Ich bin gepfeffert für diese Welt, das glaubt mir; der Henker hole eure beyden Häuser! Wie? ein Hund, eine Raze, eine Maus, eine Kaze soll einen Mann zu tod krazen? Eine feige Hure, ein Schurke, ein Lumpen-Kerl, der nach dem Rechenbuch ficht? Warum zum Teufel kam't ihr zwischen uns? Ich wurde unter euerm Arm gestossen--
Romeo. Ich that es aus der besten Absicht.
Mercutio. Hilf mir in irgend ein Haus, Benvolio, oder ich werde umsinken--Die Pest über eure Häuser! Sie haben eine Wurms-Mahlzeit aus mir gemacht; ich hab' es, und bald genug--Den Teufel über eure Häuser!--
(Mercutio und Benvolio gehen ab.)
Zweyte Scene.
Romeo. Dieser Edelmann, ein naher Verwandter des Prinzen, mein bester Freund, muß um meinetwillen sein Leben lassen--meine Ehre ist durch Tybalts Lästerungen beflekt, Tybalts, der kaum seit einer Stunde mein Vetter ist: O süsse Juliette, deine Schönheit hat mich weibisch gemacht--Würd' ein Mann soviel leiden und gelassen bleiben? (Benvolio tritt auf.)
Benvolio. O Romeo, Romeo, der brave Mercutio ist todt--
Romeo. Dieser unglükselige Tag, es ahnet mir, wird mehr andre nach sich ziehen--
(Tybalt zu den Vorigen.)
Benvolio. Hier kommt der rasende Tybalt wieder zurük.
Romeo. Lebend, im Triumph? und Mercutio ist erschlagen? Hinweg gen Himmel, zurükhaltende Sanftmuth, und du, feuer-augichte Wuth, sey nun meine Führerin! Nun, Tybalt nimm den nichtswürdigen Kerl zurük, den du vorhin mir gabst--Mercutio's Seele schwebt nicht weit über unsern Häuptern und wartet auf die deinige--Du oder ich, einer von uns muß ihm Gesellschaft leisten.
Tybalt. Du, armseliger Junge, der hier mit ihm zu lauffen gewohnt war, du sollst mit ihm.
(Sie fechten; Tybalt fällt.)
Benvolio. Romeo, hinweg, fliehe--die Bürger lauffen zusammen, und Tybalt ist erschlagen--Steh nicht so sinnlos da--der Prinz wird dein Todes- Urtheil sprechen, wenn du ergriffen wirst--Hinweg, fliehe, fort!
Romeo. O! Ich unglükseliger Ball des Glüks--
Benvolio. Wie, du zögerst noch?
(Romeo entweicht.)
Dritte Scene. (Einige Bürger treten auf.)
Bürger. Welchen Weg floh Tybalt, der den Mercutio ermordet hat? Wo floh er hin?
Benvolio. Hier ligt Tybalt.
Bürger. Auf, Herr, geht mit mir--ich befehle dir's in des Fürsten Namen, gehorche. (Der Prinz, Montague, Capulet, ihre Weiber, u. s. w. treten auf.)
Prinz. Wo sind die schändlichen Urheber dieser Unruh?
Benvolio. Gnädigster Herr, ich kan den ganzen unglüklichen Hergang dieses fatalen Zwists erzählen; hier ligt, vom jungen Romeo erschlagen, der Mann der den tapfern Mercutio, euern Vetter erschlug.
Lady Capulet. Tybalt, mein Neffe! O meines Bruders Kind! Unglükseliger Anblik! O weh mir, das Blut meines liebsten Neffen ist vergossen--Prinz, so wahr du diesen Namen verdienst, so laß unser Blut durch das Blut des mördrischen Montague gerochen werden.
Prinz. Benvolio, wer war der Anfänger des Handels?
Benvolio. Tybalt, der hier von Romeo's Hand erschlagen ligt, von Romeo, der ihm freundlich zuredete, ihn bat die Gefährlichkeit der Händel, die er anfieng, zu bedenken, und daß er sich die schärfste Ahndung von Eurer Durchlaucht zuziehen werde; aber alles was er mit sanfter Stimme, ruhigen Bliken, und demüthig gebognen Knien sagte, war nicht vermögend die wüthende Galle des tauben Tybalts zu besänftigen--noch ihn abzuhalten, den scharfen Stahl nach des kühnen Mercutio Brust zu züken, der gleich hizig ihm Stoß um Stoß wiedergab, und mit furchtlosem Kaltsinn, mit der einen Hand den kalten Tod auf die Seite schlug, mit der andern ihn zu Tybalt zurük sandte, von dessen geschikter Faust er gleich wieder auf seinen Gegner zurükprallte.--Romeo ruft was er kan: haltet ein! Freunde! Freunde, haltet ein! und schneller als seine Zunge schlägt sein behender Arm beyder tödtliche Klingen nieder, und stürzt sich zwischen sie: Aber in eben diesem Augenblik durchbort, unter seinem Arm, ein unglüklicher Stoß von Tybalt des unbändigen Mercutio's Herz; Tybalt entflieht, aber bald kommt er wieder zu Romeo zurük, den eines Freundes Tod zur Rache anspornt, und wie der Bliz sind sie an einander: Denn eh ich sie von einander reissen konnte, war Tybalt erschlagen, und so wie er fiel, begab sich Romeo auf die Flucht.