Weibe geboren ward, soll Macbeth jemals Harm empfangen.

(Die Erscheinung steigt herab.)

Macbeth. So lebe, Macduff! Was hab' ich nöthig, dich zu fürchten? Und doch will ich die Sicherheit doppelt sicher machen, und ein Pfand vom Schiksal nehmen; du sollt nicht leben, damit ich der bleichsüchtigen Furcht sagen könne, sie lüge, und mitten im Donnerwetter schlafe.

(Donner.)

(Eine Erscheinung von einem gekrönten Kinde, mit einem Baum in der Hand, steigt empor.) Was ist diß, das gleich dem Abkömling eines Königs emporsteigt, und um seine kindliche Stirne den Cirkel der Majestät trägt?

Alle. Horch, aber rede nicht!

Erscheinung. Sey muthig wie ein Löwe, stolz und unbekümmert, wer murre, wer sich auflehne, wer sich gegen dich verschwöre. Macbeth soll niemals bezwungen werden, bis der grosse Birnam-Wald auf Dunsinans Hügel gegen ihn angezogen kommen wird.

(Steigt herab.)

Macbeth. Das wird niemals geschehen. Wer kan den Bäumen von Birnam befehlen, daß sie ihre tiefen Wurzeln entfesseln? Angenehmes Orakel! Gut! Wenn die Empörung ihr Haupt nicht erheben soll, bis der Wald von Birnam von seinem Plaz aufsteht, so wird unser Macbeth die Dauer der Natur ausleben--und doch pocht mein Herz noch, ein einziges Ding zu wissen; sagt mir, (wenn eure Wissenschaft so weit reicht) wird Banquos Nachkommenschaft jemals in diesem Reiche herrschen?

Alle. Verlange nicht mehr zu wissen.

(Der Kessel sinkt in den Grund.)

Macbeth. Ich will befriedigt seyn. Versagt ihr mir's, so fall' ein ewiger Fluch auf euch! Laßt michs wissen. Warum sinkt der Kessel? und was für ein Getön ist das?

(Man hört einen Marsch von Hautbois.)

1. Hexe. Erscheint!

2. Hexe. Erscheint!

3. Hexe. Erscheint!

Alle. Erscheint vor ihm, und härmt sein Herz! Kommt wie Schatten, und verschwindet wieder. (Acht Könige, von Banquo geführt, erscheinen einer nach dem andern, und gehen langsam bey Macbeth vorbey; der lezte hält einen Spiegel in der Hand.)

Macbeth (während daß sie vorbeygehen.) Du gleichst zu sehr dem Geist des Banquo; hinab!--deine Crone verwundet meine Augäpfel--Du gleichst dem ersten--und du dem vorigen--Ihr garstigen Unholden, wofür zeigt ihr mir das? ein Vierter!--Erstarre, mein Auge! Wie? wird sich dieser verdammte Zug bis an den jüngsten Tag erstreken? Noch einer?--Ein Siebenter! Ich will nicht mehr sehen--aber da kommt noch der Achte, und trägt einen Spiegel, worinn er mir noch viele andre zeigt; ja ich sehe einige, welche doppelte Reichs-Äpfel und dreyfache Scepter tragen. * Abscheuliches Gesichte! Nein, nun, seh ich, ist's wahr; denn der wundenvolle Banquo lächelt auf mich, und deutet mit der Hand auf diese hier--wie, ist es so?

{ed.-* Dieses war ein Compliment für Jacob den I. der beyde Inseln und die drey Reiche zuerst unter ein Haupt brachte, und dessen Haus, der Sage nach, von Banquo abstammte.}

1. Hexe. Ja, Sir, alles ist so. Aber warum steht Macbeth so erstaunt da? Kommt, Schwestern, laßt uns, seine Geister aufzumuntern, ihm die beste unsrer Lustbarkeiten zeigen; ich will die Luft bezaubern, Musik zu unserm grotesken Rundtanz zu machen, damit dieser grosse König sagen könne, daß wir ihm Ehre angethan haben.**

{ed.-** Reime, im Original; wie alles was die Hexen im ganzen Stüke sprechen.}

(Musik. Die Hexen machen einen Tanz und verschwinden.)

Macbeth. Wo sind sie? Weg?--Laß diese verderbliche Stunde auf ewig verflucht im Calender stehen!--Komm herein, du draussen! (Lenox kommt herein.)

Lenox. Was befiehlt Eu. Hoheit?

Macbeth. Saht ihr die Zauber-Schwestern?

Lenox. Nein, gnädigster Herr.

William Shakespeare
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