Adam. Nein, tut das nicht! ich hab fünfhundert Kronen, Sorgsam ersparten Lohn von Eurem Vater; Ich legt ihn bei, mein Pfleger dann zu sein, Wann mir der Dienst erlahmt in schwachen Gliedern Und man das Alter in die Ecke wirft. Nehmt das, und der die jungen Raben füttert, Ja, sorgsam für den Sperling Vorrat häuft, Sei meines Alters Trost! Hier ist das Gold; Nehmt alles, laßt mich Euren Diener sein. Seh ich gleich alt, bin ich doch stark und rüstig; Denn nie in meiner Jugend mischt ich mir Heiß und aufrührerisch Getränk ins Blut. Noch ging ich je mit unverschämter Stirn Den Mitteln nach zu Schwäch und Unvermögen. Drum ist mein Alter wie ein frischer Winter, Kalt, doch erquicklich. Laßt mich mit Euch gehn! Ich tu den Dienst von einem jüngern Mann In aller Eurer Notdurft und Geschäften.

Orlando. O guter Alter, wie so wohl erscheint in dir der treue Dienst der alten Welt, Da Dienst um Pflicht sich mühte, nicht um Lohn! Du bist nicht nach der Sitte dieser Zeiten, Wo niemand mühn sich will als um Befördrung, Und kaum daß er sie hat, erlischt sein Dienst Gleich im Besitz. So ist es nicht mit dir. Doch, armer Greis, du pflegst den dürren Stamm, Der keine Blüte mehr vermag zu treiben Für alle deine Sorgsamkeit und Müh. Doch komm wir brechen miteinander auf; Und eh wir deinen Jugendlohn verzehrt, Ist uns ein friedlich kleines Los beschert.

Adam. Auf, Herr! und bis zum letzten Atemzug Folg ich Euch nach, ergeben ohne Trug. Von siebzehn Jahren bis zu achtzig schier Wohnt ich, nun wohn ich ferner nicht mehr hier. Um siebzehn ziemt's, daß mit dem Glück man buhle, Doch achtzig ist zu alt für diese Schule. Könnt ich vom Glück nur diesen Lohn erwerben, Nicht Schuldner meines Herrn und sanft zu sterben!

(Ab.)

Vierte Szene

Der Wald

(Rosalinde als Knabe, Celia, wie eine Schäferin gekleidet, und Probstein treten auf)

Rosalinde. O Jupiter! wie matt sind meine Lebensgeister!

Probstein. Ich frage nicht nach meinen Lebensgeistern, wenn nur meine Beine nicht matt wären.

Rosalinde. Ich wäre imstande, meinen Mannskleidern eine Schande anzutun und wie ein Weib zu weinen. Aber ich muß das schwächere Gefäß unterstützen, denn Wams und Hosen müssen sich gegen den Unterrock herzhaft beweisen. Also Herz gefaßt, liebe Aliena!

Celia. Ich bitte dich, ertrage mich, ich kann nicht weiter.

Probstein. Ich für mein Teil wollte Euch lieber ertragen als tragen. Und doch trüge ich kein Kreuz, wenn ich Euch trüge; denn ich bilde mir ein, Ihr habt keinen Kreuzer in Eurem Beutel.

Rosalinde. Gut, dies ist der Ardenner Wald.

Probstein. Ja, nun bin ich in den Ardennen, ich Narr; da ich zu Hause war, war ich an einem bessern Ort, aber Reisende müssen sich schon begnügen.

Rosalinde. Ja, tut das, guter Probstein.--Seht, wer kommt da? Ein junger Mann und ein alter in tiefem Gespräch.

(Corinnus und Silvius treten auf.)

Corinnus. Dies ist der Weg, daß sie dich stets verschmäht.

Silvius. O wüßtest du, Corinnus, wie ich liebe!

Corinnus. Zum Teil errat ich's, denn einst liebt ich auch.

Silvius. Nein, Freund: alt wie du bist, errätst du's nicht, Warst du auch jung ein so getreuer Schäfer, Als je aufs mitternächtge Kissen seufzte; Allein, wenn deine Liebe meiner gleich-- Zwar glaub ich, keiner liebte jemals so-- Zu wieviel höchlich ungereimten Dingen Hat deine Leidenschaft dich hingerissen?

Corinnus. Zu Tausenden, die ich vergessen habe.

Silvius. O dann hast du so herzlich nie geliebt! Entsinnst du dich der kleinsten Torheit nicht, In welche dich die Liebe je gestürzt, So hast du nicht geliebt; Und hast du nicht gesessen, wie ich jetzt, Den Hörer mit der Liebsten Preis ermüdend, So hast du nicht geliebt; Und brachst du nicht von der Gesellschaft los Mit eins, wie jetzt die Leidenschaft mich heißt, So hast du nicht geliebt.--O Phöbe! Phöbe! Phöbe!

(Ab.)

Rosalinde. Ach, armer Schäfer! deine Wunde suchend, Hab ich durch schlimmes Glück die meine funden.

Probstein. Und ich meine. Ich erinnre mich, da ich verliebt war, daß ich meinen Degen an einem Stein zerstieß und hieß ihn das dafür hinnehmen, daß er sich unterstände, nachts zu Hannchen Freundlich zu kommen; und ich erinnre mich, wie ich ihr Waschholz küßte und die Euter der Kuh, die ihre artigen, rissigen Hände gemolken hatten. Ich erinnre mich, wie ich mit einer Erbsenschote schön tat, als wenn sie es wäre, und ich nahm zwei Erbsen, gab sie ihr wieder und sagte mit weinenden Tränen: "Tragt sie um meinetwillen." Wir treuen Liebenden kommen oft auf seltsame Sprünge; wie alles von Natur sterblich ist, so sind alle sterblich Verliebten von Natur Narren.

William Shakespeare
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